Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Abschied vom geliebten Buchsbaum
Der Zünsler fliegt nicht mehr. Verschwunden ist er trotzdem nicht. Es gibt noch eine weitere Gefahr
Landkreis Augsburg/Dinkelscherben In vielen Orten in der Region zeigt der Buchsbaumzünsler großen Appetit: Nur in Dinkelscherben nicht, glaubt man der Gemeindeverwaltung. Der Buchs sei dort bislang vom Schädling verschont geblieben. Dem widerspricht jetzt eine Leserin: In ihrem Garten seien alle Buchsbäume betroffen, ebenso die Pflanzen im Rathausgarten und auf dem Friedhof. „Ich habe meine Bäume zwei Mal, so gut es geht, von den Raupen befreit. Ich glaube aber, das wird nichts mehr“, erklärte die Dinkelscherberin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.
Im Vergleich zu den Bäumen im Rathausgarten sehen die knapp 60 Jahre alten Pflanzen auf ihrem Grundstück noch gut aus. „Weil ich etwas tue und dagegen arbeite“, sagt sie. Am Buchs im Rathausgarten sind sowohl der Befall als auch die Gespinste der Raupen des nachtaktiven Schmetterlings deutlich zu erkennen. In ganz Dinkelscherben komme der Buchsbaumzünsler vor, sagt die Leserin. Zuerst habe sie von einem Verwandten, der ebenfalls im Ort wohnt, von dem Schädling erfahren. Später hätten auch Nachbarn vom Befall erzählt.
Auch auf dem Friedhof in Dinkelscherben hat der Zünsler seine Spuren hinterlassen. An der Entsorgungsstation türmen sich neben anderen Gartenabfällen auffällig viele Buchsbäume. Läuft man an den Gräbern entlang, sieht man viele kleine Buchse, die deutlich befallen sind. Umso verwunderlicher, dass die Gemeinde bisher nichts mitbekommen haben will. Aus dem Bauhof heißt es auf erneute Nachfrage, dass man bei Herbstlaub und Friedhofspflege keine Kapazitäten habe, um sich um die Buchsbäume im Gemeindegebiet zu kümmern.
Der Schädling ist übrigens nicht nur ein Dinkelscherber Problem. Immer mehr der immergrünen Bäumchen leiden. Zum Beispiel in Willishausen am Friedhof. Eine Frau, die gerade eine kleine Pflanze von einem Grab entfernt hat, sagt: „Ich glaube, der ist auch irgendwie krank, den zweiten lassen wir jetzt aber noch drin, der sieht noch besser aus.“Kranke Buchsbäume sind auch auf dem Friedhof in Rommelsried zu finden. In Diedorf sehen die meisten Pflanzen auf den Gräbern noch weitgehend gesund aus. Aber auch hier ist der Schädling angekommen, wie der Blick in einige Privatgärten verrät.
Die Frage ist, wie lange der Landkreis noch Freude am Buchs haben wird. Bernhard Frey, der Baumexperte und Gartenbaufachberater des Landkreises, ist sich sicher: Es wird nicht nur in der Region bald keinen Buchs mehr geben. Die Bäume würden nicht nur von dem Schädling, sondern auch von einem Pilz bedroht. Frey: „In wenigen Jahren ist der Buchs verschwunden.“