Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wann ist es Zeit fürs Smartphone?
Fachleute aus Augsburg helfen im Landkreis. Der Jugendhilfeausschuss erhöht den Zuschuss
Landkreis Augsburg/Zusmarshausen Für viele Eltern ist das gar keine Frage: Spätestens, wenn das Kind auf die weiterführende Schule wechselt, bekommt es das erste Smartphone. Aber ist das pädagogisch auch sinnvoll? Ja, hat Medienpädagogin Uschi Stritzker vor Kurzem den Eltern der neuen Fünftklässler an der Realschule Zusmarshausen erklärt. Die Fachfrau der Medienstelle Augsburg hat dafür eine einfache Erklärung: Zehn- und Elfjährige können die Eltern bei ihren ersten Schritten mit dem Mobiltelefon noch begleiten. Sie hören noch eher auf ihre Eltern, wenn die ihnen erklären, dass Nachrichten über WhatsApp nicht wirklich privat sind und der Dienst erst ab 16 Jahren genutzt werden darf. „Starten die Kinder erst später mit dem Smartphone, dann orientieren sie sich an dem, welche Apps ihre Freunde nutzen“, so die Fachfrau zu den Eltern. Ihnen müsse klar sein: Medien sind allgegenwärtig, man könne die Kinder kaum von ihnen fernhalten. Richtiger sei es, sie im Umgang zu begleiten.
Solche Vorträge sind es, die die Medienstelle Augsburg seit zwei Jahren auch im Landkreis Augsburg anbietet. Seitdem beteiligt sich der Landkreis mit einer halben Stelle an der Einrichtung des Vereins Jugend, Fernsehen (JFF). Doch Uschi Stritzker arbeitet nicht nur mit Eltern. Freilich gehören auch die Kinder selbst zur Zielgruppe. Schon vor vielen Jahren hat die Medienstelle mit straffälligen Jugendlichen in Meitingen kleine Filme gedreht, in denen sie ihre eigene Geschichte erzählen können – eine Art Aufarbeitung dessen, was sie erlebt haben.
Jetzt hat die Leiterin der Medienstelle, Birgit Irrgang, den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses im Landkreis ihre Arbeit erläutert. Schon Kita-Kinder profitieren von diesen Projekten: Sie lernen von den Medienpädagoginnen, dass ein Film nicht mehr ist, als bewegte Bilder, niemals aber die Realität darstellt. In einem anderen Projekt unterstützt die Einrichtung die Medientutoren am Justus-von-LiebigGymnasium in Neusäß, dass damit an einem bayernweiten Pilotprojekt teilnimmt. Hier sollen Schüler lernen, Kompetenzen in der Nutzung von Medien an Gleichaltrige weiterzugeben.
Überhaupt die Schulen: Sie hätten riesigen Bedarf an Unterstützung im Bereich Medienbildung, so Doris Stuhlmiller aus dem Landratsamt. Im Moment sind alle Schulen in Bayern aufgerufen, passende Medienkonzepte für sich selbst aufzustellen. Schon jetzt kommt die MeFilm, dienstelle kaum hinterher, alle Anfragen auch erfüllen zu können. „Wir versuchen, keine Schule komplett abzuweisen“, versicherte Birgit Irrgang den Ausschussmitgliedern. Manchmal müsse sich die Unterstützung aber darauf beschränken, Unterlagen zur Verfügung zu stellen.
Um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden, hat der Jugendhilfeausschuss jetzt einstimmig beschlossen, die Beteiligung an der Medienstelle auf eine ganze Stelle auszuweiten und Mittel für Honorarkräfte zur Verfügung zu stellen. Dafür werden drei Jahre lang 80 000 Euro zur Verfügung gestellt.