Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Im Erinnern entsteht Neues
Die Ausstellung von Wolfgang Mennel im Museum Zusmarshausen hat eine tief greifende Botschaft
Zusmarshausen Die aktuelle Kunstausstellung im Museum Zusmarshausen entführt die Besucher in die Welt der „Landschaften“mit den Fotografien und Objekten des Ziemetshauser Künstlers Wolfgang Mennel. „Komm näher, sieh tiefer“: Dieser Aufforderung des Künstlers kommt der Besucher gerne nach, denn die Fotografien sind anziehend und faszinierend zugleich.
Mennel hat Alltagsgegenstände wie Joghurt-Becher oder Flaschenböden als weiße Gipsformen ausgegossen, auf die er Fotos aus einem alten persönlichen Familienalbum reproduziert hat. Die kleinen historischen Familienbilder in schwarzweiß aus den 1930er- und 40er-Jahren sind auf Behältnisse gefasst und werden inhaltlich dadurch als Erinnerung im Kopf behalten.
Der 63-Jährige setzt sich mit der Veränderung und dem Verschwinden von persönlichen Erinnerungen auseinander. „Im Erinnern entsteht Neues“, lautet die Botschaft. Die Fotografie ist folglich keine Rückschau, auch wenn sie detailliert in fotografische Vergangenheiten blickt. In der Ausstellung thematisiert der Künstler die Meereslandschaften aus seiner Serie „mare nostrum“. Es sind die Fotografien des Meeres auf der Südküste Siziliens, die dazu einladen, der Fantasie freien Lauf zu lassen. Meer, das die Klippen umspült etwa. Sie sind jedoch keine romantischen Sehnsuchtslandschaften.
Die Konturen und Kontraste sind hart, erklärt Mennel in seinem Programm. Die „Meereslandschaften“sollen aber auch dem Betrachter die Scheu vor fremden Kulturen und Menschen nehmen, die seit Jahren über das Meer zu uns kommen. Mit viel Kreativität und Leidenschaft hat der passionierte Fotograf unterschiedliche Stimmungen erzeugt. In „Familienlandschaft“beschäftigt sich der Allround-Künstler mit Fotografien und Erinnerung mit Bruchstücken aus der Vergangenheit: Manches wird vergessen, anderes dazuerfunden.
„In jeder Familie gibt es den „Größten“, der im Mittelpunkt steht, den mit der großen Klappe oder den Trauerkloß und den Eisklotz“, erzählt Andreas Decke, der Museumsleiter. Und so ist die „Familienlandschaft“zur Beziehungslandschaft geworden.
Rätsel hingegen geben Stühle aus dem Großelternhaus des Künstlers auf. Was will er damit ausdrücken? Auch hier werden Erinnerungen aufgenommen. Stühle, auf denen Familienmitglieder gesessen haben. Öffnungszeiten Für alle Kunstinteressierten ist die Ausstellung jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Am 18. November ist der Künstler anwesend.