Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bundeskanz­lerin ja, Parteichef­in nein

Nach der Wahl in Hessen hat Angela Merkel eine wichtige Entscheidu­ng getroffen. Und ein Experte erklärt hier, wie Wahlzettel eigentlich ausgezählt werden

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Angela Merkel hat es gerade nicht leicht. Sie ist Kanzlerin und Chefin der Partei CDU. Doch ihre Partei hat bei einer Wahl in Hessen nicht gut abgeschnit­ten. Zwar war sie dort die beste Partei. Aber sie bekam viel weniger Stimmen als früher. Angela Merkel meint: Etwas muss sich ändern. Denn Experten sagen: Das schlechte Wahlergebn­is der CDU in Hessen hat auch etwas damit zu tun, dass die Menschen nicht zufrieden mit Angela Merkel sind.

Deswegen hat Angela Merkel beschlosse­n, einen ihrer Jobs abzugeben. Am Montag erklärte sie, dass sie nicht mehr Chefin der CDU sein möchte. Kanzlerin aber will sie erst mal bleiben. Und wer übernimmt jetzt die CDU? Gleich mehrere Politiker haben Lust darauf: eine Frau und zwei Männer. Wahrschein­lich wählt die Partei den neuen Chef oder die neue Chefin in ungefähr sechs Wochen bei einem Treffen.

Einige Politiker von anderen Parteien meinen, dass Angela Merkel nun auch keine Kanzlerin mehr sein sollte. Das sieht sie anders. Sie erklärte: Noch drei Jahre lang will sie regieren. Dann sei Schluss. In drei Jahren ist normalerwe­ise die nächste Bundestags­wahl.

Übrigens: Bei der Wahl in Hessen bekam die Partei CDU die meisten Stimmen. An zweiter und dritter Stelle standen die Partei Bündnis 90/Die Grünen und die Partei SPD. Nur 94 Stimmen trennen die beiden voneinande­r! Wahlexpert­en kannten dieses Ergebnis schon wenige Stunden nach der Wahl. Nicht nur ungefähr, sondern auf jede Stimme genau. Wie das klappt, weiß der Wahlleiter in Hessen: Wilhelm Kanther.

Er erklärt: Bei der Wahl gehen die Bürger in Wahllokale. Dort werfen sie ihre Stimmzette­l in verschloss­ene Boxen. „Nach der Wahl werden die Boxen geöffnet und alle Zettel auf einen Tisch geschüttet.“Dann beginnt das Sortieren. „Stimmen für eine Partei kommen auf einen Stapel, Stimmen für eine andere Partei auf einen anderen Stapel“, sagt Herr Kanther. „Ist alles schön geordnet, werden die Zettel gezählt.“Und zwar zwei Mal. Ist das Auszähltea­m fertig, ruft es das Wahlamt an und gibt die Ergebnisse durch. Im Wahlamt geben die Mitarbeite­r alle Ergebnisse von allen Auszähltea­ms in einen Computer ein. Am Ende gibt es ein Ergebnis für das ganze Bundesland.

Bisher regierte in Hessen die CDU zusammen mit den Grünen. Das könnten sie nun weiter gemeinsam tun. In den nächsten Wochen wollen die Parteien schauen, ob sie sich darauf einigen können. Vorher müssen sie aber noch auf das endgültige Ergebnis der Wahl warten. Das gibt es erst in etwa zwei Wochen. Bis dahin wird die Wahl noch einmal ganz in Ruhe geprüft.

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Angela Merkel

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