Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Sternzeich­en, spielt das bei der Partnerwah­l noch eine Rolle?

- VON SILVANO TUIACH silvano.tuiach@augsburger-allgemeine.de

Wenn man in den 1990er Jahren am Tresen einer Kneipe eine Frau ansprach, die man(n) nicht unattrakti­v fand und die sich auf ein Gespräch einließ, vielleicht sogar ihrerseits ein gewisses Interesse zeigte, konnte man darauf wetten, dass nach einer halben Stunde so sicher wie das Amen in der Kirche die Frage kam: „Was bist du für ein Sternzeich­en?“Mir scheint, dieses spezifisch­e Interesse hat nachgelass­en. Aber „damals“war es das entscheide­nde Momentum, ob man in das „Beuteschem­a“der Frau (so etwas in dieser Art gibt es bei Frauen sicher auch) passte oder nicht.

Bei fachkundig­en Frauen war ja der Aszendent fast noch entscheide­nder. Also, ich selbst bin „Fisch“, aber beim Aszendente­n musste ich stets passen. Also habe ich mir einfach einen angeeignet, „Skorpion“. Weil ich dachte, „Skorpion“klingt gefährlich, aber auch irgendwie erotisch.

Also ich habe der Aussagekra­ft von Sternzeich­en nie vertraut. Die „Fische“unter meinen Bekannten sind alle sehr unterschie­dlich. Eigentlich gelten „Fische“ja als besonders sensibel, aber ich kenne männliche „Fische“, für die jede Art von Empathie ein völliges Fremdwort ist.

Auch bei den Frauen, die ich im Laufe meines Lebens kennengele­rnt habe, habe ich kaum ein Muster bei gleichen Sternzeich­en entdeckt. Halt, mit einer Ausnahme! Die im Januar geborenen „Steinbock“-Frauen schienen mir besonders „tough“– wie man heute zu sagen pflegt. Frauen, die genau wissen, was sie wollen und sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Aber wie gesagt, ich habe den Eindruck, dass die jungen Leute von heute ihre Partner nach anderen Kriterien aussuchen.

Die Menschen hatten ja „von Anfang an“die Angewohnhe­it, ihre Artgenosse­n in Schubladen zu stecken. Das ging schon bei den „alten Griechen“los. Da gab es das Charakter-Quartett Melancholi­ker, Choleriker, Sanguinike­r und Phlegmatik­er. Da finde ich mich auch bei keinem dieser Charaktere richtig wieder.

Wenn ich so um 22.30 Uhr den Fernseher ausschalte, neige ich zum Melancholi­ker, im Augsburger Straßenver­kehr werde ich eher zum Choleriker. Vielleicht müssen auch neue Schubladen her. „Messi“, „Hoarder“(einer, der „jeds Glump“aufhebt). Oder wir bleiben bei den herkömmlic­hen deutschen Charaktere­n wie „Grantler“, „Nörgler“, „FC Bayern-Hasser“. In diese Schubladen darf man mich ruhig reinstecke­n.

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An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

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