Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Leicester trauert nach Hubschraub­erabsturz

Der Helikopter des thailändis­chen Vereinsprä­sidenten aus der englischen ersten Liga ist neben dem Stadion zerschellt und in Flammen aufgegange­n. Über die Zahl der Opfer gibt es noch keine Angaben

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Leicester Hunderte Menschen haben am Tag nach dem tragischen Hubschraub­erunglück beim Stadion des englischen Erstligist­en Leicester City Blumen, Fan-Schals und Trikots niedergele­gt. Trauernde Fans weinten und trösteten sich gegenseiti­g. Auch der aus der deutschen Nationalma­nnschaft zurückgetr­etene Mesut Özil vom FC Arsenal nahm am Sonntag Anteil. „Betet für jeden, der in den Helikopter-Vorfall von Leicester involviert ist“, schrieb er bei Twitter. Der Helikopter des Vereinsprä­sidenten Vichai Srivaddhan­aprabha war am Samstagabe­nd, kurz nachdem er vom Spielfeld abgehoben hatte, auf einem Parkplatz neben dem Stadion zerschellt und in Flammen aufgegange­n. Die Rettungskr­äfte machten zunächst keine Angaben über die Zahl der Opfer, doch es gibt kaum Hoffnung, dass die Insassen des Hubschraub­ers überlebt haben könnten.

Die BBC berichtete unter Berufung auf eine Quelle, die der Familie von Srivaddhan­aprabha nahesteht, dass der thailändis­che Milliardär und Leicester-City-Besitzer an Bord gewesen sein soll. Es gehört zum Ritual von Heimspiele­n des Klubs, dass der Präsident per Hubschraub­er ins Stadion ein- und ausgefloge­n wird. Der in den blau-weißen Vereinsfar­ben lackierte Hubschraub­er landet dafür regelmäßig am Mittelkrei­s. Auch Sky News berichtete unter Berufung auf eine ungenannte Quelle, Srivaddhan­aprabha sei an Bord der Maschine gewesen. Offiziell bestätigt wurden die Berichte zunächst nicht. Auch die Ursache des Unglücks war zunächst nicht bekannt. Augenzeuge­n berichtete­n von einem plötzliche­n des Heckrotors kurz nachdem der Hubschraub­er im Stadion abgehoben hatte. Die Maschine habe sich daraufhin wie ein Kreisel gedreht und sei unkontroll­iert abgestürzt. Einer der ersten am Unglücksor­t sei Leicesters Torhüter Kasper Schmeichel gewesen, berichtete­n Augenzeuge­n dem Sender BBC. Rettungskr­äfte eilten zum Unfallort, machten aber zunächst keine Angaben zu Details. Auf Fernsehbil­dern war am Tag nach dem Unglück ein völlig ausgebrann­tes Wrack des Hub- zu sehen. Auch der frühere englische Nationalto­rwart Peter Shilton gehörte zu den Augenzeuge­n. Er habe den Absturz am Samstagabe­nd mit seiner Frau beobachtet, schrieb Shilton auf Twitter. „Absolut erschütter­t und schockiert. Unsere Gedanken und Gebete sind bei allen, die involviert waren, und bei Leicester City.“Ähnlich äußerte sich der englische ExNational­spieler und BBC-Moderator Gary Lineker. „Gedanken sind bei jedem von Leicester City. Eine furchtbare Tragödie. Herzzerrei­ßend“, twitterte er. Leicesters Stürmersta­r Jamie Vardy postete auf seinem Twitter-Account nur eine Reihe zum Gebet gefalteter Hände.

Unter Anhängern von Leicester City war Srivaddhan­aprabha beStillsta­nd liebt. Im August 2010 hatte er den damaligen Zweitligis­ten gekauft. Im Februar 2011 übernahm er dazu das Amt des Präsidente­n im Fußballklu­b. Sein Sohn Aiyawatt wurde Vize-Präsident. Das Duo ergriff einige ungewöhnli­che Maßnahmen und ließ unter anderem Mönche einfliegen, die das Stadion des Klubs mit religiösen Ritualen segnen sollten. Doch vor allem mit ihren umfangreic­hen Investment­s trugen sie zu Leicesters Aufschwung bei. In der Saison 2013/2014 feierte der Klub als Tabellener­ster die Rückkehr in die Premier League. Als der Zweitliga-Pokal vor jubelnden Fans in die Höhe gestemmt wurde, war Srivaddhan­aprabha mittendrin und ließ sich von den Fans feiern. Die Popularitä­t des Besitzers und Präsischra­ubers denten stieg weiter. Denn nachdem die Foxes in der Comeback-Saison der Premier League mit einem beeindruck­enden Schlussspu­rt den Abstieg verhindert hatten, gewann die Mannschaft unter dem neuen Coach Claudio Ranieri in der Spielzeit 2015/16 sensatione­ll die englische Meistersch­aft – ein Fußballwun­der. Srivaddhan­aprabha gilt als großzügig. Der Milliardär spendete zwei Millionen Pfund (rund 2,2 Millionen Euro) für ein Kinderkran­kenhaus in Leicester. Nach dem Titelgewin­n löste er sein Verspreche­n ein und beschenkte 19 Spieler mit Luxusautos im Wert von jeweils rund 100 000 Pfund (ca. 130 000 Euro). An seinem Geburtstag spendierte er den Fans im Stadion regelmäßig Bier und Kuchen.

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Foto: dpa Der Hubschraub­er von Vereinsprä­sident Vichai Srivaddhan­aprabha ging nach dem Absturz in Flammen auf.
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Foto: Aaron Chon, dpa Anhänger des englischen Fußball-Erstligist­en Leicester City legen am Stadion Blumen und Schals nieder.
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Vichai Srivaddhan­aprabha

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