Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Jazz steckt im Blech
Philharmoniker Brass im MAN-Museum
Wie die Lottoziehung war auch der Programmablauf der Matinee „All about Brass“der Augsburger Philharmoniker im MAN-Museum „ohne Gewähr“: So begann Tubist Fabian Heichele seine unterhaltsame Moderation. Das Gedruckte war nur die halbe Wahrheit; gespielt wurden die angekündigten Komponisten und sogar noch zwei mehr, aber nicht alle angegebenen Stücke.
Das Blechbläserquintett der Philharmoniker hatte zu einer „spannenden Reise durch die Jahrhunderte“eingeladen. Es musizierten die Trompeter Gábor Vanyó, Alexander Großpietsch, Posaunist Thomas Ehrmann, Tubist Fabian Heichele sowie die Hornistin Katharina Hauf. Der Jazz, so zeigte sich, steckt dem Brass im Blech. Entweder klingt es symphonisch wie in Jan Koetsiers (1911–2006) „Rondo sereno“oder swingig wie in „The Battle of Jericho“, ein Crossover von Enrique Crespo (*1941) – oder bayerisch zünftig wie in Hans Krölls (*1962) Polka zum Abschluss, die nach dem gekonnt schrägen „VerzogenenMarsch“und den Wagnerischen Schwanenklängen in Krölls Ludwig-Romanze mit virtuosen Repetitionen im Tuba und witzigen Schwenks den Kehraus bildete.
Hervorragend gelangen dem Ensemble Intonation und die Präzision im Zusammenspiel, ebenso die „hierarchische“und klangfarbliche Abmischung. Jeder der fünf Bläser hatte in dem einstündigen Programm auch solistische Momente, die die
Kunstvoll verzogenes Posaunen-Intro
lyrisch-tonschönen Seiten und die erstaunliche Beweglichkeit seines Instruments wie sein Können exponiert beleuchteten. So im erwähnten Verzogenen-Marsch, der mit einem kunstvoll verzogenen Posaunen-Intro beginnt, oder in den drei „Bachy Things“von Brian E. Lynn (*1954) für Posaunen-Trio nach altem „Styl“und in neuem Klangkleid, hier vom tiefen Blech interpretiert mit betörend reinen, vollen Harmonien oder quasi Fugato „Walking Tubass“.
Ein Highlight war auch Leonard Bernsteins „Dance Suite“, fünf Miniaturen mit Drive, die er befreundeten Choreografen widmete. Tanzaffin rhythmusbetont und bei der Orchestrierung an Gershwin erinnernd, wurzelten die Haiku kurzen Stücke zwar in der europäischen Tradition, wirkten aber echt amerikanisch. Das Augsburg Philharmonic Brass Quintet begeisterte auch hier mit Schwung und kristalliner, abgestimmter Klarheit.