Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Geheimsache wird sichtbar
Der neue Gedenkweg im Scheppacher Forst zum ehemaligen Kuno-Werk ist eröffnet
Zusmarshausen Im Scheppacher Forst ist der Gedenkweg zur Geheimsache Kuno eröffnet worden. Er erinnert an die Produktion der Düsenjäger Me262 und die damit verbunden Schicksale im Werk und in der KZ-Außenstelle Burgau.
Angefangen hat das Projekt mit einem kleinen Schwarz-Weiß-Foto, das Maximilian Czysz, Redakteur unserer Zeitung, entdeckte. Es zeigt mehrere Leichen im Wald zwischen Zusmarshausen, Burgau und Jettingen-Scheppach. Czysz recherchierte, was dahintersteckt. Aus dieser Recherche wurden schließlich viele Sonderseiten zur Geheimsache Kuno, ein Magazin, eine Ausstellung und nun auch ein Gedenkweg im Forst. Für Czysz ist dieser Weg ein wichtiger Bestandteil der Aufarbeitung dessen, was dort im Wald vor über 70 Jahren passiert ist. Es gehe darum, über die Geschehnisse zu informieren und sie einzuordnen, sagte der Redakteur bei der Eröffnungsfeier des Gedenkweges am Freitag. Wichtig sei dabei die Trennung zwischen der herausragenden Technik, die im Waldwerk Kuno produziert wurde, und den tragischen Schicksalen der vielen Zwangsarbeiter, die damit verbunden sind. Czysz: „Es geht uns nicht um Schuldzuweisung.“
Hubert Droste, Leiter des Forstbetriebs Zusmarshausen der Bayerischen Staatsforsten, dankte bei der Eröffnung allen, die den Gedenkweg möglich machten. Beinahe sei das Geheimwerk im Wald in Vergessenheit geraten. Den vielen Unterstützern des Projekts sei es zu verdanken, dass die einstige Geheimsache Kuno ans kommt.
Auf dem Gedenkweg durch das ehemalige Waldwerk treffe Weltgeschichte auf Heimatgeschichte, sagte der Zusmarshauser Bürgermeister Bernhard Uhl. Besucher erfahren auf großen und kleinen Schautafeln entlang des Waldweges, wie die Produktion der vermeintlichen „Wunderwaffe“Me 262 ablief. Facharbeiter der Augsburger Messerschmitt-Werke und jüdische Häftlinge aus dem Lager Pfersee bauten die Düsenjäger aus angelieferten Einzelteilen im Wald zusammen. 1945 kamen jüdische Frauen dazu, die unter unmenschlichen Bedingungen in zwei Zugtransporten aus den Konzentrationslagern Ravensbrück und Bergen-Belsen nach Schwaben transportiert wurden.
Neben den Tafeln finden sich am Wegesrand auch mehrere Holzkisten, in denen Fundstücke aus dem Waldwerk ausgestellt sind. Ein altes Stück Stacheldraht zum Beispiel, oder der Nachbau einer Kartoffelpresse einer Arbeiterin zusammen mit den Geschichten, die hinter diesen Stücken stecken.
Mehr zur Geheimsache Kuno lesen Sie in unserer heutigen Ausgabe auf Seite 8 und im Tageslicht