Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Freiheit für die Bauherren?
Es ist nicht leicht zu verstehen: Wer ein Grundstück besitzt, sollte doch darauf bauen dürfen, was er will! Schließlich ist es sein Eigentum, und wir leben in einem freien Land. Und wir brauchen mehr Wohnraum. Oder?
Als Nachbar ist man wenig begeistert, wenn nebenan ein riesiger Wohnkomplex mit dem dazugehörigen Verkehr entsteht. Wenn die Bausünden weithin sichtbar in den Himmel ragen. Wenn die letzte freie Wiese zugepflastert wird. Und deshalb hat jeder Bürger auch ein Anrecht darauf, dass die Interessen der Allgemeinheit gewahrt werden und das Treiben der Bauherren seine Grenzen hat – gerade in Zeiten wie diesen, wo jeder Quadratmeter Wohnraum 5000 Euro kostet.
Das Spektrum ist groß: Auf der einen Seite sind da die nachvollziehbaren Pläne und Interessen des Bauherren, der ein Grundstück sinnvoll nutzen will. Mieter und Käufer warten sehnsüchtig darauf. Und auf der anderen Seite sehen wir die Bestrebungen, aus jedem Quadratmeter noch mehr Profit herauszuholen. In diesem Spannungsfeld müssen die Stadträte abwägen, beurteilen, entscheiden.
Dass nicht jeder mit jeder Entscheidung einverstanden ist, liegt nahe. Manchmal kann man sie vielleicht nicht nachvollziehen, empfindet die Reglementierung zu streng und versucht sein Glück im Landratsamt. Doch man muss bedenken, dass auch die Bebauungspläne einem demokratischen Prozess unterliegen, Einsprüche möglich sind und abgewogen werden. Darüber können Jahre vergehen. Das System ist nicht fehlerfrei, aber viel wert.