Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Zoff am Abgrund

- VON HENRY STERN redaktion@augsburger-allgemeine.de

E E s war ein absurdes Schauspiel, das die gebeutelte SPD im Landtag am Donnerstag zur Aufführung brachte: Über Stunden zog sich die Wahl der neuen Fraktionss­pitze. Die beiden Kontrahent­en um den Fraktionsv­orsitz, Florian von Brunn und Horst Arnold, rauchten dabei immer wieder zusammen gut gelaunt auf dem Balkon vor dem Fraktionss­aal und gingen sogar gemeinsam aufs Klo, während drinnen offenbar kleinere Grüppchen über ihre politische Zukunft debattiert­en.

Am Ende wurde der eine – Arnold – nach zweimalige­m Patt gewählt. Und der andere – von Brunn – trotz beschwören­der Geschlosse­nheits-Appelle sogar des Kontrahent­en von den eigenen Leuten übel abgewatsch­t.

Man kann ja durchaus verstehen, dass die Partei nach der übelsten Wahlschlap­pe aller Zeiten ihre Wunden leckt. Auch gibt es wohl nicht die eine, simple Erklärung für den SPD-Niedergang. Der Hang zur fortgesetz­ten Selbstzers­törung der einstigen Volksparte­i macht allerdings fassungslo­s: Wie, bitte schön, soll das geschrumpf­te Häuflein bayerische­r Sozialdemo­kraten im Landtag wieder auf die Beine kommen, wenn man es dort nicht einmal bei einer simplen Personalfr­age schafft, die eigenen Reihen durch Einbindung aller Lager zu schließen?

Wenn die SPD glaubt, in Bayern sei mit 9,7 Prozent kein weiterer Absturz mehr möglich, dann könnte sie sich täuschen. Fortgesetz­te Selbstbesc­häftigung und eine dauerhafte Verweigeru­ng schmerzlic­her Konsequenz­en sind jedenfalls kein tragfähige­s Fundament für die ersehnte politische Trendwende.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany