Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das ist die höchste Statue der Welt

Indiens Premiermin­ister Modi weiht das 182 Meter hohe Bildnis eines Unabhängig­keitshelde­n ein. Für den Bau wurden 185 Familien zur Umsiedelun­g gezwungen

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Mit einem Feuerwerk in den Nationalfa­rben und unter scharfen Sicherheit­svorkehrun­gen ist in Indien die höchste Statue der Welt eingeweiht worden. Die Skulptur des indischen Unabhängig­keitshelde­n Sardar Vallabhbha­i Patel, der außerhalb des Landes weit weniger bekannt ist, ist nach offizielle­n Angaben 182 Meter hoch und ragt damit doppelt so weit in den Himmel wie die Freiheitss­tatue in New York.

Sie überragt damit auch deutlich den 128 Meter hohen ZhongyuanB­uddha in China, der bisher als welthöchst­e Statue gegolten hatte. Von unabhängig­er Seite nachgemess­en hat die Höhe der neuen goldenen Figur aber bisher niemand.

Das Denkmal steht in einem entlegenen Teil des indischen Bundes- staats Gujarat, dem Heimatstaa­t von Regierungs­chef Narendra Modi. Seine Errichtung zählte zu Modis Lieblingsp­rojekt. Der Tag der Einweihung werde in die Geschichte Indiens eingehen, sagte der nationalis­tisch-hinduistis­che Premier während der pompösen Zeremonie, bei der Blüten aus Helikopter­n auf die Statue rieselten.

Modi würdigte Sardar Patels „strategisc­hes Denken“, das Land nach seiner Unabhängig­keit im Jahr 1947 zusammenzu­bringen. Patel, der damals die meisten Fürstensta­aten Britisch-Indiens überredet hatte, sich dem neuerdings unabhängig­en Indien anzuschlie­ßen, wird vor allem von den Hindu-Nationalis­ten in Modis Partei BJP verehrt. Die „Statue der Einheit“sei ein „Symbol unserer Ingenieurs­kunst und unseres technische­n Könnens“, sagte der Premier.

Die Mega-Statue wurde innerhalb von knapp vier Jahren errichtet, knapp 100000 Tonnen Beton und Stahl wurden für sie verbaut. Ihr Bau ist höchst umstritten. Rund 185 Familien mussten umgesiedel­t werden und bekamen als Entschädig­ung 475 Hektar neues Land. Immer wieder gab es Proteste gegen die Enteignung­en und die Kosten von 29,9 Milliarden Rupien (358 Millionen Euro). Auch dass nicht nur indische Arbeiter, sondern viele chinesisch­e am Bau beteiligt waren, sorgte für Unmut in Indien. Weil die Behörden Proteste fürchteten, säumten an jeder Straßeneck­e Polizisten die Einweihung­szeremonie, die Sicherheit­svorkehrun­gen waren hoch. Es blieb aber ruhig.

Die indischen Behörden hoffen, dass täglich rund 15000 Besucher zur Statue auf dem indischen Land kommen und Eintritt für die Aussichtsp­lattform in 153 Metern Höhe zahlen. Die nächstgele­gene Stadt Vadodora ist allerdings rund 100 Kilometer entfernt.

Das Bauwerk könnte übrigens in einigen Jahren seinen Ruf als welthöchst­e Statue schon wieder verlieren: Indien baut derzeit an der Küste von Mumbai ein Denkmal für den König und Kriegsheld­en Shivaji aus dem 17. Jahrhunder­t. Den bisherigen Planungen zufolge soll es 212 Meter hoch werden.

 ?? Foto: Ajit Solanki, AP, dpa ?? Die „Statue der Einheit“, zur Eröffnung bei Sonnenunte­rgang perfekt in Szene gesetzt: Die 182 Meter hohe, mit Bronze verkleidet­e Skulptur stellt den indischen Unabhängig­keitshelde­n Sardar Vallabhbha­i Patel dar und wurde vom indischen Premiermin­ister Modi eingeweiht.
Foto: Ajit Solanki, AP, dpa Die „Statue der Einheit“, zur Eröffnung bei Sonnenunte­rgang perfekt in Szene gesetzt: Die 182 Meter hohe, mit Bronze verkleidet­e Skulptur stellt den indischen Unabhängig­keitshelde­n Sardar Vallabhbha­i Patel dar und wurde vom indischen Premiermin­ister Modi eingeweiht.

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