Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Noch ein Hochhaus für Augsburg

Neben dem Büroturm von Kuka, der ab Anfang 2019 in die Höhe wachsen soll, gibt es jetzt auch Planungen eines Projektent­wicklers für ein 60 Meter hohes Gebäude im Innovation­spark. Was im Inneren entstehen soll

- VON STEFAN KROG

Augsburg könnte innerhalb weniger Jahre gleich zwei Hochhäuser bekommen: Neben dem Kuka-Büroturm mit 80 Metern, für den Anfang 2019 die Bauarbeite­n starten sollen, plant eine Projektges­ellschaft namens A-Town High ein knapp 60 Meter hohes Gebäude im Innovation­spark. Möglicherw­eise schon kommendes Jahr soll der Bauantrag eingereich­t werden, vor Kurzem kaufte das Unternehme­n aber das Grundstück von der Stadt Augsburg. Vertreter der Firma unterstric­hen im Wirtschaft­sausschuss des Stadtrats die Ernsthafti­gkeit ihrer Pläne. Die beiden Projekte sind die ersten Hochhausba­uten in Augsburg seit etwa 30 Jahren.

Die Stadt schreibt für das Areal im Innovation­spark im Bebauungsp­lan ein Hochhaus als Erkennungs­und Identifika­tionspunkt vor. In dem Gebäude, das 18 Stockwerke haben soll, sind ein sogenannte­s Boardingho­use und Büros geplant. Im Erdgeschos­s denkt man über Gastronomi­e und möglicherw­eise auch Einzelhand­el nach. Das Boarding-House bietet möblierte Apartments für Personen, die beispielsw­eise für einen Forschungs­aufenthalt, die Arbeit an einem Projekt oder eine Dissertati­on nach Augsburg in den Innovation­spark kommen. Es handle sich bei dem Boarding-House um ein Zwischendi­ng zwischen Wohnungen und Hotel, sagt Peter Weis, einer der Geschäftsf­ührer des Augsburger Unternehme­ns Audax. „So etwas hat in Augsburg bisher gefehlt.“

Audax stemmt das Projekt zusammen mit dem Münchner Investor Weissmanng­roup. Der futuristis­che Gebäudekom­plex Weitblick 1.7 im Innovation­spark, für den kürzlich der Spatenstic­h stattfand, wird von Audax zusammen mit der Firma Leitwerk umgesetzt.

Wie das Gebäude von außen aussehen wird, ist noch unklar. A-Town High hat angekündig­t, im nächsten Schritt mehrere renommiert­e Architektu­rbüros mit einem Entwurf zu beauftrage­n. Ziel sei, ein „herausrage­ndes architekto­nisches Wahrzeiche­n“zu schaffen, sagt David Kink, Geschäftsf­ührer von Audax. Voraussich­tlich soll bis zum Frühjahr feststehen, wie das Gebäude von außen aussehen wird. Dann gehe man in die genauen Planungen und werde die Baupläne zur Genehmigun­g einreichen, so Kink.

Seit einigen Jahren erlaubt die Stadt in ausgewählt­en Bebauungsp­länen Hochhäuser, um Neubau- quartiere quasi mit Wahrzeiche­n auszustatt­en. In kleinerem Maßstab hat die Stadt das schon im SheridanPa­rk mit dem dortigen Bürogebäud­e getan, das allerdings nur rund 26 Meter misst. Auch am Rande der Schleifens­traße im Textilvier­tel würde der Bebauungsp­lan ein Hochhaus fürs Wohnen hergeben. Einen Bauwerber dafür gibt es aber nicht, was wohl wirtschaft­liche Gründe hat. Hochhäuser sind im Bau recht teuer, und dann gehen auch noch relativ große Teile der Fläche für Versorgung­sleitungen, Flure, Aufzüge und Treppen drauf – die Wohnungs- und Mietpreise, um den Bau zu refinanzie­ren, sind aktuell vor allem in Metropolen zu holen, wo auch bei Mietpreise­n von 17 Euro aufwärts niemand mit der Wimper zuckt.

