Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Blödeleien mit Musik
Ingo Insterburg starb 84-jährig
Berlin Bis heute parodieren seine Fans den Endlosreim „Ich liebte ein Mädchen aus...“: Liedermacher Ingo Insterburg brachte als Kopf von Insterburg & Co. die Stand-upComedy auf die Bühne, als es den Begriff in Deutschland noch gar nicht gab. Nun ist die Stimme des Berliner Sängers für immer verstummt: 84-jährig starb Insterburg nach kurzer Krebserkrankung, wie sein langjähriger Musik-Manager Frank Nietsch gestern erklärte.
Nietsch hat den Musiker nach eigenen Angaben bis zu dessen Tod am vergangenen Samstag in einem Berliner Hospiz begleitet. Er habe Insterburg im Sommer 1990 kennengelernt und sei seitdem an seiner Seite gewesen. Der als Ingo Wetzker 1934 im russischen Chernyakhovsk – das frühere Insterburg in Ostpreußen – geborene Liedermacher hatte Ende der 1960er gemeinsam mit Comedian Karl Dall, dem Schauspieler Jürgen Barz und dem Autor Peter Ehlebracht die Band Insterburg & Co gegründet. Die Band erlangte Kultstatus mit einem neuen Typ von Unterhaltung: Blödel-Musik und Parodien für den einfachen Humor.
Damit war sie Vorbild für Bühnenunterhalter wie Otto und Mike Krüger. Bekanntestes Lied der Band war das von Insterburg vorgetragene „Ich liebte ein Mädchen aus ...“, dessen Parodie sich bis heute in Youtube-Videos findet. Oft werde der Name Insterburg auch mit dem Hit „Kreuzberger Nächte“in Verbindung gebracht, so Nietsch. Das sei aber ein großer Irrtum. Der Ohrwurm stamme vielmehr von den Gebrüdern Blattschuss.
Mehr als 55 Jahre stand Insterburg, der ein begeisterter Marathonläufer war und an mehr als 20 solcher Wettkämpfe teilnahm, auf der Bühne. Nach der Flucht aus Ostpreußen hatte es seine Familie zunächst ins sächsische Zwickau verschlagen
– aufgewachsen ist Insterburg dann in Bernburg (Sachsen-Anhalt). Dort legte er auch sein Abitur ab, bevor er 1953 auf dem Fahrrad nach WestBerlin floh. Da sein DDR-Abitur im Westen nicht anerkannt wurde, legte er die Prüfung erneut ab.
In seiner WG in der Uhlandstraße im alten Berliner Westen lebte Insterburg, der aus einer früh geschiedenen Ehe einen erwachsenen Sohn hat, Zimmer an Zimmer mit dem inzwischen gestorbenen Schauspieler Klaus Kinski. Dessen Brechtballaden begleitete er musikalisch als „Guitar-Ingo“, wie Kinski ihn auf der Bühne ankündigte.