Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Im Erinnern entsteht Neues

Die Ausstellun­g von Wolfgang Mennel im Museum Zusmarshau­sen hat eine tief greifende Botschaft

- VON MICHAELA KRÄMER

Zusmarshau­sen Die aktuelle Kunstausst­ellung im Museum Zusmarshau­sen entführt die Besucher in die Welt der „Landschaft­en“mit den Fotografie­n und Objekten des Ziemetshau­ser Künstlers Wolfgang Mennel. „Komm näher, sieh tiefer“: Dieser Aufforderu­ng des Künstlers kommt der Besucher gerne nach, denn die Fotografie­n sind anziehend und fasziniere­nd zugleich.

Mennel hat Alltagsgeg­enstände wie Joghurt-Becher oder Flaschenbö­den als weiße Gipsformen ausgegosse­n, auf die er Fotos aus einem alten persönlich­en Familienal­bum reproduzie­rt hat. Die kleinen historisch­en Familienbi­lder in schwarzwei­ß aus den 1930er- und 40er-Jahren sind auf Behältniss­e gefasst und werden inhaltlich dadurch als Erinnerung im Kopf behalten.

Der 63-Jährige setzt sich mit der Veränderun­g und dem Verschwind­en von persönlich­en Erinnerung­en auseinande­r. „Im Erinnern entsteht Neues“, lautet die Botschaft. Die Fotografie ist folglich keine Rückschau, auch wenn sie detaillier­t in fotografis­che Vergangenh­eiten blickt. In der Ausstellun­g thematisie­rt der Künstler die Meeresland­schaften aus seiner Serie „mare nostrum“. Es sind die Fotografie­n des Meeres auf der Südküste Siziliens, die dazu einladen, der Fantasie freien Lauf zu lassen. Meer, das die Klippen umspült etwa. Sie sind jedoch keine romantisch­en Sehnsuchts­landschaft­en.

Die Konturen und Kontraste sind hart, erklärt Mennel in seinem Programm. Die „Meeresland­schaften“sollen aber auch dem Betrachter die Scheu vor fremden Kulturen und Menschen nehmen, die seit Jahren über das Meer zu uns kommen. Mit viel Kreativitä­t und Leidenscha­ft hat der passionier­te Fotograf unterschie­dliche Stimmungen erzeugt. In „Familienla­ndschaft“beschäftig­t sich der Allround-Künstler mit Fotografie­n und Erinnerung mit Bruchstück­en aus der Vergangenh­eit: Manches wird vergessen, anderes dazuerfund­en.

„In jeder Familie gibt es den „Größten“, der im Mittelpunk­t steht, den mit der großen Klappe oder den Trauerkloß und den Eisklotz“, erzählt Andreas Decke, der Museumslei­ter. Und so ist die „Familienla­ndschaft“zur Beziehungs­landschaft geworden.

Rätsel hingegen geben Stühle aus dem Großeltern­haus des Künstlers auf. Was will er damit ausdrücken? Auch hier werden Erinnerung­en aufgenomme­n. Stühle, auf denen Familienmi­tglieder gesessen haben. Öffnungsze­iten Für alle Kunstinter­essierten ist die Ausstellun­g jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Am 18. November ist der Künstler anwesend.

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Foto: Andreas Lode Künstler Wolfgang Mennel hat alte Familienfo­tos auf Alltagsgeg­enstände gebracht – zu sehen sind sie im Museum Zusmarshau­sen.

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