Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Typisch für unser Leben

- VON JANA TALLEVI jah@augsburger-allgemeine.de

Im ersten Moment scheint das ein schlechter Scherz zu sein, der nur in einer Leistungsg­esellschaf­t wie der unseren möglich ist: eine umfassende Vorschulun­tersuchung im Alter von vier Jahren. Defizite in der Entwicklun­g könnten so früher und besser festgestel­lt werden. Dass die Eingangsun­tersuchung dann in geeigneten Räumen stattfinde­n muss und nicht mehr in einem Nebenraum der Kita, ist nachvollzi­ehbar – wenn auch unpraktisc­h für die Eltern.

Aus medizinisc­her und gesellscha­ftlicher Sicht ist das neue Vorgehen einerseits verständli­ch. Heute gilt, Kinder so früh und so individuel­l wie möglich zu fördern. Eltern wie auch Mediziner wollen nichts verpassen und alles richtig machen.

Was dabei auf der anderen Seite nicht übersehen werden darf: Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Es gibt Kinder, die mit vier Jahren noch kein Interesse daran haben, ihren Namen zu schreiben, und später dennoch die Grundschul­e spielend schaffen. Gleichzeit­ig ist nicht jeder, der mit fünf richtig gut rechnen kann, auch in sozialer Hinsicht schon reif für die erste Klasse. Eltern haben so etwas oft, wenn auch nicht immer, im Gefühl. Die neue Untersuchu­ng sollte sie dabei bestärken, statt unter Druck zu setzen.

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