Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Radlschule bleibt daheim
Dinkelscherben macht beim Projekt zum neuen Verkehrsübungsplatz in Kutzenhausen nicht mit. Weshalb die Kommune lieber in den eigenen investieren will
Dinkelscherben Nun ist es amtlich. Die Marktgemeinde will sich nicht am neuen Verkehrsübungsplatz in Kutzenhausen beteiligen. Das ist das Ergebnis einer Abstimmung am Dienstag. Stattdessen möchte Dinkelscherben lieber in den eigenen Platz investieren. Bisher wurde dort mit Fahrrädern und Ausstattung der Augsburger Verkehrswacht geübt. Weil die ihre mobile Verkehrsschule wegen des neuen Platzes in Kutzenhausen aber einstellt, muss Dinkelscherben selbst für die notwendige Ausstattung aufkommen. Doch die Entscheidung der Gemeinde stößt im Rat auch auf Widerspruch.
Die Fraktion der Freien Wähler stellt sich entschlossen gegen den Beschluss (fünf Gegenstimmen). Für Marktrat Peter Kraus wäre die Beteiligung am Platz in Kutzenhausen klar die bessere Alternative gewesen. Er sei pädagogisch wertvoller und realistischer gestaltet. Die rund 700 000 Euro teure Anlage auf dem 3000 Quadratmeter großen Areal neben dem Bahnhof in Kutzenhausen wurde vor Kurzem eingeweiht. Auf dem Platz stehen viele Ampeln und Verkehrsschilder. Es gibt eine realistische Straßenführung mit Kreisverkehren und ein Betriebshäuschen. Ein weiterer Vorteil aus Kraus’ Sicht: Der Platz werde von einer „qualifizierten Mannschaft“, der Augsburger Verkehrswacht, betrieben.
Abgesehen von den Freien Wählern stimmte der Marktgemeinderat geschlossen gegen die Beteiligung am Kutzenhauser Platz. Ein Grund sind für Tobias Mayr (CSU) die hohen Baukosten von rund 80 000 Euro, die der eigene Platz in Dinkelscherben 2008 gekostet habe. Außerdem setze er auf das Motto „kurze Beine, kurze Wege“. Für die Dinkelscherber Schüler sei es eine Zumutung, zum Fahrradfahren mit dem Bus bis nach Kutzenhausen zu fahren. Außerdem koste das auch Zeit und Geld. Mayr halte deshalb an der Entscheidung der Gemeinde fest, die bereits während der Planungen zum neuen Platz in Kutzenhausen gegen das Projekt gestimmt hatte.
Weil der Landkreis die mobile Verkehrserziehung in den jeweiligen Kommunen eingestellt hat, muss Dinkelscherben nun investieren. Die Übernahme der vorhandenen Fahrräder, Verkehrszeichen und der Ampelanlage sei wegen des schlechten Zustands nicht mehr möglich, heißt es im Beschluss der Gemeinde. Die Kommune möchte deshalb 15 Fahrräder zu je etwa 270 Euro anschaffen. Außerdem eine Ampelanlage und Schilder. Auch die Straßenmarkierungen sollen erneuert werden. Insgesamt liegen die Kosten dazu bei rund 30 000 Euro.
Eine ähnliche Summe, nämlich 33000 Euro, veranschlagt die Gemeinde für die Kosten eines möglichen Beitritts zum Verkehrsübungsplatz in Kutzenhausen. Der berechne sich nach den Schülerzahlen. Zu den jährlich anfallenden Betriebskosten könne noch keine konkrete Angabe gemacht werden. Es könne aber davon ausgegangen werkleines den, dass die laufenden Kosten aufgrund der vorhandenen Anlage auf dem Dinkelscherber Schulgelände geringer seien. Zusätzlich würden Kosten für den Schülertransfer zwischen Dinkelscherben und Kutzenhausen entfallen. Jährlich seien das rund 1200 Euro, heißt es im Beschluss.
In der Markgemeinde sollen hauptsächlich die Schüler der Grund- und Mittelschule auf dem Platz üben, der auch außerhalb der Schulzeiten zugänglich ist. Auch die Buben und Mädchen der Montessori-Schule können ihn nutzen. Für deren Geschäftsführerin Isabella Reiter ist das die richtige Entscheidung. „Wir sind froh, dass unsere Kinder nicht so weit fahren müssen.“Die Schüler der Helen-KellerSchule, die vom Landkreis betrieben wird, werden hingegen den Platz in Kutzenhausen nutzen. Schulleiter Marvin Fogelstaller sagt: „Wir sind froh, den modernen Platz in Kutzenhausen nutzen zu können.“Er stehe hinter dem Gemeinschaftsprojekt.
Die Investitionen für den eigenen Platz will die Gemeinde schnellstmöglich umsetzen. Bereits im kommenden Frühjahr möchte man mit der Verkehrserziehung auf dem sanierten Platz beginnen.