Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Menschen sind schräge Vögel
Tiere haben es schwer im Leistungssport. Da muss man nicht gleich an Pferde denken, die beim Distanzrennen ihr Leben lassen. Nein, das geht schon bei den Kleintieren los.
Denkt man nur mal an die Taube, die Michael Ballack beim Aufwärmen vom Himmel schoss. Sie überlebte den Angriff, musste aber ordentlich Federn lassen. Und Ballack, der den Ball in ihren Luftraum getreten hatte? Spielt das Unschuldslamm. Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.
Oder der Vogel, den US-Golfprofi Kelly Kraft abgeschossen hat. Der Ball landete nach dem Treffer im Wasser – wo er wahrscheinlich noch einen Fisch erschlagen hat. Das Vögelchen hat nur noch Sterne gesehen. Und Mr. Kraft? Hielt sich für den Pechvogel des Tages. Schräg.
Oder der andere Vogel, der sich unbekümmert in die Luft schwang. Plötzlich kreuzt ein Motorradfahrer seine Flugbahn. Pahm! Mit 245 km/h knallt ihm das Visier gegen den Schnabel. Die Nase des Fahrers darunter bricht. Ja, und der Vogel, der ist verschwunden, im besten Fall liegt er im Krankenhaus. Wie es Frau Vogel damit geht, interessiert kein Schwein. Und die Menschen? Sprechen von einem ungebetenen Streckenbesucher. Schräge Vögel, diese Menschen, einfach schräg.
Oder Gänse, die mit schwerem Flügelschlag gen Süden fliegen. So schnell können sie gar nicht schauen, da klatschen sie plötzlich gegen ein Monster von Sportflugzeug. Vogelschlag nennen die Menschen das.
Oder die Fische, die Hochleistungsangler herzlos aus dem Wasser ziehen und wieder hineinwerfen. Und der Angler denkt, er ist ein ganz toller Hecht.
Und von Regenwürmern, die von Fußballern zertrampelt werden, Fliegen, die von Rennradfahrern verschluckt werden und Walen, die von Seglern gerammt werden, ist hier noch gar nicht die Rede. Fakt ist: Sport ist Mord. Und wenn es Tiere erwischt, weinen die Menschen allenfalls Krokodilstränen.