Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie sicher sind Schulen?

Nach dem Missbrauch­sfall in Augsburg macht man sich auch im Umland Gedanken über die Sicherheit­skonzepte. Diese unterschei­den sich. In einem Punkt aber sind die Schulleite­r einig

- VON JANA TALLEVI

Viele Grundschul­en im Augsburger Land schließen die Türen ab, wenn alle Schüler da sind. Doch kann das einen kompletten Schutz bieten?

Landkreis Augsburg Für Schulleite­r Michael Kühn ist die Sache klar: „Wir sind ein offenes Haus.“Dazu gehörten auch offene Türen an der Dr.-Max-Josef-Metzger-Realschule in Meitingen. „Das sagt doch auch etwas über den Umgang miteinande­r aus und wie hier unterricht­et wird“, fährt er fort. Und doch: Die Meldung, dass an einer Augsburger Grundschul­e eine Neunjährig­e vermutlich von einem 21-Jährigen aus dem Landkreis Augsburg auf der Schultoile­tte missbrauch­t wurde, hat auch Kühn dazu gebracht, über das Sicherheit­skonzept noch einmal nachzudenk­en.

So ist das gestern auch am Schmuttert­al-Gymnasium in Diedorf geschehen. Zufällig hatte die Arbeitsgru­ppe, die sich um die Sicherheit im Schulhaus kümmert, eine Sitzung. Da sei der Vorfall in Augsburg schon im Hinterkopf gewesen, beschreibt Schulleite­r Günter Manhardt. Denn auch am Schmuttert­al-Gymnasium sind die Schultüren zwischen 7.30 und 16.30 Uhr offen. Das war nicht immer so.

Vor ein paar Jahren habe es einmal einen Vorfall gegeben. Ein Fünftkläss­ler hatte sich vor einem fremden Mann erschreckt, der ihn im Schulhaus angesproch­en hatte. Eventuell habe sich ein Oberstufen­schüler einen schlechten Scherz erlaubt. Dennoch: Die Türen waren danach während der Unterricht­szeiten geschlosse­n. In der Praxis sei das aber nicht durchzuhal­ten gewesen, so Günter Manhardt. Weil selbst Schüler, die aus dem Sportunter­richt zurückkame­n, klingeln mussten, waren die Verwaltung­sangestell­ten mehr unterwegs als am Schreibtis­ch. „Damals gab es auch viele Nachfragen, warum man denn in die Schule nicht hineinkäme“, so Heute sagt er: Eine Garantie gegen Übergriffe Kriminelle­r kann es nicht geben. „Davon dürfen wir aber unser Handeln nicht bestimmen lassen.“Fremde Erwachsene im Schulgebäu­de sollen angesproch­en werden. „Freilich sind unsere Schüler auch schon größer“, gibt er zu.

Deshalb geht man an der Grundund Mittelschu­le Fischach-Langenneuf­nach konsequent einen anderen Weg. Wenn alle Schulbusse da sind, sperre der Hausmeiste­r zu, erklärt stellvertr­etender Schulleite­r Jörg Faßnacht. Wer dann rein will, muss klingeln. Über eine Kamera, die keine Aufnahmen macht, können die Sekretärin­nen sehen, wer klingelt. So ähnlich funktionie­rt das Konzept auch an der Grund- und Mittelschu­le in Langweid und an der neuen Mittelschu­le in Gersthofen: Vormittags seien die Türen zu, so Schulleite­rin Sigrid Puschner. Morgens und mittags, wenn die meisten Schüler kommen und gehen, habe der Hausmeiste­r aus seiner Loge den Verkehr im Blick. Einerseits habe die Schule ein offenes Konzept. Ganz selten sei es aber auch schon vorgekomme­n, dass an der Tür geklingelt wurde und jemand angab, die Toilette benutzen zu wollen. „Das geht dann natürlich nicht“, so Sigrid Puschner. Sie ist sich aber sicher: „Die Schulen haben hier ihre Hausaufgab­en gemacht.“

Dazu gehörten auch Vorgaben des Kultus- und Innenminis­teriums, erklärt eine Sprecherin des Landratsam­ts für die Landkreis-Schulen. Unter anderem wird das individuel­le Konzept mit der jeweils zuständige­n Polizeidie­nststelle abgesproMa­nhardt. chen. Hier geht es vor allem um das Verhalten im Notfall, etwa bei einem Amokalarm. Bei Neubauten oder Sanierunge­n soll darauf geachtet werden, dass es nur wenige Eingangsbe­reiche gebe und diese einsichtig seien.

Eine Modernisie­rung steht am Justus-von-Liebig-Gymnasium in Neusäß aus. Grundsätzl­ich seien die Türen offen, sagt Schulleite­r Stefan Düll. Er setzt auf Sozialkont­rolle. Gerade am Vormittag seien oft Oberstufen­schüler in den Freistunde­n im Eingangsbe­reich. Ihnen fielen schulfremd­e Personen schon auf, und sie würden die auch ansprechen. Stefan Düll mahnt aber auch eine Verhältnis­mäßigkeit in der Reaktion an: Gefahr für Kinder muss nicht immer von außen kommen. „Statistisc­h gesehen ist eine Schlägerei unter Schülern weitaus häufiger als das, was jetzt in Augsburg geschehen ist.“

Wenn die Schulbusse da sind, wird abgeschlos­sen

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