Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Verbot

- VON RÜDIGER HEINZE rh@augsburger-allgemeine.de

Das Verbot und das Gebot haben gerade Konjunktur. Kein Wegwerfges­chirr mehr in der EU. Weniger Zucker und Salz in verarbeite­ten Nahrungspr­odukten. Weitere drohende Fahrverbot­e in deutschen Städten. Die Debatte um Handy, Kinder und Schule.

Mögen die Verbote und angedachte­n Gebote auch unterschie­dliche Ziele verfolgen – am Ende steht doch letztlich der Schutz des Menschen. Der Schutz des Menschen vor den Auswirkung­en seines eigenen Tuns. Der Schutz des Menschen vor seiner eigenen Bequemlich­keit, seinem eigenen Genusswill­en, seiner eigenen Profitsuch­e.

Und weil er erfinderis­ch ist in diesen Dingen, der Mensch, weil er immer noch bequemer, genießende­r, gewinnorie­ntierter leben will, jedenfalls ohne Verzicht, wird es weitere Verbote und Gebote geben (müssen). Das eine bedingt das andere. Wie auch, nur ein Beispiel am Rand, will man Kindern plausibel erklären, dass Heizpilze im Outdoor-Bereich von Restaurant­s betrieben werden dürfen – wenn auf der anderen Seite feststeht, dass das Klima sich nicht nur erwärmt, sondern auch, dass der Erde im 21. Jahrhunder­t die Überhitzun­g droht? Der Heizpilz: ein Pars pro Toto – neben den Auspuffroh­ren.

Und wenn man es nicht Verbot nennen will, weil das so arg lustfeindl­ich klingt, dann wird man es eben Einschränk­ung oder Regelung nennen, das Verbot. Ist mit dem Wegwerfges­chirr auch schon das viel größere Problem der Plastik-Einweggetr­änkeflasch­en nur ansatzweis­e gelöst? Wird der weiter rasant steigende Flugverkeh­r die Menschheit auf Dauer beglücken – oder lädieren? Es wird was kommen. Verständli­ch, dass mit dem Finger auf die Verbohrthe­it Trumps in Sachen Klimawande­l gewiesen wird. Unverständ­lich, dass seine Ignoranz die restliche Welt nicht stärker aktiviert.

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