Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Fußball-Nachlese
Ein Absturz und zwei Spielabbrüche
Landkreis Der letzte Spieltag der Vorrunde wurde gleich von zwei Spielabbrüchen überschattet. „Diese drei Punkte hätte ich gerne anders geholt“, war Christian Ludl, der Trainer des TSV Zusmarshausen, noch immer schockiert, was sich rund um das Heimspiel gegen
Suryoye Augsburg zugetragen hatte. Nach dem vierten Platzverweis waren die sich benachteiligt fühlenden Gäste in der 65. Minute beim Stand von 2:2 geschlossen in die Kabine marschiert und nicht wieder erschienen. Nach einer halben Stunde des Wartens brach Schiedsrichter Stefan Waschhauser (Kleinkötz) dann ab. Was genau geschehen ist – darüber gehen die Meinungen und Aussagen auseinander (siehe Regionalsport). „Alle ausgesprochenen Strafen waren gerechtfertigt“, sagt Kreisspielleiter Reinhold Mießl, der nicht zufällig vor Ort war: „Suryoye steht seit einiger Zeit unter Beobachtung des BFV“, erklärte er. „In diesem Fall handelt es sich um einen selbst verschuldeten Abbruch, sodass die Punkte wohl an den TSV Zusmarshausen gehen werden.“
Kilometer weiter eskalierte das Geschehen in der Nachspielzeit. In der Partie SSV Peterswörth – SV Holzheim (Kreisklasse West 2) eskalierte das Geschehen, nachdem die Gäste in der 87. und 91. Minute die Partie gedreht hatten und Schiedsrichter Birkan Cömüz die Kontrolle verlor. Auch hier gab es verschiedene Sichtweisen. Gegenüber Spielleiter Franz Bohmann gab der Unparteiische an, von einem Spieler angegangen worden zu sein. Erwin Feroudj, Vorsitzender des SSV Peterswörth, kritisiert das Verhalten des Schiedsrichters. In einem fairen Spiel seien die Emotionen erst durch den Unparteiischen hereingetragen worden. Für Alexander Bschorer, Abteilungsleiter beim SV Holzheim, ist das Spiel regulär beendet worden. „Der Schiedsrichter hat gepfiffen und in Richtung Mittelkreis gezeigt.“Erst danach habe es Tumulte gegeben, an denen nur Peterswörther beteiligt waren. Er hofft, dass Holzheim der Sieg zugesprochen wird und es keine Neuansetzung gibt.
Im Spitzenspiel war ein Klassenunterschied
Geschlagen – allerdings sportlich – wurde auch der TSV Gersthofen. „Da war ein Klassenunterschied. Der FC Ehekirchen war uns in allen Belangen überlegen. Nur in den ersten zehn Minuten waren wir auf Augenhöhe“, konnte Florian Fischer, Trainer des TSV Gersthofen, seinem Gegenüber Michael Panknin nach dem 3:1 nur gratulieren. „Wir haben keine 1:1-Situation lösen können und waren nach vorne extrem harmlos“, so Fischer, der sich erhofft hatte, dass mit dem beiden Youngsters Ibrahim Neziri und Nico Baumeister mehr geht. „Die junge Truppe der zweiten Halbzeit hatte mit dem Relegationsteam nicht mehr viel zu tun“, so Fischer.
Vielleicht könnte ein Spieler vom Schlage eines Stefan Schnurrer – in der vergangenen Saison erfolgreichster Torschütze und im Sommer heftig vom Bayernligisten Schwaben Augsburg umworben – helfen, der dem Vernehmen nach wieder Lust am Fußball gefunden hat. Allerdings nicht beim TSV Gersthofen. Der 24-Jährige wird mit dem SV Cosmos Aystetten in Verbindung gebracht. „Davon habe ich auch schon gehört“, findet es Florian Fischer schade, dass das Eigengewächs seinen Heimatverein, für den schon sein Vater Reinhard gekickt hat, verlassen will.
Während sich der TSV Haunstetten und der TSV Neusäß im Spitzenspiel torlos trennten, mussten die Verfolger Federn lassen. Der TSV Dinkelscherben verlor gegen Aufsteiger FC Haunstetten nach haarWenige sträubenden Abwehrfehlern mit 1:4, der FC Horgau hatte beim SSV Anhausen mit 2:3 das Nachsehen. Damit haben sich beide zunächst einmal aus dem Aufstiegsrennen verabschiedet.
Den Elfmeter weit ins Anhauser Tal geschossen
Die Horgauer Niederlage nahm Spielertrainer Franz Stroh auf seine Kappe: „Ich hätte den Elfmeter verwandeln müssen, dann hätte das Spiel vielleicht noch eine Wende nehmen können. Aber ich habe die Kugel ins Anhauser Tal geschossen. Ich glaube, die suchen den Ball immer noch irgendwo im Wald“, zeigte er zumindest Galgenhumor.
Kommen wir zu wirklich Erfreulichem: Der Herbstmeistertitel nach Abschluss der Vorrunde ist zwar ein Titel ohne Mittel, doch durften sich darüber aus dem Verbreitungsgebiet der AZ Augsburger Land der TSV Neusäß, der TSV Täfertingen, der SC Biberbach, der TSV Fischach, der TSV Steppach sowie die SG Wörleschwang und der SV Ottmarshausen II freuen.
Biberbachs Sportlicher Leiter Georg Schuster wünscht sich diese Saison nichts mehr als den Aufstieg in die Kreisklasse. Nach fünf Jahren A-Klasse Nordwest lechzt man am Galgenberg förmlich nach der höheren Liga und nach Abschluss der Vorrunde spricht vieles dafür. Die Kicker in Gelb-Schwarz stehen ungeschlagen an der Tabellenspitze. Dass es so gut läuft, wundert dann doch ein bisschen: „Wir hatten diesmal brutal viele Urlauber und mussten ständig improvisieren“, so Schuster. Und dann ruft seiner Meinung nach die Mannschaft nicht ihr ganzes Potenzial ab: „Wir könnten noch deutlich besser spielen“, ist er sich sicher. Sehr vermisst wird im Team der verletzte Kapitän Simon Widmann (Kreuzbandriss) und auch Trainer Johannes Schlumberger. „Der Coach würde unserem Spiel sicher guttun, aber nach Operationen an der Achillessehne glaube ich nicht, dass er bei uns noch aktiv eingreifen wird“, beurteilt Schuster die Situation nüchtern.
Ein bisschen lachen konnte am Ende auch Abteilungsleiter Torsten Vrazic vom Bezirksligisten TSV Meitingen. Sein Team erzielte in der Nachspielzeit durch einen von Artur Fichtner verwandelten Foulelfmeter wenigstens noch den 1:1-Ausgleich im Heimspiel gegen die SSV Glött und konnte somit das Abrutschen in die hinteren Tabellenregionen vermeiden. „Auf dieses Ergebnis lässt sich nun aufbauen“, atmete Vrazic tief durch.