Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Abrechnung mit Seehofer

- VON JÜRGEN MARKS mrk@augsburger-allgemeine.de

Getroffen von einer erneuten Wahlnieder­lage hat Angela Merkel am Montag ihren Rückzug aus der Politik eingeläute­t. Wer ihr genau zuhörte, der musste die Erklärung auch als Abrechnung mit ihrem Widersache­r Horst Seehofer verstehen. Merkel sprach von „Verwerfung­en im Sommer“und von einem „inakzeptab­len Bild“der Bundesregi­erung. Damit spielte sie auf den CSU-Chef an, der mit seinen krawallige­n Attacken auf Merkel und den Koalitions­partner SPD an vorderster Stelle für das schlechte Erscheinun­gsbild der GroKo verantwort­lich war und ist.

Für den zugespitzt­en Streit über die Flüchtling­spolitik haben Seehofer und die CSU bei der BayernWahl bereits eine Quittung bekommen. Die Rechnung für die persönlich­en Angriffe auf Merkel („Ich kann mit der Frau nicht mehr arbeiten“) ist noch offen.

Dass Seehofer den Rückzug der Kanzlerin nun ausdrückli­ch bedauerte und vom „gegenseiti­gen Respekt“sprach, kann höchstens unter einem Aspekt ehrlich gemeint gewesen sein: Seehofer bedauert, dass Merkels Aussagen auch sein politische­s Ende beschleuni­gen könnten. In der CSU stehen die Zeichen ebenfalls auf Neuanfang.

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