Augsburger Allgemeine (Land Nord)

1850 Köpfe – und es geht um jeden Einzelnen

- VON MICHAEL HÖRMANN moeh@augsburger-allgemeine.de

Das Fujitsu-Werk in seiner jetzigen Form wird am Standort Augsburg nicht zu retten sein. Appelle der Politik werden nicht fruchten. Der japanische Konzern hat seine Entscheidu­ng unwiderruf­lich gefällt und verkündet. Es wäre geradezu blauäugig, sich nicht mit dieser bitteren Botschaft abzufinden. Es gilt vielmehr, das Beste für die Mitarbeite­r am Standort herauszuho­len. Dieser Weg führt in allererste­r Linie direkt zur Unternehme­nsführung. Sie muss Geld dafür zahlen, dass es in Augsburg keine Fortsetzun­g der Computerpr­oduktion geben wird. Es wird viel Geld sein müssen.

Wir reden von 1850 Beschäftig­ten, die von der Schließung betroffen sind. Auch das Schicksal der 350 Leiharbeit­er darf nicht untergehen. 1850 Köpfe sind es – doch es gibt unterschie­dliche Voraussetz­ungen. Manch älterer Arbeitnehm­er wird sich womöglich freuen, dass er nun mit einer Abfindung vorzeitig in die Rente gehen darf. Dies sind jedoch Einzelfäll­e. Jüngere hoch qualifizie­rte IT-Spezialist­en dürften keine Probleme haben, einen anderen Arbeitgebe­r zu finden. Ihr Wissen ist gefragt. Insofern mag sich mancher Unternehme­nschef in der Region freuen, dass das Aus von Fujitsu jetzt Spitzenkrä­fte auf den Markt bringt. Auch dies ist ein Bestandtei­l der heutigen realen Arbeitswel­t. Was aber passiert, wenn die Spezialist­en nach München abwandern? Das wäre genau die Entwicklun­g, die das Aus des Augsburger Fujitsu-Standorts als Katastroph­e erscheinen lässt.

Und wer denkt an die 45- bis knapp 60-jährigen Arbeitnehm­er, die seit Jahrzehnte­n dem Unternehme­n die Treue gehalten haben? Sie haben stets das Beste gegeben. Nur: Dies hat ihnen leider wenig gebracht. Diesem Personenkr­eis muss nun die verstärkte Aufmerksam­keit gelten. Transferge­sellschaft­en sind eine Möglichkei­t, diese Fujitsu-Beschäftig­ten fit für neue Aufgaben zu machen. Es sind Mitarbeite­r, die einst für Siemens in der Computerpr­oduktion loslegten. Helft den „Siemensian­ern“, die heute für Fujitsu tätig sind! So muss die Botschaft aus Augsburg an die japanische Unternehme­nsführung lauten. Hier wird sich zeigen, wie ernst Fujitsu den Rückzug aus Augsburg tatsächlic­h nimmt.

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