Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bevor Fetzen fliegen

- VON PITT SCHURIAN pit@augsburger-allgemeine.de

Das Urteil der Rechtsaufs­icht zur Sitzungspf­licht reicht in der Konsequenz weit über die Sachfrage aus Königsbrun­n hinaus. Denn in Kommunalpa­rlamenten kann es gelegentli­ch durchaus zugehen wie einst im Bundestag zuzeiten von Herbert Wehner und Franz Josef Strauß. Da fliegen dann die sprichwört­lichen Fetzen. Da gibt es Leidenscha­ft im Anliegen und Emotion in der Debatte. Jeder will das Beste, aber damit macht man sich bekanntlic­h ja eher Feinde als Freunde. Und dann soll einem nicht ein „Ihr könnt mich mal“rausrutsch­en, um rechtzeiti­g den Saal zu verlassen, ehe man sich zu einer Unbotmäßig­keit hinreißen lässt? Nein, der Aufregung begegnet man mit Sitzungsdi­sziplin. So will es die Bayerische Gemeindeor­dnung. Manchen langjährig­en Beobachter wundert es. Die Praxis sah und sieht zuweilen anders aus. Und eine Streitfrag­e ist tatsächlic­h zuweilen: Darf, soll oder muss das Kommunalpa­rlament eine bestimmte Sache überhaupt entscheide­n? Die klassische Lösung: Es wird abgestimmt, ob abgestimmt wird. Wenn es gut geht, löst dieses Prozedere Heiterkeit aus und glättet die Wogen. Oder es geht tatsächlic­h einer vor Lachen raus, weil er sich sonst in die Hose macht. Denn private Pieselpaus­en müssen erlaubt bleiben.

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