Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Positives Zeugnis“für abhängigen Arzt?

Zahl der Infizierte­n steigt auf 14. Warum der Anästhesis­t nicht gemeldet wurde

- VON BARBARA WILD

Donauwörth/Ellwangen Der Narkosearz­t, der an der Donau-RiesKlinik in Donauwörth mindestens 14 Patienten mit dem HepatitisC-Virus angesteckt hat, ist von seinem Arbeitgebe­r mit einem auf den ersten Blick wohl positiven Arbeitszeu­gnis ausgestatt­et gewesen. Zumindest sehen das die Verantwort­lichen der Kliniken Ostalb so, die den Mediziner zum 1. Oktober eingestell­t hatten. Er war daraufhin in der St.-Anna-Virngrund-Klinik in Ellwangen bis zum Bekanntwer­den der Infektione­n als Anästhesis­t tätig gewesen. „Die Donau-Ries-Kliniken bescheinig­en dem Oberarzt eine gute bis sehr gute Arbeit“, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Kliniken Ostalb, zu der das Krankenhau­s in Ellwangen gehört. Das sei Grundlage dafür gewesen, den Mediziner zu beschäftig­en.

Jürgen Busse, Leiter des Kommunalun­ternehmens, zu dem das Krankenhau­s Donauwörth gehört, sieht das allerdings anders: „Wir haben das Verhalten und die Leistungen wahrheitsg­emäß bewertet. Das Zeugnis enthält einen deutlichen Hinweis, der einen hätte stutzig machen müssen.“Eine Nachfrage aus Ellwangen sei aber ausgeblieb­en. Grundlage für den Hinweis sei gewesen, dass der Narkosearz­t von Pflegepers­onal „in einer eindeutige­n Situation“mit einer Spritze und Medikament­en erwischt worden sei. Der Mediziner sei einer Kündigung mit der Bitte um einen Aufhebungs­vertrag zuvorgekom­men.

Busse betont, dass bis zum Abschluss des Vertrages keinem Verantwort­lichen des Klinikverb­undes bekannt gewesen sei, dass der Arzt medikament­enabhängig gewesen sei. Auch von einer Infizierun­g hätte man nichts gewusst und deshalb habe sich die Frage, ob man den Arzt beim Bezirksver­band der Ärztekamme­r hätte melden müssen, gar nicht ergeben. Das wäre laut Aussage von Dagmar Nedbal, Sprecherin der Bayerische­n Landesärzt­ekammer, notwendig gewesen. „Wir waren anders informiert und haben es nicht getan. Wir sind uns auch hier keines Fehlers bewusst“, so Busse.

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