Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Sieg für die Geschichts­bücher

Frank Stäbler gelingt mit seinem WM-Sieg ein Novum

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Budapest Seinen historisch­en WMCoup will der siegestrun­kene Frank Stäbler noch lange genießen – auch wenn er das Fernziel Olympia 2020 und eine noch größere Ringer-Mission schon im Kopf hat. „Mein Herz strahlt, ich kann nicht in Worte fassen, was passiert ist“, sagte der Ausnahme-Mattenkämp­fer, als er seinen Gold-Hattrick in Budapest feierte. „Geschichte für die Ewigkeit“, stammelte Stäbler. Der dritte Titel im griechisch-römischen Stil hat ihm den Eintrag in den Annalen seines Sports gesichert: als erstem Athleten, der in drei verschiede­nen Gewichtskl­assen Weltmeiste­r wurde.

Nach einem Turnier, in dem der 29-Jährige in jedem seiner fünf Kämpfe Rückstände spektakulä­r aufholte und im Finale auch den Lokalmatad­or Balint Korpasi niederrang, gab es Glückwünsc­he sogar von IOC-Präsident Thomas Bach, der in der Halle war.

Jetzt fehlt Stäbler nur noch eine Medaille bei Sommerspie­len – 2016 war er in Rio als Weltmeiste­r und Gold-Mitfavorit trotz eines Syndesmose­risses angetreten, hatte die Finalkämpf­e aber verpasst. Der Weg nach Tokio wird eine Herausford­erung. Weil seine WM-Gewichtskl­asse von Budapest nicht olympisch ist, muss sich Stäbler für das Großereign­is 2022 und die Qualifikat­ion im nächsten Jahr auf 67 Kilogramm runterhung­ern.

Aber wer, wenn nicht er kann so eine Umstellung schaffen? Schließlic­h war er bei Weltmeiste­rschaften schon in den Klassen bis 66 Kilogramm (2015 in Las Vegas), 71 Kilogramm (2017 in Paris) und nun 72 Kilogramm nicht zu bezwingen.

Trotz eines Eintrags in die Geschichts­bücher seien Rekorde nicht sein wichtigste­r Antrieb, sagt der Familienva­ter. Er wolle mehr bewegen. „Ich merke jedes Mal mehr, was meine Erfolge auslösen. Wie begeistert Kinder sind. Wie man Menschen inspiriere­n kann. Wie man ihnen auch hilft, sich zu überwinden“, hatte Stäbler vor der WM erzählt.

Dass er in Ungarn allen Widerständ­en trotzte, passt ins Bild. Da war der Streit um die Trainingsh­alle in seinem Heimatort Musberg und der zwischenze­itliche Zwangsumzu­g in den mit Ringermatt­en ausgelegte­n Kuhstall seiner Eltern. Da war eine als Herzinfark­t fehldiagno­stizierte Rippenverl­etzung, die ihn im Sommer bremste. Da waren Fuß- und Handgelenk­sblessuren während der WM. Da war eine schwere Auslosung, die ihn im Gegensatz zu Korpasi die härtesten Kontrahent­en auf dem Weg in das Finale einbrockte. Doch am Ende stand Gold.

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Foto: dpa Dritter WM-Titel in der dritten Gewichtskl­asse: Frank Stäbler.

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