Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gesundheitliche Probleme durch Chlor?
Eine Frau aus Dinkelscherben klagt über Ausschläge und schwere Infekte, seit das Trinkwasser desinfiziert wird
Eine Frau aus Dinkelscherben klagt über Ausschläge und schwere Infekte, seit in der Marktgemeinde das Trinkwasser mit Chlor desinfiziert wird. In Diedorf, wo derzeit ebenfalls gechlort wird, überlegen offenbar einige Kunden, nicht mehr für das Wasser zu zahlen.
Dinkelscherben/Diedorf Seit das Wasser gechlort wird, geht es der Frau schlecht. Hautausschläge, schwere Infekte, Magen-DarmReizungen und eine geschwächte Immunabwehr: In einem Brief an die Marktgemeinde beschreibt die Dinkelscherberin, wie sich ihr Gesundheitszustand in den letzten Monaten verändert hat. Sie ist offenbar nicht die Einzige, die Probleme mit dem gechlorten Wasser hat: „Ich habe das schon öfters gehört. Es war dann aber nicht so dramatisch wie beim aktuellen Fall“, berichtet Bürgermeister Edgar Kalb. Er hat den Brief der Dinkelscherberin ans Gesundheitsamt weitergeleitet.
Die Behörde erklärt allgemein: In einer geringen Dosierung, wie sie am Ausgang der Wasserwerke oder
im Rohrnetz erfolgt, sei Chlor für die Gesundheit vollkommen unbedenklich. Die Desinfektion des Trinkwassers durch Chlor sei ein in Deutschland vom Umweltbundesamt geprüftes und zugelassenes Verfahren. Und: Bei den in Deutschland zugelassenen Chlorkonzentrationen bestehe keine Gesundheitsgefährdung.
Als vor zwei Jahren in Deubach das Wasser gechlort werden musste, wurden ebenfalls Klagen über Hautausschläge oder Atemwegsprobleme laut. Chefärztin Julia Welzel, die Leiterin der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Augsburger Klinikum, sagte damals: Die Konzentration im Trinkwasser sei zu gering für Hautreaktionen oder Atemwegsprobleme, die auf Chlor im Trinkwasser zurückzuführen ließen. Und: „Vielleicht reagieren die Betroffenen auf andere Dinge allergisch. Das sollte man abklären lassen. Außerdem könnten auch andere Ursachen dahinterstecken. Im Winter bekommt man zum Beispiel schneller eine trockene Haut.“
Eine andere Beobachtung hatte damals der Deubacher Landwirt Georg Kraus gemacht. Seine Tiere hätten das gechlorte Wasser getrunken und stellenweise das Fell verloren. Etliche Kälbchen seien so krank geworden, dass sie verendeten.
Auch in Diedorf, wo wie in Dinkelscherben gechlort wird und bei einer bekannten Chlorallergie der Kontakt mit dem Arzt oder mit dem Gesundheitsamt empfohlen wird, schmeckt das Wasser nicht allen.
Es gibt offenbar Kunden, die sich überlegen, für das gechlorte Wasser nicht mehr zu bezahlen. Bürgermeister Peter Högg sagt: „Das geht nicht. In unserer Satzung steht ganz klar, dass gezahlt werden muss, auch wenn gechlort wird.“Wer seine Rechnung nicht begleicht, müsse mit einem Mahnverfahren rechnen. In der Folge könne es sogar zu Zwangsvollstreckungsmaßnahmen und im äußersten Fall zur Einstellung der Wasserlieferung kommen, teilt die Kommunalaufsicht am Landratsamt mit. Die Anschlussnehmer an die öffentliche Wasserversorgungseinrichtung hätten demnach zwar einen Anspruch darauf, dass sie die Gemeinde mit Trinkwasser beliefert, dessen Beschaffenheit den Anforderungen der entsprechenden Verordnung genügt. Einen Anspruch auf einen bestimmten Geschmack gebe es aber nicht. Das Gesundheitsamt stellt klar: Auch bei der Chlorung handelt es sich um einwandfreies Trinkwasser.
Die Frau aus Dinkelscherben, die jüngst in einem Brief an die Verwaltung ihre Sorgen um die eigene Gesundheit ausdrückt, wird das aber kaum beruhigen. Sie ist nach ihrer Schilderung im Sommer bereits zweimal längere Zeit verreist: Nämlich dorthin, wo es kein gechlortes Wasser gibt.