Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Was ist denn das?
Kaum zu glauben, aber VHS-Kassetten waren mal eine Sensation
Als Noch-nicht-Vierziger fühlt man sich heutzutage manchmal wie über 80. Und zwar in jenen Situationen, in denen man seinen Kindern von früher erzählt. Sie hören einem – wie man selbst einst Opa und Oma – interessiert zu. Aber ihre Blicke sagen: Du bist echt von vorgestern!
Und aus ihren Mündern purzeln Fragen wie: Wieso kommt jetzt im Fernsehen nicht „1, 2 oder 3“? Auf dem Tablet kann ich doch auch immer sofort das sehen, was ich will!
Oder: Was ist eine Videokassette? Ja, da muss man viel erklären – und weit ausholen. Dass Pornos der Videokassette im VHS-Format vor Jahrzehnten zu weltweiter Verbreitung verhalfen, muss man dabei nicht unbedingt erwähnen. Dass VHS-Kassetten aber diese klobigen, schwarzen Dinger waren, die mithilfe eines Videorekorders Filme aufs TV-Gerät zauberten, natürlich schon. Auch, dass man Fernsehsendungen aufzeichnen konnte – und jederzeit abspielen! Sensationell! 1978 wurden in Deutschland 80 000 Videorekorder verkauft, 1982 waren es mehr als eine Million.
Nun gut, weiter in der Geschichte: Nach einem Exkurs zum leidigen Thema „Bandsalat“müssen die Kinder von Videotheken erfahren. Orte, an denen man sich Videokassetten ausleihen kann, um Filme zu Hause zu sehen. Wann immer man will. Diese Orte gibt es noch – trotz Streamingdiensten wie Netflix und Videoplattformen wie Youtube. Es gibt zudem den Interessenverband des Video- und Medienfachhandels in Deutschland. Der allerdings beklagt ein VideothekenSterben. Von 2016 bis 2017 habe jede dritte dichtgemacht. Etwa 600 Videotheken seien es noch. Waren sie mal an jeder Ecke, muss man sie heute suchen. Eine Geschichte ohne Happy End? Wer weiß. Schallplatten und Plattenläden wurden auch oft totgesagt.