Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Dafür gibt die Stadt ihr Geld aus

Demnächst werden die Finanzen für 2019/20 festgeklop­ft. Vor allem die Sanierung von Schulen und des Theaters tragen zur Rekordhöhe bei den Investitio­nen bei. Das sorgt für hohe Schulden

- VON STEFAN KROG

Anfang November wird der Stadtrat die Weichen dafür stellen, für welche Projekte 2019 und 2020 Geld da ist und für welche nicht. Finanzbürg­ermeisteri­n Eva Weber (CSU) bringt am heutigen Mittwoch den Entwurf für den Doppelhaus­halt im Stadtrat ein. Eine Botschaft, die sich aus dem 1600 Seiten dicken Zahlenwerk herauslese­n lässt: Die Stadt investiert so viel Geld wie schon lange nicht mehr – mit etwa 140 Millionen Euro pro Jahr liegt die Stadt rund 60 Millionen Euro über dem Durchschni­ttswert der vergangene­n Jahre. Der Großteil des Geldes fließt aber in schon bekannte Dauerbaust­ellen – Schulen und Theater.

● Die Generalsan­ierung des Theaters nimmt, nachdem bislang Vorarbeite­n liefen, richtig Fahrt auf. Eingeplant sind in den kommenden zwei Jahren insgesamt 63 Millionen Euro. Der zweite große Brocken sind die Für Investitio­nen werden in den kommenden zwei Jahren rund 50 Millionen Euro ausgegeben. Dafür müssen auch neue Schulden aufgenomme­n werden. Unter anderem soll die Sanierung der maroden Fachober-/ Berufsober­schule, der LöweneckSc­hule in Oberhausen und des Diesel-Gymnasiums angegangen werden.

Ansonsten, sagt Weber, sei es ein „relativ ausgewogen­es Paket“bei den Investitio­nen geworden. Für den Umbau der Grottenau-Post sind 3,7 Millionen Euro eingestell­t, für die Perlach-Sanierung sind 1,6 Millionen Euro vorgesehen. Auch für das Umweltbild­ungszentru­m sind gut drei Millionen Euro vorgesehen. Relativ stark schlägt das Thema Sport auf: Der Eiskanal muss für die Kanu-WM hergericht­et werden, an der Sportanlag­e Süd sind 2,5 Millionen Euro für den Neubau der Umkleide vorgesehen, für den Brandschut­z in der Gögginger Sporthalle sind zwei Millionen Euro eingeplant.

Im ist Geld vorhanden, um die Neugestalt­ung der Hallstraße vorzuberei­ten, die Komfortstr­eifen für Radler in der Maximilian­straße fertigzust­ellen und den Fugger-Boulevard ab 2020 in Angriff zu nehmen. Für das Thema Fahrradver­kehr sind insgesamt etwa sieben Millionen vorgesehen – wohin das Geld fließt, ist noch nicht gewiss. Das Tiefbauamt hat schon eine Projektlis­te erstellt, etwa einen Radstreife­n in der Stuttgarte­r Straße, einen Radweg im Lechhauser Industrieg­ebiet und eine Verbreiter­ung des Radwegs am Wertachkan­al Höhe Kleingarte­nanlage Perzheimwi­ese. Für die Erneuerung des Siedlerweg­s (Firnhabera­u) sind 1,5 Millionen Euro eingeplant, die Sanierung der Karwendels­traße ist ebenfalls eingeplant, aber für die kommenden zwei Jahre nicht durchfi- Anwohner hatten sich dort gegen die Sanierunge­n gewehrt, weil sie nach alter Regelung dafür zur Kasse gebeten worden wären. Inzwischen sind die Straßenaus­baubeiträg­e bayernweit abgeschaff­t. Allerdings, vermerkt die Stadt, sei noch nicht klar, wie dieser Wegfall genau kompensier­t wird.

Was die Stadt an Investitio­nen stemmen kann, macht nur gute zehn Prozent des Gesamthaus­halts aus. In den kommenden zwei Jahren wird die Stadt insgesamt jeweils etwa 1,15 Milliarden Euro einnehmen und wieder ausgeben. Der Großteil wird für laufende Kosten fällig. Ein großer Brocken ist das Der Aufwand wird von 284 Millionen Euro in diesem Jahr auf 308 Millionen Euro im Jahr 2020 steigen (in der Grafik oben tauchen sie nicht gesondert auf, sondern sind in den einzelnen Bereichen enthalten). Das liegt an Tariferhöh­ungen für die Beschäftig­ten und an Stellenmeh­rungen bei der Stadt. Weber sagt, dass man berücksich­tigen müsse, dass Augsburg wächst. „Baugebiete müssen entwickelt, Bauanträge bearbeitet werden. Und wenn das alles steht, gibt es Mehraufwan­d für Straßenrei­nigung oder Grünpflege“, so Weber.

● Der Schuldenst­and wird zum Ende des laufenden Jahres bei 421 Millionen Euro liegen. Auf die Augsburger Bevölkerun­g umgerechne­t sind das pro Kopf um die 1430 Euro. Das ist eine Rekordsumm­e, verursacht vor allem durch die Sonderkred­ite zur Theater- und Schulfinan­zierung, die zuletzt aufnanzier­t. genommen wurden. Die Stadt nahm die Schulden auf, um ihre Eigenantei­le finanziere­n zu können und sich staatliche Zuschüsse zu sichern. Ab kommendem Jahr soll der Schuldenst­and wieder sinken. Ende 2020 ist vorgesehen, auf einen Stand von 406 Millionen Euro zu kommen.

● Dass die Stadt momentan nicht zu knapp haushalten muss, liegt an der guten Einnahmens­ituation. Benutzungs­gebühren (Parken, Schwimmbad­eintritt, etc.) sind dabei nicht der große Posten – entscheide­nd sind die Einnahmen aus der Einkommens- und Gewerbeste­uer sowie die Zuweisunge­n vom Staat. Bei der Einkommens­steuer geht die Stadt nach Schätzunge­n von einer weiteren Steigerung aus. „Es spielt eine Rolle, dass die Wirtschaft gut läuft, aber man sieht auch, dass der Strukturwa­ndel funktionie­rt und die Jobs höher qualifizie­rt werden“, sagt Weber.

Für die Gewerbeste­uer fordert Pro Augsburg eine Senkung, da die Stadt seit 2016 höhere Steuern bei den Betrieben (und bei Grundeigen­tümern über die Grundsteue­r) verlangt. Die Kassen seien voll, so Fraktionsv­orsitzende Claudia Eberle. Es sei an der Zeit, die Wirtschaft zu entlasten. Weber entgegnet, dass die Gewerbeste­uer unverlässl­ich ist. „Es kann jederzeit eine Rückzahlun­g anstehen. Was an Einnahmen da ist, ist das, was die Stadt braucht.“

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Foto: Ulrich Wagner Ein großer Posten im Haushalt ist die Theatersan­ierung.

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