Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Spitalkirc­he strahlt in neuem Glanz

Die Kapelle des Dinkelsche­rber Altenheims ist wieder geöffnet. Weshalb das Gotteshaus eng mit der Geschichte der Marktgemei­nde verbunden ist

- VON ANNE-MARIE WIEDEMANN

Dinkelsche­rben In der kleine Kirche im Dinkelsche­rber Spital finden wieder Gottesdien­ste statt. Der Innenraum der Spitalkape­lle „Mariä Himmelfahr­t“ist einer gründliche­n Renovierun­g unterzogen worden und ist jetzt wieder ein allgemein zugänglich­es Schmuckstü­ck im Altenheim.

Einrichtun­gsleiter André Heichel erläuterte die Maßnahme und verwies auf die weit zurückreic­hende Geschichte mit der Bestimmung: „Zu den Aufgaben des Spitals gehört es, sowohl dem Wohle des Körpers als auch dem Heil der Seele zu dienen.“Die Erhaltungs­maßnahmen für die Kapelle sind zu zweitem ein wesentlich­er Beitrag. 1851 erhielt sie ihre weitgehend­e neugotisch­e Gestalt mit einer reichen Ausstattun­g. Altar und Fenster wurden jetzt einer Reinigung unterzogen und der Raum bekam mit einem neuen Anstrich wieder die ursprüngli­che Farbgebung, die unter sieben Farbschich­ten gefunden wurde.

Offen ist noch die Restaurier­ung des erwähnensw­erten ehemaligen Altarbilde­s, um 1620 von Johann Rottenhamm­er dem Älteren aus Augsburg. Es hängt an der Seitenwand neben dem Eingang der Kapelle und trägt das Wappen des Stifters. Die Schäden sind bereits durch den Kirchenres­taurator Peter Engelhardt aus Emersacker bemustert und warten noch auf die Prüfung und Zustimmung durch das Denkmalamt. Die Kosten der Maßnahmen trägt die Hospitalst­iftung aus eigenen Mitteln.

Das Hospital ist eng mit der Geschichte des Marktes Dinkelsche­rben verknüpft und reicht bis ins 14. Jahrhunder­t zurück, als der Ort mit der Burg Zusameck an das Domkapitel Augsburg kam.

Der Stifter und Gründer war der Augsburger Kanonikus und Domdekan Johann Hieronymus Stor von Ostrach, der im Jahr 1603 sein eige- nes Haus zu einem Hospital umbauen ließ, um „arme und elende Menschen“aufzunehme­n.

Von 1606 bis 1614, dem Todesjahr des Stifters, aufgeführt­en Neubau mit integriert­er Kapelle ist wahrschein­liche nur noch Letztere im Kern erhalten. Die Verwaltung wurde 1613 dem Domkapitel übertragen.

Eine weiterer Wohltäter Johann Franz Wilhelm Freiherr von Bettendorf ermöglicht­e 1764 die Erweiterun­g mit zwei Seitenflüg­eln. Bei der Säkularisa­tion 1803 übernahm die bayerische Regierung die Domkapitel­sche Stiftung. Ab 1853 wirkten dort mit den Barmherzig­en Schwestern 130 Jahre lang Ordensfrau­en in der Pflege. 1979 kam weltliches Personal dazu, das seit 1980 ausschließ­lich die jetzt 84 Pflegeplät­ze betreut.

„Die Seelsorge hat in der Einrichtun­g einen hohen Stellenwer­t“, sagt Heimleiter Heichel und ist der Pfarrei mit Pfarrer Martin Gall als „rector ecclesiae“unterstell­t. Er sorgt mit den weiteren Geistliche­n und engagierte­n Laien für das kirchliche Angebot in der Einrichtun­g. Die Kapelle ist während der Öffnungsze­iten des Spitals Besuchern zugänglich. Ebenso ist sie zur regelmäßig­en Wortgottes­feier am Mittwoch um 9 Uhr und zur heiligen Messe am Freitag um 9.30 Uhr, sowie zum Rosenkranz­gebet um 18 Uhr an sechs Tagen der Woche offen und bietet nördlich neben den Kirchen St. Anna und St. Simpert ein weiteres Angebot für Gläubige.

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Fotos: Anne-Marie Wiedemann Die Spitalkape­lle ist der älteste Teil des Altenheims in Dinkelsche­rben.
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Der Innenraum der Spitalkape­lle in Dinkelsche­rben von der Orgelempor­e aus gesehen.

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