Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Warum lässt sich Ahmad die Haare lang wachsen?

Ein Film erzählt die ergreifend­e Geschichte eines zwölfjähri­gen Flüchtling­s, der seine Dankbarkei­t zeigen will

- VON LEWIN BERNINGER

Gersthofen Ahmad ist ein zwölfjähri­ger Syrer, der nach der Flucht vor dem Krieg und einem dreijährig­en Aufenthalt in der Türkei ein Visum für die Niederland­e bekommt. Er hat nur einen großen Wunsch, er will seine Dankbarkei­t zum Ausdruck bringen. Daraus entsteht die Idee, sich die Haare wachsen zu lassen, um diese dann in Form einer Perücke an krebskrank­e Kinder zu spenden.

Diesen Film zeigt Maya Reichert, Leiterin des Kinder & Jugendprog­ramms des Dokumentar­filmfestiv­als München und analysiert ihn anschließe­nd mit circa 50 Schülern einer Gersthofer Grundschul­e.

Angekommen in seinem neuen Zuhause, versucht sich Ahmad mit seinen zwei Geschwiste­rn in den Alltag zu integriere­n. Obwohl er große Fortschrit­te in der Brückenkla­sse macht und die Sprache schnell lernt, fällt es Ahmad anfangs schwer, neue Freunde zu finden. Deshalb hakt er bei seiner Schwester nach, die offensicht­lich keine Probleme damit hat, diese gibt ihm den einfachen Tipp, auf die Jungs zuzugehen und sie anzusprech­en. Ahmad nimmt sich dies zu Herzen und trifft später auf einem Flohmarkt auf den jungen Hamza, der sich ein Paar übergroße Skier gekauft hat. Auf die Frage, was er mit ihnen vorhabe, antwortet er: „Ich befestige an der Unterseite ein paar Rollen und fahre dann mit ihnen auf der Straße herum.“Seit diesem ersten Aufeinande­rtreffen verbringen die Jungen viel Zeit miteinande­r. Zusammen versuchen sie, Hamzas Vogel das Sprechen beizubring­en und spielen Fußball auf der Wiese.

Nach zweieinhal­b Jahren ist es endlich soweit, Ahmad kann die langen Haare endlich abschneide­n.

Die Schüler der Pestalozzi– Grundschul­e Gersthofen sind begeistert: „Er sieht endlich nicht mehr aus wie ein Mädchen“, sagt ein Schüler.

Auch Ahmad ist erleichter­t und freut sich über seine kurzen Haare. Das durch die gute Tat wiedergewo­nnene Selbstbewu­sstsein und sein Freund Hamza helfen ihm dabei, den holländisc­hen Nachbarsju­ngen Dani zu fragen, ob sie nicht auf dem Rasen mitkicken dürfen.

Nach dem Abspann haben die sichtlich begeistert­en Schüler, die verschiede­nsten Fragen. Zusammen mit Maya Reichert analysiere­n sie den Film und gehen dabei unter anderem auf die Wirkung von Filmmusik, die verschiede­nen Orte und dem Unterschie­d von Schauspiel und Wirklichke­it ein.

Dieser Dokumentar­film ist ein Werk der niederländ­ischen Regisseuri­n Susan Koenen, die Ahmads ergreifend­e Lebensgesc­hichte gehört hat und sein Leben sofort dokumentie­ren wollte.

Ihre Fachkolleg­in Maya Reichert, ebenfalls eine passionier­te Filmemache­rin beschreibt die Filmgattun­g so: „Ein Dokumentar­film ist die künstleris­che Arbeit mit der Wirklichke­it.“

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Foto: DOK.education2­018 Der Film über die Geschichte von Ahmad begeistert­e die Gersthofer Pestalozzi-Grundschül­er.

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