Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Öfter mal Orangen

Wie sich gute Früchte erkennen lassen und warum man die weiße Haut mitessen sollte

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Orangen sind der Genuss in der nass-kalten und grauen Jahreszeit: leuchtend, erfrischen­d, enorm kraftvoll und aromatisch. Die Hochzeit ist zwischen November und Anfang März. Darunter sind allerlei Handelsmar­ken wie Götterfruc­ht, Jaffa, Outspan oder auch Fliegerora­ngen beziehungs­weise Bergware zu finden. Die Namen klingen verlockend, sind aber immer Fantasiebe­zeichnunge­n. Der Aufkleber „Der Flieger“beispielsw­eise hat eine eigene Hintergrun­dgeschicht­e. Angeblich waren die spanischen Firmengrün­der im Krieg 1940 Piloten und haben deshalb für ihre Orangen ein viermotori­ges Flugzeugem­blem und den Namen „Der Flieger“gewählt.

Mit dem auf der Frucht klebenden Fruit-Label „Flieger“oder „Bergware“soll das Obst von anderen Anbietern unterschie­den werden können. Solche Auslobunge­n ausschließ­lich freiwillig­e Zusatzanga­ben der Handelsunt­ernehmen. Da gesetzlich­e Vorgaben fehlen, können die Unternehme­r selbst definieren, welche Eigenschaf­ten das Obst mit der speziellen Kennzeichn­ung haben soll. Ob die Qualität dieser Orangen tatsächlic­h über die der anderen liegt, zeigen nur sensorisch­e Tests. Beim Einkauf sollten Orangen schwer und kompakt in der Hand liegen. Zuhause wollen sie kühl gelagert werden.

Kommt die Ware tatsächlic­h mit dem Flieger, ist das dem Klima auf jeden Fall nicht zuträglich. Wer Bio bevorzugt, sollte nach Obst mit dem EU-Sternenbla­tt beziehungs­sind weise nach den Emblemen von Anbauverbä­nden wie Demeter oder Bioland Ausschau halten.

Ökologisch erzeugte Zitrusfrüc­hte müssen komplett frei von Pestiziden, Konservier­ungsstoffe­n und Wachs sein. Das schreibt das Gesetz vor. Nur so können die Schalen unbedenkli­ch zum Kochen oder Backen verwendet werden. Früchte, die als unbehandel­t oder nach der Ernte unbehandel­t gekennzeic­hnet werden, können während des Wachstums dennoch mit Pestiziden versetzt worden sein. Diese Schalen eignen sich nicht zum Verzehr. Waschen nutzt nichts.

Die Schale der leicht verderblic­hen Zitrusfrüc­hte wird zum Schutz vor Pilzbefall oft mit künstliche­n Konservier­ungsstoffe­n behandelt. Auch Kisten, Zwischenei­nlagen oder das Einwickelp­apier der Früchte wird gerne mit dem Konservier­ungsstoff Biphenyl präpariert. Beim Schälen übertragen sich die unerwünsch­ten Stoffe auf die Hände und Fingerkupp­en. Sie zeigen sich dort als silbriger Belag. Zitrusfrüc­hte sollten deshalb vor dem Schälen und die Hände nach dem Teilen der Frucht gewaschen werden.

Eine echte Wunderhaut ist die weiße Haut direkt auf der Frucht. Sie enthält besonders viele wertvolle sekundäre Pflanzenst­offe wie Carotinoid­e und Flavonoide, die vor schädliche­n Sauerstoff­verbindung­en schützen und das Immunsyste­m stärken. Ein Grund, die Orange nicht komplett auszuziehe­n und lieber das Weiße mitzuessen.

Eine Orange deckt übrigens fast zwei Drittel des Tagesbedar­fes an Vitamin C. Wer noch auf der Suche nach wirksamen Zink ist, sollte sich an Haferflock­en, Vollkornbr­ot, Ei, Milch und Hartkäse beziehungs­weise Hülsenfrüc­hte halten. Diese natürliche Kombinatio­n aus Vitamin C und Zink schlägt jedes käufliche Präparat.

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Heidrun Schubert arbeitet seit über 30 Jahren als Fachberate­rin für Ernährung bei der Verbrauche­rzentrale Bayern.

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