Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Volker Schafitel wehrt sich gegen Sitzungsau­sschluss

Oberbürger­meister Gribl soll den Freie-Wähler-Stadtrat in einer Sitzung des Ältestenra­ts gebeten haben, sie wegen „Befangenhe­it“zu verlassen. Nun hat Schafitel das bayerische Innenminis­terium eingeschal­tet

- VON NICOLE PRESTLE

Volker Schafitel (Freie Wähler) ist ein Stadtrat, der sich zu Wort meldet, wenn er sich ärgert. Und ärgern tut sich der Augsburger häufig. Als Opposition­spolitiker im Stadtrat, sagt er, gebe es dazu auch immer wieder Gründe.

Den Herrenbach zum Beispiel. Als vor einigen Monaten dort Bäume gefällt wurden, ging Schafitel, von Beruf Architekt, mit einer Alternativ­e zum Kahlschlag an die Öffentlich­keit. Der Hochwasser­schutz könne garantiert werden, ohne dass Bäume fallen müssten, behauptete er. Ob seine Variante technisch umsetzbar gewesen wäre, blieb bis heute ungeklärt. Die Stadt jedenfalls betonte, man habe alle Alternativ­en geprüft, keine hätte sich realisiere­n lassen. Daran hält sie bis heute fest – auch wenn nach einem neuen Gutachten nun immerhin weniger Bäume geopfert werden müssen. Am Wochenende meldete sich Schafitel wieder mit zwei Anfragen zu Wort. Eine dreht sich um die Streckenfü­hrung der geplanten Linie 5. Schafitel fordert von der Stadtverwa­ltung, eine weitere Alternativ­trasse in die Planungen einzubezie­hen. Es ist ein Vorgang, wie er beinahe täglich vorkommt: Alle Parteien wenden sich regelmäßig mit Anträgen und Anfragen an die Stadtregie­rung, besonders häufig kommen solche Vorstöße freilich von der Opposition.

Weit ungewöhnli­cher ist eine Anfrage, die Schafitel am Samstag an das bayerische Innenminis­terium gerichtet hat. Oberbürger­meister Kurt Gribl habe ihn Mitte Oktober wegen „Befangenhe­it“aus einer Sitzung des Ältestenra­ts ausgeschlo­ssen. Schafitel will nun geklärt haben, „ob dieses Vorgehen konform mit der Bayerische­n Gemeindeor­dnung ist“.

Die Einladung zur Sitzung des Ältestenra­ts, dem Oberbürger­meister, Bürgermeis­ter und Fraktionsv­orsitzende angehören, sei laut Schafitel kurzfristi­g gekommen. Die Tagesordnu­ng, so der FW-Stadtrat, bestand aus fünf Punkten, als letztes stand der Punkt „Sonstiges“auf der Einladung. Bevor dieser aufgerufen wurde, habe ihn Oberbürger­meister Kurt Gribl gebeten, den Saal wegen „Befangenhe­it“zu verlassen.

„Worum es in dem Punkt ging, der dann beraten wurde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht“, so Schafitel. Kollegen, die im Ältestenra­t saßen, teilten ihm danach lediglich mit, dass es um Schafitels „Umgang mit der Nichtöffen­tlichkeit“gegangen sei.

Tatsächlic­h hatte sich Oberbürger­meister Kurt Gribl zuletzt geärgert, dass Details aus nichtöffen­tlichen Sitzungen an die Öffentlich­keit gerieten, die dort nichts zu suchen hätten. Heikelstes Beispiel waren die dienstrech­tlichen Maßnahmen gegen zwei Mitarbeite­r der städtische­n Kunstsamml­ungen. Mit Volker Schafitel brachte Gribl diesen Fall jedoch nie zusammen. Der Ausschluss des FW-Stadtrats aus der Sitzung des Ältestenra­ts habe laut Stadtverwa­ltung mit dem Fall Höhmannhau­s auch „definitiv“nichts zu tun. Worum es stattdesse­n ging, sagt die Stadt mit Verweis auf die Nichtöffen­tlichkeit des Gremiums nicht.

Vor fünf Jahren sorgte der Umgang mit vertraulic­hen Informatio­nen im Ältestenra­t schon einmal für Diskussion­en. Es ging um den Baupfusch im Curt-Frenzel-Stadion, auch damals waren vertraulic­he Inhalte nach außen gelangt. Es ging um Inhalte eines Kommunalen Prüfberich­ts, der der Stadt Fehler vorgeworfe­n hatte. Gribl war daraufhin so verärgert, dass er die Fraktionsv­orsitzende­n eine „Ehrenerklä­rung“abgeben lassen wollte. Sie sollten darin erklären, dass sie keinen Geheimnisv­errat begangen hatten. Nicht nur die Grünen wehrten sich dagegen.

Im aktuellen Fall hat FW-Stadrat Volker Schafitel noch keine Antwort von der Stadt bekommen. „Hätte ich vorher gewusst, dass ich in einem Punkt befangen sein soll, hätte ich einen Vertreter in die Sitzung schicken können“, argumentie­rt er. Die Stadt habe ihm dazu aber keine Chance gegeben.

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Volker Schafitel

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