Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Zipp, zapp, Ärmel ab
Tanja Hall designt Kleider, die man beim Elternabend genauso tragen kann, wie in der Oper. Wie das geht
Wenn es um das Thema Mode geht, denkt man sofort an Städte wie Paris, Mailand oder London. Doch auch in Augsburg gibt es kreative Köpfe. Serhat Yilmaz ist mit seinem Schuhlabel Serfan im Geschäft und zählt unter anderem Prominente wie die Effenbergs oder Boris Becker zu seinen Kunden. Ebenfalls erfolgreich ist David Ikic, der Jacken designt, von denen sogar Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng beeindruckt ist. Das erfolgreichste Beispiel auf dem Augsburger Textilmarkt ist aber Sina Trinkwalder mit ihrem Unternehmen „Manomama“. Diesen Weg möchte auch Tanja Hall gehen und hat sich etwas Besonderes ausgedacht: Die Augsburgerin designt Kleider, die mit bis zu sieben Reißverschlüssen ausgestattet und so in der Länge variiert werden können. Sogar bis zum Bolero lassen sie sich kürzen. Auch die Ärmel kann man abnehmen.
Durch das Reißverschlusssystem lassen sich die Kleider aber nicht nur beliebig kürzen, sondern auch untereinander kombinieren. Das Rockteil eines roten Kleides kann mit dem Oberteil eines schwarzen Kleides verbunden werden. Die Teile werden dabei einfach an den Reißverschlüssen ineinander „gezippt“. Auf die gleiche Weise kann man die Stoffmanschetten durch eine edle Federvariante ersetzen. „So entstehen neue Outfits und man ist für jeden Anlass gut gekleidet“, sagt die 50-Jährige.
Das Praktische findet Tanja Hall, die als zweifache Mutter Vollzeit in einem Büro arbeitet, ganz besonders wichtig: „Frauen sind so viel beschäftigt, gehen morgens in die Arbeit, und müssen danach noch zum Elternabend oder in die Oper. Meine Kleider ermöglichen es, zu jedem Anlass passend gekleidet zu sein – ein Pendant zum Anzug des Mannes“, erklärt die Designerin. Auf den Preis ihrer Kreationen will sie sich nicht festlegen. „Das ist ganz individuell. Je nach Modell.“
Erste Erfolge hat die Augsburgerin auch schon zu verzeichnen. Es gibt erste Kunden, sie hat die Idee mittlerweile schützen lassen und erste Investoren begeistern können.
Zu verdanken hat sie diesen Erfolg auch ein wenig ihrem Sohn Niklas. Er schnitt einst die Hosenbeine der Jogginghose seiner Mutter ab und experimentierte mit den Stoffresten, zog sie als Oberteil und Rock an. Tanja Hall war davon sofort begeistert und musste ihrem Sohn versprechen, etwas aus dieser Idee zu machen. Dabei legt sie viel Wert auf Nachhaltigkeit. Außer der Reißverschlüsse, die aus recycelten PET– Flaschen hergestellt sind, ist alles „Made in Germany“. Genäht wird in Augsburg. Ihre ersten Kunden konnte Tanja Hall über Facebook und Mund-zu-Mund-Werbung gewinnen. Mittlerweile kann man Hall über ihre Homepage: www.tanjahall.de kontaktieren. Dort kann man auch das neueste Fabrikat sehen – das Kleid, das dank längsverarbeiteter Reißverschlüsse entweder tailliert oder weit und lässig getragen werden kann.