Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Jüdische Gemeinde übt scharfe Kritik an Trump

Vorwürfe nach Anschlag auf Synagoge in Pittsburgh

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Washington Nach dem tödlichen Synagogen-Anschlag sowie den Briefbombe­n in den USA sieht sich Präsident Donald Trump mit zunehmende­n Vorwürfen konfrontie­rt, durch seine aggressive Rhetorik gegen Kritiker und gesellscha­ftliche Minderheit­en den Boden für derartige Gewalttate­n bereitet zu haben. Jüdische Vertreter aus dem von dem Anschlag heimgesuch­ten Pittsburgh beschuldig­ten Trump, die „wachsende weiße nationalis­tische Bewegung ermutigt“zu haben.

Der Präsident will die Stadt dennoch am Dienstag besuchen. Zusammen mit First Lady Melania Trump wolle der Präsident dort seine „Unterstütz­ung für die jüdische Gemeinde“zum Ausdruck bringen, sagte am Montag die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders. Trump hatte den Besuch bereits am Samstag kurz nach dem Schusswaff­enangriff auf die Lebensbaum-Synagoge mit elf Toten und sechs Verletzten angekündig­t, aber noch keinen Termin genannt.

Kurz nach dem Anschlag sagte er: „Diese bösartige antisemiti­sche Attacke ist ein Angriff auf uns alle.“Allerdings setzte der Präsident bereits kurz nach dem Anschlag seine Wahlkampfa­uftritte und heftigen Verbalatta­cken fort – obwohl viele Kritiker in seiner extrem aggressive­n Rhetorik eine Ursache des vergiftete­n Klimas sehen, das politische Gewalt hervorbrin­ge.

Bei dem tödlichste­n antisemiti­schen Angriff der jüngeren US-Geschichte hatte ein 46-Jähriger während eines Gottesdien­stes in der Lebensbaum-Synagoge um sich geschossen. Der mit einem Sturmgeweh­r und mindestens drei Pistolen bewaffnete Mann, der antisemiti­sche Parolen brüllte, wurde direkt nach der Tat festgenomm­en.

Erst am Freitag war im Bundesstaa­t Florida ein 56-Jähriger gefasst worden, der mindestens 13 Rohrbomben an prominente TrumpKriti­ker – darunter Ex-Präsident Barack Obama, die frühere Präsidents­chaftskand­idatin Hillary Clinton und der jüdische Milliardär George Soros – adressiert hatte. Bei dem Festgenomm­enen handelte es sich offensicht­lich um einen fanatische­n Trump-Anhänger.

Durch die Eskalation der Gewalt ist der Streit um die Ursachen des vergiftete­n Klimas sowie die Verantwort­ung des Präsidente­n nun kurz vor den Kongresswa­hlen am Dienstag kommender Woche zu einem zentralen Thema der Debatte geworden.

Trump wies die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück und bezichtigt­e erneut die kritisch über ihn berichtend­en Medien, Hassgefühl­e zu schüren. Sie täten alles, „um den Republikan­ern, den Konservati­ven und mir die Schuld für die Spaltung und den Hass zu geben, die es schon seit so langer Zeit gibt“, schrieb er auf Twitter.

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Foto: afp Gedenken vor der Lebensbaum-Synagoge von Pittsburgh.

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