Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das Sternzeichen, spielt das bei der Partnerwahl noch eine Rolle?
Wenn man in den 1990er Jahren am Tresen einer Kneipe eine Frau ansprach, die man(n) nicht unattraktiv fand und die sich auf ein Gespräch einließ, vielleicht sogar ihrerseits ein gewisses Interesse zeigte, konnte man darauf wetten, dass nach einer halben Stunde so sicher wie das Amen in der Kirche die Frage kam: „Was bist du für ein Sternzeichen?“Mir scheint, dieses spezifische Interesse hat nachgelassen. Aber „damals“war es das entscheidende Momentum, ob man in das „Beuteschema“der Frau (so etwas in dieser Art gibt es bei Frauen sicher auch) passte oder nicht.
Bei fachkundigen Frauen war ja der Aszendent fast noch entscheidender. Also, ich selbst bin „Fisch“, aber beim Aszendenten musste ich stets passen. Also habe ich mir einfach einen angeeignet, „Skorpion“. Weil ich dachte, „Skorpion“klingt gefährlich, aber auch irgendwie erotisch.
Also ich habe der Aussagekraft von Sternzeichen nie vertraut. Die „Fische“unter meinen Bekannten sind alle sehr unterschiedlich. Eigentlich gelten „Fische“ja als besonders sensibel, aber ich kenne männliche „Fische“, für die jede Art von Empathie ein völliges Fremdwort ist.
Auch bei den Frauen, die ich im Laufe meines Lebens kennengelernt habe, habe ich kaum ein Muster bei gleichen Sternzeichen entdeckt. Halt, mit einer Ausnahme! Die im Januar geborenen „Steinbock“-Frauen schienen mir besonders „tough“– wie man heute zu sagen pflegt. Frauen, die genau wissen, was sie wollen und sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Aber wie gesagt, ich habe den Eindruck, dass die jungen Leute von heute ihre Partner nach anderen Kriterien aussuchen.
Die Menschen hatten ja „von Anfang an“die Angewohnheit, ihre Artgenossen in Schubladen zu stecken. Das ging schon bei den „alten Griechen“los. Da gab es das Charakter-Quartett Melancholiker, Choleriker, Sanguiniker und Phlegmatiker. Da finde ich mich auch bei keinem dieser Charaktere richtig wieder.
Wenn ich so um 22.30 Uhr den Fernseher ausschalte, neige ich zum Melancholiker, im Augsburger Straßenverkehr werde ich eher zum Choleriker. Vielleicht müssen auch neue Schubladen her. „Messi“, „Hoarder“(einer, der „jeds Glump“aufhebt). Oder wir bleiben bei den herkömmlichen deutschen Charakteren wie „Grantler“, „Nörgler“, „FC Bayern-Hasser“. In diese Schubladen darf man mich ruhig reinstecken.
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An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.