Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Hochschwanger Weinhandel eröffnet
Als Bettine Büber mit ihrer Bio-Weinkiste loslegte, passte es gerade gar nicht. Die erste Bestellung erreichte sie im Kreißsaal
Westendorf „Wo bekomme ich hier eine richtig gute Flasche Wein her?“Diese Frage stellte sich Bettina Büber im Jahr 2000 und damit gleichzeitig die Weichen für ihr heutiges Unternehmen. Nur – das wusste sie da noch nicht. Und auch, dass die Liebe zur Familie und zum Wein sich eines Tages zum unpassendsten Zeitpunkt kreuzen sollten, konnte sie damals nicht ahnen. Doch der Reihe nach.
Ihre Ausbildung zur Köchin hat Bettina Büber bei Koblenz gemacht. Im Rheinland hat sie die Liebe zum Wein entdeckt und eben diesen Tropfen nach ihrem Umzug nach Bayern schmerzlich vermisst. Bei einem Großhändler, der Biowein von kleinen Winzern importiert, fand sie ihn letztlich: Den Wein ganz nach ihrem Geschmack.
Während der Jahre des Suchens gründete Bettina Büber eine Familie. Sohn Jonas ist 15 Jahre alt, Tochter Lisa ist elf und Sohn Konstantin kam im Jahr 2010 genau an dem Tag auf die Welt, als in der BioWeinkiste die erste offizielle Bestellung einging. „Die Bestellung kam aus Dänemark. Ungeschwefelter Wein wurde geordert. 60 Flaschen wurden bestellt“, erinnert sich die 45-Jährige. Dieser ersten Order sollten viele weitere folgen, denn diese Bestellung markierte auch den Startschuss ihres Online-Handels, der unter dem Namen Bio-Weinkiste in Westendorf eine Heimat gefunden hat. Aus den einst zehn Flaschen Wein, die sie online angeboten hat, sind heute 300 verschiedene geworden. Etwa die Hälfte hat sie vorrätig. Das Shop-System wurde professionalisiert, Online-Marketing ist nun die tägliche Aufgabe der ausgebildeten Finanzwirtin.
Ihre Kunden kommen aus der ganzen Welt und ordern vor allem vegane und ungeschwefelte Weine. Bettina Büber erklärt, was es damit auf sich hat: Bei jeder Weinherstellung entstehe Schwefel. Das macht den Wein haltbar. Bei ungeschwe- Weinen handelt es sich also nicht um Wein, der frei von Schwefel ist, sondern um Wein, dem kein zusätzlicher Schwefel zugegeben wurde, um diesen länger haltbar zu machen.
Unterm Strich heißt das: Der Wein aus der Bio-Weinkiste halte sich verschlossen ein bis zwei Jahre und geöffnet etwa einen bis zwei Tage. Profitieren können von der schwefelärmeren Weinvariante vor allem diejenigen, die eine HistaminUnverträglichkeit haben. Je älter ein Wein wird, desto mehr Histamine bilden sich darin.
In der Garage hat Büber ein kleines, aber feines Lager eingerichtet, in dem sie für jeden Kunden den passenden Wein hat, der direkt zu ihr kommt. „Ungeschwefelte und vegane Weine habe ich immer im Lager, größere Bestellungen sind binnen 24 Stunden verfügbar“, erklärt die dreifache Mutter.
Trudelt eine Großbestellung ein, wird die Weinkiste der 45-Jährigen zum waschechten Familienunternehmen. „Dann packen alle mit an bzw. alle gemeinsam Weinkisten“, verrät sie lachend. Wer möchte, kann mit der Weinkennerin gemeinsam auch eine Weinprobe organisieren und gemeinsam mit Freunden testen. Bettina Büber selbst hat keine eindeutige Weinfelten Präferenz. Früher war sie Fan deutscher Weine, heute darf es auch der Bourdeaux aus Spanien oder Frankreich sein. Diese beschreibt die Kennerin als kräftig, fruchtig und mit nur wenig Säure und erklärt: „ein klassischer Winterwein eben“. Weißwein und Rosé sind dagegen das leichte Pendant des Frühjahrs.
Heute darf die 45-Jährige die Weine, die sie online verkauft, auch wieder selbst kosten. In der Zeit als Bettina Büber die ersten Weine für ihren Shop testete, durfte sie – schwanger und anschließend stillend – lediglich testen und musste den guten Tropfen wieder ausspucken, erinnert sie sich. Aktuell, das heißt ab dem Herbst, wird die Nachfrage wieder stärker und Bettina Büber ordert zwei- bis dreimal wöchentlich bei ihrem Weinhändler. Im Sommer reicht eine Bestellung pro Woche meist aus.
Bettina Büber jongliert mit den Herausforderungen einer berufstätigen Mutter mit viel Ruhe. Auch ihre Hobbys dürfen nicht zu kurz kommen. So verbringt die 45-Jährige viel Zeit in ihrem Garten, macht Yoga oder geht gemeinsam mit Tochter Lisa zum Reiten. Doch diese entspannte Einstellung kam erst mit der Zeit, erklärt sie und erinnert sich: „Anfangs habe ich bis spät in die Nacht gearbeitet.“