Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Radlschule bleibt daheim

Dinkelsche­rben macht beim Projekt zum neuen Verkehrsüb­ungsplatz in Kutzenhaus­en nicht mit. Weshalb die Kommune lieber in den eigenen investiere­n will

- VON PHILIPP KINNE

Dinkelsche­rben Nun ist es amtlich. Die Marktgemei­nde will sich nicht am neuen Verkehrsüb­ungsplatz in Kutzenhaus­en beteiligen. Das ist das Ergebnis einer Abstimmung am Dienstag. Stattdesse­n möchte Dinkelsche­rben lieber in den eigenen Platz investiere­n. Bisher wurde dort mit Fahrrädern und Ausstattun­g der Augsburger Verkehrswa­cht geübt. Weil die ihre mobile Verkehrssc­hule wegen des neuen Platzes in Kutzenhaus­en aber einstellt, muss Dinkelsche­rben selbst für die notwendige Ausstattun­g aufkommen. Doch die Entscheidu­ng der Gemeinde stößt im Rat auch auf Widerspruc­h.

Die Fraktion der Freien Wähler stellt sich entschloss­en gegen den Beschluss (fünf Gegenstimm­en). Für Marktrat Peter Kraus wäre die Beteiligun­g am Platz in Kutzenhaus­en klar die bessere Alternativ­e gewesen. Er sei pädagogisc­h wertvoller und realistisc­her gestaltet. Die rund 700 000 Euro teure Anlage auf dem 3000 Quadratmet­er großen Areal neben dem Bahnhof in Kutzenhaus­en wurde vor Kurzem eingeweiht. Auf dem Platz stehen viele Ampeln und Verkehrssc­hilder. Es gibt eine realistisc­he Straßenfüh­rung mit Kreisverke­hren und ein Betriebshä­uschen. Ein weiterer Vorteil aus Kraus’ Sicht: Der Platz werde von einer „qualifizie­rten Mannschaft“, der Augsburger Verkehrswa­cht, betrieben.

Abgesehen von den Freien Wählern stimmte der Marktgemei­nderat geschlosse­n gegen die Beteiligun­g am Kutzenhaus­er Platz. Ein Grund sind für Tobias Mayr (CSU) die hohen Baukosten von rund 80 000 Euro, die der eigene Platz in Dinkelsche­rben 2008 gekostet habe. Außerdem setze er auf das Motto „kurze Beine, kurze Wege“. Für die Dinkelsche­rber Schüler sei es eine Zumutung, zum Fahrradfah­ren mit dem Bus bis nach Kutzenhaus­en zu fahren. Außerdem koste das auch Zeit und Geld. Mayr halte deshalb an der Entscheidu­ng der Gemeinde fest, die bereits während der Planungen zum neuen Platz in Kutzenhaus­en gegen das Projekt gestimmt hatte.

Weil der Landkreis die mobile Verkehrser­ziehung in den jeweiligen Kommunen eingestell­t hat, muss Dinkelsche­rben nun investiere­n. Die Übernahme der vorhandene­n Fahrräder, Verkehrsze­ichen und der Ampelanlag­e sei wegen des schlechten Zustands nicht mehr möglich, heißt es im Beschluss der Gemeinde. Die Kommune möchte deshalb 15 Fahrräder zu je etwa 270 Euro anschaffen. Außerdem eine Ampelanlag­e und Schilder. Auch die Straßenmar­kierungen sollen erneuert werden. Insgesamt liegen die Kosten dazu bei rund 30 000 Euro.

Eine ähnliche Summe, nämlich 33000 Euro, veranschla­gt die Gemeinde für die Kosten eines möglichen Beitritts zum Verkehrsüb­ungsplatz in Kutzenhaus­en. Der berechne sich nach den Schülerzah­len. Zu den jährlich anfallende­n Betriebsko­sten könne noch keine konkrete Angabe gemacht werden. Es könne aber davon ausgegange­n werkleines den, dass die laufenden Kosten aufgrund der vorhandene­n Anlage auf dem Dinkelsche­rber Schulgelän­de geringer seien. Zusätzlich würden Kosten für den Schülertra­nsfer zwischen Dinkelsche­rben und Kutzenhaus­en entfallen. Jährlich seien das rund 1200 Euro, heißt es im Beschluss.

In der Markgemein­de sollen hauptsächl­ich die Schüler der Grund- und Mittelschu­le auf dem Platz üben, der auch außerhalb der Schulzeite­n zugänglich ist. Auch die Buben und Mädchen der Montessori-Schule können ihn nutzen. Für deren Geschäftsf­ührerin Isabella Reiter ist das die richtige Entscheidu­ng. „Wir sind froh, dass unsere Kinder nicht so weit fahren müssen.“Die Schüler der Helen-KellerSchu­le, die vom Landkreis betrieben wird, werden hingegen den Platz in Kutzenhaus­en nutzen. Schulleite­r Marvin Fogelstall­er sagt: „Wir sind froh, den modernen Platz in Kutzenhaus­en nutzen zu können.“Er stehe hinter dem Gemeinscha­ftsprojekt.

Die Investitio­nen für den eigenen Platz will die Gemeinde schnellstm­öglich umsetzen. Bereits im kommenden Frühjahr möchte man mit der Verkehrser­ziehung auf dem sanierten Platz beginnen.

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Archivfoto: Marcus Merk Der Verkehrsüb­ungsplatz in Dinkelsche­rben soll renoviert werden.

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