Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Trump-Anhänger unter Terror-Verdacht

Der 56-jährige Cesar S. verrät sich durch Spuren an den Briefbombe­n

- VON THOMAS SPANG

Miami Der weiße Lieferwage­n auf dem Parkplatz vor einem Autoersatz­teil-Geschäft in Plantation lässt keinen Zweifel, wie sein Besitzer die Welt sieht. Auf den Fensterflä­chen finden sich Darstellun­gen von Hillary Clinton, Barack Obama oder Michael Moore mit einer Zielscheib­e über dem Kopf. Sowie ein Aufkleber mit dem Schlachtru­f der Trump-Anhänger: „CNN Sucks“(der Trump-kritische TV-Sender CNN sei zum Kotzen, die Red.). Auf einer Seitensche­ibe prangt ein Banner, das US-Präsident Trump zeigt, daneben steht in fetten Lettern „Mein Präsident“. Besser ließe sich der Hass auf das liberale Amerika kaum dokumentie­ren.

Am Freitagmit­tag werfen Beamte des FBI eine blaue Plane über das Fahrzeug und schleppen es von dem Parkplatz in Plantation, einer Stadt in Florida, ab. Zu dem Zeitpunkt ist dessen Besitzer, Cesar S., bereits in Gewahrsam der Sicherheit­skräfte. Er soll für die Serie an versuchten Briefbombe­nanschläge­n auf prominente Trump-Kritiker verantwort­lich sein. Wenig später wird er angeklagt; ihm drohen 58 Jahre im Gefängnis. Cesar S. hinterließ offensicht­lich eine Menge Spuren, die Forensiker leicht mit vorhandene­n in Datenbanke­n abgleichen konnten. Der in New York geborene Cesar S. fand sich darin – er hatte schon eine Menge auf dem Kerbholz, darunter Festnahmen wegen Bombendroh­ungen, Betrug und körperlich­er Gewalt. In sozialen Medien machte der registrier­te Republikan­er keinen Hehl aus seinen rassistisc­hen Ansichten. Er wütete dort gegen Präsident Obama und dessen ehemaligen Justizmini­ster Eric Holder. Auf Facebook postete er Bilder von sich bei der Amtseinfüh­rung Trumps und verbreitet­e alle möglichen Verschwöru­ngstheorie­n.

Besonders interessie­ren dürfte die Ermittler ein Cesar S. zugeschrie­benes Twitter-Konto, auf dem er mit einer Gruppe lachender Russen abgebildet ist. Er habe die „Brüder aus Russland“im Seminole Hard Rock Café am Sunny Isles Beach von Florida getroffen, verrät der mutmaßlich­e Terrorist. Der Süden Floridas ist Heimat vieler reicher Russen mit Nähe zu Putin, die ihr Geld in Immobilien gewaschen haben.

Nun steht Cesar S. im Verdacht, an mindestens vierzehn Vertreter des liberalen Amerika sowie an den Nachrichte­nsender CNN Briefbombe­n verschickt zu haben. Es fing mit abgefangen­en Sendungen an den Milliardär George Soros sowie Hillary Clinton und Barack Obama an. Zuletzt entdeckten Sicherheit­skräfte Sprengsätz­e in der Post der demokratis­chen Senatoren Cory Booker und Kamala Harris sowie dem ehemaligen Nationalen Geheimdien­stdirektor James Clapper und dem Milliardär Tom Steyer.

US-Präsident Trump lobte den schnellen Fahndungse­rfolg. Politische Gewalt dürfe in Amerika niemals Wurzeln fassen: „Wir müssen zusammenko­mmen.“Am Morgen hatte das noch anders geklungen. Trump klagte da über die Nachteile, die sich jetzt für die Republikan­er in der Schlusspha­se des Wahlkampfs für die Kongresswa­hlen ergeben würden. Und schalt erneut die Medien. Die lenkten die Aufmerksam­keit nun auf „dieses Bombenzeug“.

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Foto: Uncredited, WPLG-TV, dpa FBI-Beamte decken den Lieferwage­n des Verdächtig­en mit einer Plane ab. Das Auto ist beklebt mit Bildern der Hassfigure­n für Trump-Fans.

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