Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Abschied vom geliebten Buchsbaum

Der Zünsler fliegt nicht mehr. Verschwund­en ist er trotzdem nicht. Es gibt noch eine weitere Gefahr

- VON TOBIAS KARRER

Landkreis Augsburg/Dinkelsche­rben In vielen Orten in der Region zeigt der Buchsbaumz­ünsler großen Appetit: Nur in Dinkelsche­rben nicht, glaubt man der Gemeindeve­rwaltung. Der Buchs sei dort bislang vom Schädling verschont geblieben. Dem widerspric­ht jetzt eine Leserin: In ihrem Garten seien alle Buchsbäume betroffen, ebenso die Pflanzen im Rathausgar­ten und auf dem Friedhof. „Ich habe meine Bäume zwei Mal, so gut es geht, von den Raupen befreit. Ich glaube aber, das wird nichts mehr“, erklärte die Dinkelsche­rberin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Im Vergleich zu den Bäumen im Rathausgar­ten sehen die knapp 60 Jahre alten Pflanzen auf ihrem Grundstück noch gut aus. „Weil ich etwas tue und dagegen arbeite“, sagt sie. Am Buchs im Rathausgar­ten sind sowohl der Befall als auch die Gespinste der Raupen des nachtaktiv­en Schmetterl­ings deutlich zu erkennen. In ganz Dinkelsche­rben komme der Buchsbaumz­ünsler vor, sagt die Leserin. Zuerst habe sie von einem Verwandten, der ebenfalls im Ort wohnt, von dem Schädling erfahren. Später hätten auch Nachbarn vom Befall erzählt.

Auch auf dem Friedhof in Dinkelsche­rben hat der Zünsler seine Spuren hinterlass­en. An der Entsorgung­sstation türmen sich neben anderen Gartenabfä­llen auffällig viele Buchsbäume. Läuft man an den Gräbern entlang, sieht man viele kleine Buchse, die deutlich befallen sind. Umso verwunderl­icher, dass die Gemeinde bisher nichts mitbekomme­n haben will. Aus dem Bauhof heißt es auf erneute Nachfrage, dass man bei Herbstlaub und Friedhofsp­flege keine Kapazitäte­n habe, um sich um die Buchsbäume im Gemeindege­biet zu kümmern.

Der Schädling ist übrigens nicht nur ein Dinkelsche­rber Problem. Immer mehr der immergrüne­n Bäumchen leiden. Zum Beispiel in Willishaus­en am Friedhof. Eine Frau, die gerade eine kleine Pflanze von einem Grab entfernt hat, sagt: „Ich glaube, der ist auch irgendwie krank, den zweiten lassen wir jetzt aber noch drin, der sieht noch besser aus.“Kranke Buchsbäume sind auch auf dem Friedhof in Rommelsrie­d zu finden. In Diedorf sehen die meisten Pflanzen auf den Gräbern noch weitgehend gesund aus. Aber auch hier ist der Schädling angekommen, wie der Blick in einige Privatgärt­en verrät.

Die Frage ist, wie lange der Landkreis noch Freude am Buchs haben wird. Bernhard Frey, der Baumexpert­e und Gartenbauf­achberater des Landkreise­s, ist sich sicher: Es wird nicht nur in der Region bald keinen Buchs mehr geben. Die Bäume würden nicht nur von dem Schädling, sondern auch von einem Pilz bedroht. Frey: „In wenigen Jahren ist der Buchs verschwund­en.“

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Foto: Tobias Karrer Sind Buchsbäume bald Vergangenh­eit? Auch auf vielen Friedhöfen wie in Dinkelsche­rben macht sich der gefräßige Zünsler breit.

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