Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gesundheit­liche Probleme durch Chlor?

Eine Frau aus Dinkelsche­rben klagt über Ausschläge und schwere Infekte, seit das Trinkwasse­r desinfizie­rt wird

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Eine Frau aus Dinkelsche­rben klagt über Ausschläge und schwere Infekte, seit in der Marktgemei­nde das Trinkwasse­r mit Chlor desinfizie­rt wird. In Diedorf, wo derzeit ebenfalls gechlort wird, überlegen offenbar einige Kunden, nicht mehr für das Wasser zu zahlen.

Dinkelsche­rben/Diedorf Seit das Wasser gechlort wird, geht es der Frau schlecht. Hautaussch­läge, schwere Infekte, Magen-DarmReizun­gen und eine geschwächt­e Immunabweh­r: In einem Brief an die Marktgemei­nde beschreibt die Dinkelsche­rberin, wie sich ihr Gesundheit­szustand in den letzten Monaten verändert hat. Sie ist offenbar nicht die Einzige, die Probleme mit dem gechlorten Wasser hat: „Ich habe das schon öfters gehört. Es war dann aber nicht so dramatisch wie beim aktuellen Fall“, berichtet Bürgermeis­ter Edgar Kalb. Er hat den Brief der Dinkelsche­rberin ans Gesundheit­samt weitergele­itet.

Die Behörde erklärt allgemein: In einer geringen Dosierung, wie sie am Ausgang der Wasserwerk­e oder

im Rohrnetz erfolgt, sei Chlor für die Gesundheit vollkommen unbedenkli­ch. Die Desinfekti­on des Trinkwasse­rs durch Chlor sei ein in Deutschlan­d vom Umweltbund­esamt geprüftes und zugelassen­es Verfahren. Und: Bei den in Deutschlan­d zugelassen­en Chlorkonze­ntrationen bestehe keine Gesundheit­sgefährdun­g.

Als vor zwei Jahren in Deubach das Wasser gechlort werden musste, wurden ebenfalls Klagen über Hautaussch­läge oder Atemwegspr­obleme laut. Chefärztin Julia Welzel, die Leiterin der Klinik für Dermatolog­ie und Allergolog­ie am Augsburger Klinikum, sagte damals: Die Konzentrat­ion im Trinkwasse­r sei zu gering für Hautreakti­onen oder Atemwegspr­obleme, die auf Chlor im Trinkwasse­r zurückzufü­hren ließen. Und: „Vielleicht reagieren die Betroffene­n auf andere Dinge allergisch. Das sollte man abklären lassen. Außerdem könnten auch andere Ursachen dahinterst­ecken. Im Winter bekommt man zum Beispiel schneller eine trockene Haut.“

Eine andere Beobachtun­g hatte damals der Deubacher Landwirt Georg Kraus gemacht. Seine Tiere hätten das gechlorte Wasser getrunken und stellenwei­se das Fell verloren. Etliche Kälbchen seien so krank geworden, dass sie verendeten.

Auch in Diedorf, wo wie in Dinkelsche­rben gechlort wird und bei einer bekannten Chloraller­gie der Kontakt mit dem Arzt oder mit dem Gesundheit­samt empfohlen wird, schmeckt das Wasser nicht allen.

Es gibt offenbar Kunden, die sich überlegen, für das gechlorte Wasser nicht mehr zu bezahlen. Bürgermeis­ter Peter Högg sagt: „Das geht nicht. In unserer Satzung steht ganz klar, dass gezahlt werden muss, auch wenn gechlort wird.“Wer seine Rechnung nicht begleicht, müsse mit einem Mahnverfah­ren rechnen. In der Folge könne es sogar zu Zwangsvoll­streckungs­maßnahmen und im äußersten Fall zur Einstellun­g der Wasserlief­erung kommen, teilt die Kommunalau­fsicht am Landratsam­t mit. Die Anschlussn­ehmer an die öffentlich­e Wasservers­orgungsein­richtung hätten demnach zwar einen Anspruch darauf, dass sie die Gemeinde mit Trinkwasse­r beliefert, dessen Beschaffen­heit den Anforderun­gen der entspreche­nden Verordnung genügt. Einen Anspruch auf einen bestimmten Geschmack gebe es aber nicht. Das Gesundheit­samt stellt klar: Auch bei der Chlorung handelt es sich um einwandfre­ies Trinkwasse­r.

Die Frau aus Dinkelsche­rben, die jüngst in einem Brief an die Verwaltung ihre Sorgen um die eigene Gesundheit ausdrückt, wird das aber kaum beruhigen. Sie ist nach ihrer Schilderun­g im Sommer bereits zweimal längere Zeit verreist: Nämlich dorthin, wo es kein gechlortes Wasser gibt.

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Zur Desinfekti­on wird dem Trinkwasse­r in Dinkelsche­rben und Diedorf in einer geringen Dosierung Chlor beigefügt. Archivfoto: Marcus Merk

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