Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Jazz steckt im Blech

Philharmon­iker Brass im MAN-Museum

- VON STEPHANIE KNAUER

Wie die Lottoziehu­ng war auch der Programmab­lauf der Matinee „All about Brass“der Augsburger Philharmon­iker im MAN-Museum „ohne Gewähr“: So begann Tubist Fabian Heichele seine unterhalts­ame Moderation. Das Gedruckte war nur die halbe Wahrheit; gespielt wurden die angekündig­ten Komponiste­n und sogar noch zwei mehr, aber nicht alle angegebene­n Stücke.

Das Blechbläse­rquintett der Philharmon­iker hatte zu einer „spannenden Reise durch die Jahrhunder­te“eingeladen. Es musizierte­n die Trompeter Gábor Vanyó, Alexander Großpietsc­h, Posaunist Thomas Ehrmann, Tubist Fabian Heichele sowie die Hornistin Katharina Hauf. Der Jazz, so zeigte sich, steckt dem Brass im Blech. Entweder klingt es symphonisc­h wie in Jan Koetsiers (1911–2006) „Rondo sereno“oder swingig wie in „The Battle of Jericho“, ein Crossover von Enrique Crespo (*1941) – oder bayerisch zünftig wie in Hans Krölls (*1962) Polka zum Abschluss, die nach dem gekonnt schrägen „Verzogenen­Marsch“und den Wagnerisch­en Schwanenkl­ängen in Krölls Ludwig-Romanze mit virtuosen Repetition­en im Tuba und witzigen Schwenks den Kehraus bildete.

Hervorrage­nd gelangen dem Ensemble Intonation und die Präzision im Zusammensp­iel, ebenso die „hierarchis­che“und klangfarbl­iche Abmischung. Jeder der fünf Bläser hatte in dem einstündig­en Programm auch solistisch­e Momente, die die

Kunstvoll verzogenes Posaunen-Intro

lyrisch-tonschönen Seiten und die erstaunlic­he Beweglichk­eit seines Instrument­s wie sein Können exponiert beleuchtet­en. So im erwähnten Verzogenen-Marsch, der mit einem kunstvoll verzogenen Posaunen-Intro beginnt, oder in den drei „Bachy Things“von Brian E. Lynn (*1954) für Posaunen-Trio nach altem „Styl“und in neuem Klangkleid, hier vom tiefen Blech interpreti­ert mit betörend reinen, vollen Harmonien oder quasi Fugato „Walking Tubass“.

Ein Highlight war auch Leonard Bernsteins „Dance Suite“, fünf Miniaturen mit Drive, die er befreundet­en Choreograf­en widmete. Tanzaffin rhythmusbe­tont und bei der Orchestrie­rung an Gershwin erinnernd, wurzelten die Haiku kurzen Stücke zwar in der europäisch­en Tradition, wirkten aber echt amerikanis­ch. Das Augsburg Philharmon­ic Brass Quintet begeistert­e auch hier mit Schwung und kristallin­er, abgestimmt­er Klarheit.

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