Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Positives Zeugnis“für abhängigen Arzt?
Zahl der Infizierten steigt auf 14. Warum der Anästhesist nicht gemeldet wurde
Donauwörth/Ellwangen Der Narkosearzt, der an der Donau-RiesKlinik in Donauwörth mindestens 14 Patienten mit dem HepatitisC-Virus angesteckt hat, ist von seinem Arbeitgeber mit einem auf den ersten Blick wohl positiven Arbeitszeugnis ausgestattet gewesen. Zumindest sehen das die Verantwortlichen der Kliniken Ostalb so, die den Mediziner zum 1. Oktober eingestellt hatten. Er war daraufhin in der St.-Anna-Virngrund-Klinik in Ellwangen bis zum Bekanntwerden der Infektionen als Anästhesist tätig gewesen. „Die Donau-Ries-Kliniken bescheinigen dem Oberarzt eine gute bis sehr gute Arbeit“, heißt es in einer Pressemitteilung der Kliniken Ostalb, zu der das Krankenhaus in Ellwangen gehört. Das sei Grundlage dafür gewesen, den Mediziner zu beschäftigen.
Jürgen Busse, Leiter des Kommunalunternehmens, zu dem das Krankenhaus Donauwörth gehört, sieht das allerdings anders: „Wir haben das Verhalten und die Leistungen wahrheitsgemäß bewertet. Das Zeugnis enthält einen deutlichen Hinweis, der einen hätte stutzig machen müssen.“Eine Nachfrage aus Ellwangen sei aber ausgeblieben. Grundlage für den Hinweis sei gewesen, dass der Narkosearzt von Pflegepersonal „in einer eindeutigen Situation“mit einer Spritze und Medikamenten erwischt worden sei. Der Mediziner sei einer Kündigung mit der Bitte um einen Aufhebungsvertrag zuvorgekommen.
Busse betont, dass bis zum Abschluss des Vertrages keinem Verantwortlichen des Klinikverbundes bekannt gewesen sei, dass der Arzt medikamentenabhängig gewesen sei. Auch von einer Infizierung hätte man nichts gewusst und deshalb habe sich die Frage, ob man den Arzt beim Bezirksverband der Ärztekammer hätte melden müssen, gar nicht ergeben. Das wäre laut Aussage von Dagmar Nedbal, Sprecherin der Bayerischen Landesärztekammer, notwendig gewesen. „Wir waren anders informiert und haben es nicht getan. Wir sind uns auch hier keines Fehlers bewusst“, so Busse.