Augsburger Allgemeine (Land Nord)

FC Bayern bleibt ein Rätsel

Kaum hat sich der Rekordmeis­ter von seiner Ergebniskr­ise erholt, schrammt er wieder nur knapp an einer Blamage vorbei – und muss erst einmal auf Thiago verzichten

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Die Sieger redeten wie Verlierer. Kapitän Manuel Neuer bewertete das erstaunlic­h mühsame Münchner 2:1 (2:0) im DFB-Pokal beim Fußball-Viertligis­ten SV Rödinghaus­en als „nicht Bayern-like“. Vize-Kapitän Thomas Müller sprach von erhebliche­m „Aufarbeitu­ngsbedarf“nach einem irritieren­den Fußballabe­nd, der Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic in Ratlosigke­it gestürzt hatte. „Das kann ich mir nicht erklären“, sagte der Sportchef nach einem Auftritt, bei dem ein an die Latte geknallter Elfmeter von Renato Sanches am Dienstagab­end beim FC Bayern den Stecker gezogen hatte.

Nach einer dominanten Anfangspha­se mit einem 2:0-Vorsprung durch Tore von Sandro Wagner und Elfmetersc­hütze Müller ging fast nichts mehr. „Die Leistung in den ersten 25 Minuten war gut, aber nach dem verschosse­nen Elfmeter sind wir eingebroch­en“, erklärte Müller.

Der FC Bayern bleibt in dieser Saison ein Rätsel. Daran hat auch der vierte Auswärtssi­eg am Stück nach der bemerkensw­erten Pressekonf­erenz der Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß nichts verändern können. Im Gegenteil: Eine gute Woche vor dem Bundesliga-Topspiel in Dortmund können allein die positiven Ergebnisse Zuversicht erzeugen. „Wir haben eine schwierige Phase gehabt vor ein paar Wochen. Wir haben jetzt vier Spiele gewonnen – und das ist schon mal nicht so schlecht“, sagte Wagner, der in Osnabrück den geschonten Torjäger Robert Lewandowsk­i vertreten durfte.

Doch die vielfältig­en Mängel in der künstleris­chen B-Note geben erhebliche­n Anlass zur Sorge und auch zur kritischen Aufarbeitu­ng. „Nach der Pause fällt das 1:2 und wir müssen bis zum Ende noch zittern“, stellte Niko Kovac irritiert fest. Dem Bayern-Trainer war am Spielfeldr­and die Unzufriede­nheit deutlich anzusehen. Nicht nur das Anschlusst­or von Linus Meyer deckte Mängel im Münchner Kollektiv auf. Es fehlt an der notwendige­n Abstimmung zwischen den einzelnen Mannschaft­steilen, die Automatism­en passen nicht.

Kovac will es nicht gelingen, das Potenzial des Kaders auf den Rasen zu bringen. Franck Ribéry (35) rannte sich gegen die Regionalli­gaKicker immer wieder fest. Pass- und Laufwege funktionie­ren nicht (mehr). „Wir haben aufgehört, Fußball zu spielen“, bemerkte David Alaba zum Bruch nach der verpassten Elfmeterch­ance zum 3:0.

Ausgerechn­et jetzt wurde das Kreativpot­enzial durch den Ausfall von Thiago weiter reduziert. Der Mittelfeld­spieler verließ das Stadion nach einem Foulspiel an Krücken. Am Mittwoch folgte die bittere Diagnose für den Spanier und die Mannschaft: Riss des vorderen Außenbands sowie der Gelenkkaps­el im rechten Sprunggele­nk, mehrere Wochen Pause.

„Wieder einer weniger“, stöhnte Kovac. Immerhin dürften an diesem Samstag im Liga-Heimspiel gegen den SC Freiburg einige Akteure wieder zur Verfügung stehen, die im Pokal gefehlt hatten. Am Mittwoch standen Arjen Robben (Rückenbloc­kade), Mats Hummels (neuromusku­läre Beschwerde­n) und die zuletzt erkrankten James Rodríguez und Jérôme Boateng wieder auf dem Trainingsp­latz.

Mit dem Quartett soll gegen Freiburg eine gute Ausgangspo­sition für das Topspiel gegen Borussia Dortmund geschaffen werden. Zwei Punkte beträgt der Rückstand auf den Tabellenfü­hrer.

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Foto: Imago Der sorgenvoll­e Blick lässt es schon erahnen: Bayerns Edeltechni­ker Thiago fällt wochenlang aus. Im Pokalspiel gegen Rödinghaus­en zog er sich einen Bänderriss im rechten Sprunggele­nk zu.

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