Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie viel Geld macht glücklich?

Deutsche mit ihren Finanzen zufrieden

- VON JENS REITLINGER

Macht Geld glücklich – und viel Geld besonders glücklich? Rund 63 Prozent der Deutschen bewerten ihre finanziell­e Situation als gut. Das ist der höchste Wert einer jährlichen Umfrage des Sparkassen- und Giroverban­ds seit 2005. Nur acht Prozent der Befragten beurteilen ihre Finanzlage als schlecht. Dabei werden Unterschie­de zwischen den Regionen deutlich: Befragte aus Hessen, Rheinland-Pfalz oder Bayern bewerteten ihre finanziell­en Umstände häufiger als gut. In Brandenbur­g und Berlin waren hingegen nur etwa 50 Prozent dieser Ansicht. Sparkassen­präsident Helmut Schleweis erklärt die insgesamt positive Tendenz mit der „boomenden Wirtschaft“in Deutschlan­d: „Der Arbeitsmar­kt ist hervorrage­nd ausgelaste­t, die Löhne steigen.“

Der Glücksfors­cherin und Diplom-Psychologi­n Judith Mangelsdor­f zufolge geht das Glücksgefü­hl im Zusammenha­ng mit Geld noch auf einen anderen Faktor zurück. „Unsere Zufriedenh­eit hängt stark davon ab, ob wir die Verteilung des Geldes in unserer Gesellscha­ft als fair ansehen“, erklärt Mangelsdor­f. Echte finanziell­e Zufriedenh­eit hänge daher nicht von großem Wohlstand ab. „Geld macht nur bis zu einem gewissen Punkt glücklich“, sagt die Psychologi­n. Dieser Punkt sei schon erreicht, wenn die eigenen Grundbedür­fnisse gedeckt sind. Geld könne Sicherheit vermitteln, die wiederum zu Zufriedenh­eit führe, erklärt die Psychologi­n. Darüber hinausgehe­nd verschaffe es aber kein dauerhafte­s Glück.

Die Summe spielt dabei keine entscheide­nde Rolle: „Auch ein großer Lotteriege­winn kann das Lebensglüc­k nur dann noch zusätzlich steigern, wenn man mit dem Geld andere psychologi­sche Bedürfniss­e befriedigt“, erklärt Mangelsdor­f. Zum Beispiel, indem man ein gemeinnütz­iges Projekt aufbaut. Die Euphorie über neue Anschaffun­gen sei dagegen schnell verflogen. Zufriedene­r als Luxusgüter machen der Psychologi­n zufolge besondere Erlebnisse und neue Erfahrunge­n: „Auf lange Sicht macht eine Weltreise glückliche­r als ein neuer Sportwagen“, sagt Mangelsdor­f.

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