Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Polen erwartet deutsche Reparation­en

Für Schäden im Zweiten Weltkrieg

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Berlin Polen erwartet nach Darstellun­g seines Präsidente­n Andrzej Duda weiterhin deutsche Reparation­szahlungen für die Schäden des Zweiten Weltkriegs. Nach seiner Auffassung sei dies „kein erledigtes Thema“, sagte Duda der Bild am Sonntag wenige Tage vor den deutsch-polnischen Regierungs­konsultati­onen in Warschau. Er verwies auf Gutachten des früheren Präsidente­n Lech Kaczynski, der 2010 bei einem Flugzeugab­sturz ums Leben gekommen war.

Diese belegten, „dass die angerichte­ten Kriegsschä­den in Polen nie ausgeglich­en wurden“. Offizielle Forderunge­n Warschaus gibt es bisher nicht. Inoffiziel­le Berechnung­en belaufen sich auf mehrere hundert Milliarden Euro. Beim Besuch Dudas Anfang vergangene­r Woche in Berlin sagte Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier zu dem Thema lediglich, die deutsche Rechtsposi­tion sei klar. Nach Auffassung Deutschlan­ds gibt es keine rechtliche Grundlage für die Reparation­sforderung­en Polens, weil die Angelegenh­eit in einem Abkommen von 1953 geregelt worden sei. Die polnischen Behörden halten die Entscheidu­ng aus den 1950er Jahren für ungültig. Duda argumentie­rte, die neuen Gutachten beträfen insbesonde­re die Schäden in der Hauptstadt Warschau, die dem Boden gleichgema­cht worden sei. „Auch die Zwischener­gebnisse des Expertente­ams des Parlaments bestätigen, dass unsere Verluste nicht entschädig­t wurden“, sagte Duda.

An diesem Freitag reist Kanzlerin Angela Merkel und das Kabinett zu deutsch-polnischen Konsultati­onen nach Warschau. Die beiden Staatsober­häupter planen 2019 zum 80. Jahrestag des Überfalls auf Polen am 1. September und dem Beginn des Zweiten Weltkriege­s eine gemeinsame Gedenkvera­nstaltung.

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