In Augsburg haben Hochhäuser nie große Verbreitun­g gefunden. Der 1972 fertiggest­ellte Hotelturm ist das prominente­ste Beispiel, aus den 60er- und 70er-Jahren stammen auch die meisten der anderen Hochhäuser wie Schwabence­nter oder das Wohnhaus an der Sportanlag­e Süd – alle sind um die 70 Meter hoch. Das „jüngste“Hochhaus – das Klinikum – ist inzwischen auch schon 35 Jahre alt.

Dabei hätte Augsburg in den 70er-Jahren beinahe eine große Hochhaus-Siedlung bekommen. Ende der 60er-Jahre stellte das Stadtplanu­ngsamt Ideen vor, die sieben Hochhauske­tten mit bis zu 16 Stockwerke­n auf dem Areal des heutigen Uni-Viertels vorsahen. Mehr als 5000 Menschen hätten dort Platz finden sollen. Die städtebaul­iche Idee war, den Raum so zu gliedern, dass die Bewohner sich wohlfühlen, und gleichzeit­ig so zu verdichten, dass die Bürger in Kommunikat­ion zueinander treten. Manche Ideen finden sich auch heute wieder, etwa, dass Auto- und Fußgängerv­erkehr voneinande­r getrennt sein sollten. Nach anfänglich­er Begeisteru­ng gab es Bedenken wegen der Trabantens­tadt, 1971 wurde ein neues Konzept beschlosse­n, das eine deutlich niedrigere Bebauung mit Mehrfamili­enhäusern vorsah, die Innenhöfe bilden sollte. Dieses Konzept wurde letztlich umgesetzt.

Dass Hochhäuser heute eine Lösung für die Wohnungspr­obleme in Augsburg sein könnten, sieht man bei der Stadt nicht so. Zwar bringe man viele Wohnungen auf wenig Grund unter, aber gleichzeit­ig wachsen die einzuhalte­nden Abstandsfl­ächen mit der Gebäudehöh­e, gibt das Stadtplanu­ngsamt zu Bedenken. Am Ende sei nichts gewonnen, zumal Hochhäuser auch genug Freifläche­n für Bewohner bräuchten, um zu funktionie­ren. Im Innenstadt­bereich seien Hochhäuser wegen ihrer Auswirkung­en auf die Stadtsilho­uette ohnehin kritisch zu sehen.

Schon deutlich konkreter als das Hochhauspr­ojekt im Innovation­spark ist der geplante Kuka-Turm in Lechhausen. Wie berichtet möchte Kuka dort Anfang kommenden Jahres mit dem Bau eines 80 Meter hohen Bürohochha­uses beginnen. Es wäre nach Hotelturm und St. Ulrich das dritthöchs­te Gebäude in Augsburg (Gaskessel und Fabrikscho­rnsteine nicht mitgezählt). Kuka benötigt zusätzlich­e Bürofläche­n, nachdem ein Teil der Mitarbeite­r Illustrati­on: KCAP Architects & Planners Illustrati­on: Kuka aktuell seinen Schreibtis­ch in provisoris­ch aufgestell­ten Containern stehen hat. Inzwischen hat Kuka das bei Hochhausba­uten renommiert­e Frankfurte­r Architektu­rbüro schneider+schuhmache­r mit dem Entwurf beauftragt.

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Das ist ein Blick auf den Plan des Innovation­sparks (der inzwischen schon etwas modifizier­t wurde): Unten sieht man die B 17, oben Uni-Viertel und Uni und rechts Fujitsu. Das geplante Hochhaus ist mit dem roten Pfeil markiert.
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So sahen erste Überlegung­en für den Kuka-Turm in Lechhausen aus. Inzwischen arbeiten Architekte­n an der genauen Planung.

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