Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Verkehrsverbände gegen Kompromisse bei der Linie 5
Stadt und Stadtwerke wollen die Planung aufteilen. Kritiker fürchten nun Verzögerungen und fordern eine klare Linie
Die Planungen für die Straßenbahnlinie 5 vom Hauptbahnhof zum Klinikum stoßen auf Kritik bei den Verkehrsverbänden ANA (Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr Augsburg) und VCD (Verkehrsclub Deutschland). Wie berichtet soll der Stadtrat beschließen, die Planungen für die Strecke aufzuteilen, um weitere Verzögerungen zu vermeiden. Speziell die Verkehrsführung am Knotenpunkt BürgermeisterAckermann-Straße/Kriegshaberstraße ist so kompliziert, dass Umplanungen nötig sind – um eine Gesamtverzögerung zu vermeiden, soll der bahnhofsnahe Abschnitt nun schneller zur Genehmigung eingereicht werden.
Beide Verbände kritisieren, dass dieses Verfahren aber Probleme mit sich bringe. Mit dem Einreichen der Planunterlagen vom Bahnhofstunnel bis zur westlichen Seite der Ackermann-Brücke sei praktisch festgeschrieben, dass die Tram auch im weiteren Verlauf der Ackermann-Straße in der Straßenmitte zu fahren hat, so eine Befürchtung. Das ist momentan in der Tat so geplant, aber noch nicht endgültig festgeklopft. Sollte sich später ergeben, so VCD-Vorsitzender Christian Ohlenroth, dass im Außenbereich eine Trassierung zum Beispiel am Rand der Ackermann-Straße Vorteile bringe, sei es zu spät.
Auch die ANA fürchtet, dass die Mittellage damit zementiert wäre. Der dann fällige Neubau der ohnehin maroden Ackermann-Straße gehe auf Kosten des Straßenbahnprojekts. Hinsichtlich der Kapazitätsprobleme auf der AckermannStraße fordert die ANA von Stadt und Stadtwerke eine klare Kante. „Die Linie 5 als zweite Verbindung zum Klinikum wird nur als schnelle und störungsfreie Verbindung zusätzliche Fahrgäste gewinnen und wirtschaftlich vertretbar sein. Mit Kompromissen zugunsten des Straßenverkehrs wird dieses Ziel nicht zu erreichen sein“, so ANA-Vorsitzender Jörg Schiffler. Statt die Straße zu verbreitern, wäre es sinnvoll, eine eigene Brücke für die Tram zu bauen. An der Ulmer Landstraße in Stadtbergen habe man für die Linie 2 ja auch eine Unterführung gebaut.
Der Stadtrat soll am kommenden Donnerstag darüber entscheiden, wie man mit den Planungen weiter verfährt. Die Stadtwerke präsentierten „Stückwerk“, so FW-Stadtrat Volker Schafitel bei der Vorberatung im Bauausschuss. „Das alles erscheint konfus. Es gibt keinen roten Faden.“Auch andere Stadträte hatten Vorbehalte, letztlich stimmte Schafitel als einziger Stadtrat dagegen. Nach dem Wahldebakel für die CSU bei der Landtagswahl hat sich die Augsburger CSU als kleinster Bezirksverband positioniert. „Es muss personelle Erörterungen geben“, so der Augsburger Parteichef Johannes Hintersberger am Montag. Den Namen von Parteichef Horst Seehofer nennt Hintersberger zwar nicht explizit, allerdings kritisierte er die Parteiführung bereits am Tag nach der Wahl im Parteivorstand recht offen. So weit wie die schwäbische CSU, die einen Sonderparteitag auch zu Personalfragen fordert, geht der Augsburger Schwesterverband nach einem Vorstandstreffen am Wochenende aber nicht.
Unabhängig von den Personaldebatten um Seehofer mahnt Hintersberger eine inhaltliche Manöverkritik an. Sich jetzt jemanden zu suchen, den man „einen Kopf kürzer machen“könne, und thematisch nichts zu ändern, sei zu einfach. „Ein Weiterwursteln kann bei so einem Ergebnis nicht in Frage kommen“, so Hintersberger. Diese Diskussionen müssten „konsequent und zeitnah“geführt werden.
Die Partei müsse sich Gedanken über den innerparteilichen Umgang machen – mit „Profilgegeiere“werde man kaum dahin kommen, als „Wertepartei“gesehen zu werden, so Hintersberger. Er spielt damit offenbar auf das Dauerhickhack zwischen Ministerpräsident Markus Söder und Seehofer an. Das für die CSU verheerende Wahlergebnis müsse man auch als „Chance sehen, sich selbst zu hinterfragen“.