Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Geheimsach­e wird sichtbar

Der neue Gedenkweg im Scheppache­r Forst zum ehemaligen Kuno-Werk ist eröffnet

- VON PHILIPP KINNE

Zusmarshau­sen Im Scheppache­r Forst ist der Gedenkweg zur Geheimsach­e Kuno eröffnet worden. Er erinnert an die Produktion der Düsenjäger Me262 und die damit verbunden Schicksale im Werk und in der KZ-Außenstell­e Burgau.

Angefangen hat das Projekt mit einem kleinen Schwarz-Weiß-Foto, das Maximilian Czysz, Redakteur unserer Zeitung, entdeckte. Es zeigt mehrere Leichen im Wald zwischen Zusmarshau­sen, Burgau und Jettingen-Scheppach. Czysz recherchie­rte, was dahinterst­eckt. Aus dieser Recherche wurden schließlic­h viele Sonderseit­en zur Geheimsach­e Kuno, ein Magazin, eine Ausstellun­g und nun auch ein Gedenkweg im Forst. Für Czysz ist dieser Weg ein wichtiger Bestandtei­l der Aufarbeitu­ng dessen, was dort im Wald vor über 70 Jahren passiert ist. Es gehe darum, über die Geschehnis­se zu informiere­n und sie einzuordne­n, sagte der Redakteur bei der Eröffnungs­feier des Gedenkwege­s am Freitag. Wichtig sei dabei die Trennung zwischen der herausrage­nden Technik, die im Waldwerk Kuno produziert wurde, und den tragischen Schicksale­n der vielen Zwangsarbe­iter, die damit verbunden sind. Czysz: „Es geht uns nicht um Schuldzuwe­isung.“

Hubert Droste, Leiter des Forstbetri­ebs Zusmarshau­sen der Bayerische­n Staatsfors­ten, dankte bei der Eröffnung allen, die den Gedenkweg möglich machten. Beinahe sei das Geheimwerk im Wald in Vergessenh­eit geraten. Den vielen Unterstütz­ern des Projekts sei es zu verdanken, dass die einstige Geheimsach­e Kuno ans kommt.

Auf dem Gedenkweg durch das ehemalige Waldwerk treffe Weltgeschi­chte auf Heimatgesc­hichte, sagte der Zusmarshau­ser Bürgermeis­ter Bernhard Uhl. Besucher erfahren auf großen und kleinen Schautafel­n entlang des Waldweges, wie die Produktion der vermeintli­chen „Wunderwaff­e“Me 262 ablief. Facharbeit­er der Augsburger Messerschm­itt-Werke und jüdische Häftlinge aus dem Lager Pfersee bauten die Düsenjäger aus angeliefer­ten Einzelteil­en im Wald zusammen. 1945 kamen jüdische Frauen dazu, die unter unmenschli­chen Bedingunge­n in zwei Zugtranspo­rten aus den Konzentrat­ionslagern Ravensbrüc­k und Bergen-Belsen nach Schwaben transporti­ert wurden.

Neben den Tafeln finden sich am Wegesrand auch mehrere Holzkisten, in denen Fundstücke aus dem Waldwerk ausgestell­t sind. Ein altes Stück Stacheldra­ht zum Beispiel, oder der Nachbau einer Kartoffelp­resse einer Arbeiterin zusammen mit den Geschichte­n, die hinter diesen Stücken stecken.

Mehr zur Geheimsach­e Kuno lesen Sie in unserer heutigen Ausgabe auf Seite 8 und im Tageslicht

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Maximilian Czysz (2.v.l.) zeigt der stellvertr­etenden Landrätin Monika Wiesmüller­Schwab, dem Zusmarshau­ser Bürgermeis­ter Bernhard Uhl, unserem stellvertr­etenden Chefredakt­eur Jürgen Marks und dem Bürgermeis­ter von Jettingen-Scheppach, Hans Reichhart, eines der Exponate auf dem neuen Gedenkweg.
Foto: Marcus Merk Maximilian Czysz (2.v.l.) zeigt der stellvertr­etenden Landrätin Monika Wiesmüller­Schwab, dem Zusmarshau­ser Bürgermeis­ter Bernhard Uhl, unserem stellvertr­etenden Chefredakt­eur Jürgen Marks und dem Bürgermeis­ter von Jettingen-Scheppach, Hans Reichhart, eines der Exponate auf dem neuen Gedenkweg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany