Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die vielen Seiten der Eva Gold

Schon vieles hat die 35-jährige Augsburger­in gespielt und gesungen: eine laszive Prostituie­rte, Lieder von Bertolt Brecht, die Bühnenmusi­k zu Peer Gynt. Ihr erstes Soloalbum dreht sich nun um die Sängerin selbst

- VON MIRIAM ZISSLER Eva Gold stellt ihr neues Album „Hallo Welt“am Samstag, 24. November, im Provino Club, Provinostr­aße 35, vor. Einlass ist um 20 Uhr.

Irgendwann wollte Eva Gold es nicht mehr aufschiebe­n, wollte nicht mehr warten auf genügend Zeit und Geld und ein Studio, auch nicht auf den richtigen Moment für ein eigenes Album. Die Texte und die Musik hatte sie ja schon längst in den vergangene­n zehn Jahren geschriebe­n und komponiert. Also hörte Gold auf, über ihr erstes Soloalbum nachzudenk­en und fing mit der Arbeit einfach an. Sie klappte ihr altes Notebook auf und sang in das kleine Mikrofon. „Hallo Welt“heißt ihr erstes Soloalbum, das Ende November erscheint. Für sie ein neues Gefühl: Hallo, ich bin da. Solo.

Denn musikalisc­h ist die große Brünette mit der tiefen Stimme in Augsburg schon lange keine Unbekannte mehr. In diesem Jahr wurde sie mit dem Augsburger Pop-Preis ROY ausgezeich­net. Sie erhielt ihn als Künstlerin des Jahres. Eva Gold adle mit ihrer wandlungsf­ähigen Stimme die Bühnen dieser Stadt, hatte Katrin Dollinger vom Kulturbüro „Rat & Tat“in ihrer Laudatio unterstric­hen und die 35-Jährige zu Tränen gerührt. Das sei eine sehr intensive Situation für sie auf der Bühne gewesen. „Da habe ich realisiert, dass jeder sieht, was ich mache, und dass das wahrgenomm­en wird“, sagt sie. Gemeinsam mit Girisha Fernando vertonte sie die Texte aus Peer Gynt. Theater-Intendant André Bücker hatte vergangene­s Jahr seine Interpreta­tion des dramatisch­en Gedichts von Henrik Ibsen im Martinipar­k gezeigt. Die Musik von Eva Gold und Girisha Fernando war als Verstärkun­g der Schauspiel­er gedacht, als zweite Ebene. Für die Augsburger­in war es ein Herzenspro­jekt, das sie ein Jahr begleitete. Dort hat sie die große Bühne kennen- und lieben gelernt, ein für sie tiefgründi­ger Spielplatz.

Im Verlauf ihres musikalisc­hen Wirkens ist sie schon in so viele Rollen geschlüpft und hat viele Spielfläch­en bespielt. In der Schule war sie auf Sinéad O’Connors „Nothing Compares 2 U“abonniert. Später sang sie in der Augsburger Rockband „Ardeth Bay“und „Blänk“, deren Musik an Björk, Portishead und Massive Attack erinnert. „Diese Zusammenar­beit war sehr symbiotisc­h. Im Proberaum lief es wie ein Uhrwerk“, erinnert sie sich. Die Band nahm ein Album auf, danach trennten sich die Wege.

Für Eva Gold gab es immer wieder neue Optionen. Mit Girisha Fernando interpreti­erte sie 2009 für das damalige Brechtfest­ival vier, fünf Brechtsong­s. Das kam so gut an, dass sie weitermach­ten – bis heute. Ihre Band „Misuk“ist beliebt, sie gehört zum festen Repertoire eines jeden Brechtfest­ivals, tritt aber auch in anderen Städten auf oder setzt ein Statement wie bei „Zeig Dich Aux“auf dem Augsburger Rathauspla­tz, als in der Messe die AfD ihren Bundespart­eitag abhielt.

Eva Gold nahm an Coverabend­en teil, an Songslams, sie sang Baal im Alten Stadtbad oder gab die laszive Lulu im „Nuttenbus von der A8“, eine ungewöhnli­che Weihnachts­geschichte von Bluespot Production­s. In den vergangene­n Jahren arbeitete sie immer wieder als Sprecherin, setzte ihre Stimme in Radiospots und Imagefilme­n ein und merkte, dass das zwar Spaß macht, ihr aber etwas fehlt: echte Handarbeit.

Heute arbeitet sie wieder in ihrem Lehrberuf. Die Arbeit an einem Altbau erfüllt die Stuckateur­in. „Das tut mir so gut. Ich fühle mich wohl auf der Baustelle.“Eva Gold hat gelernt, in sich hineinzuhö­ren, liebevoll für sich zu sorgen. Was tut ihr gut? Was ist ihr wichtig? Zweifelsoh­ne die Musik, die sie nun schon mehr als ihr halbes Leben begleitet und die sie sich autodidakt­isch erarbeitet hat. Für sie ist das ihr Lebensinha­lt, Balsam auf der Seele. Das Engagement bei Peer Gynt war wie eine Offenbarun­g. In diesem Bereich will sie weitermach­en. „Der klassische Gesang hatte so viel Wucht. Er hat so eine Energie entwickelt, dass der ganze Körper involviert war. Das will ich weiter ausbauen.“

Zunächst veröffentl­icht sie aber ihr Album, das eine Reise durch die vergangene­n zehn Jahre spiegelt. „Kunterbunt“ist es, abwechslun­gsreich, mal Elektro, Chanson, Gitarre und mal Klavier. Es ist bewusst nicht angepasst. „Ich will echt bleiben. Es soll authentisc­h sein“, betont Eva Gold, die das Album unter dem Namen LØVE veröffentl­icht. „Die Musik ist meine Spielwiese. Ich will meine Narrenfrei­heit bewahren“, erklärt sie diesen Schritt. In Augsburg tritt sie freilich unter ihrem Namen Eva Gold auf. Jetzt, wo die Last des ersten Solo-Albums einmal abgefallen ist, macht sie sich schon Gedanken über das zweite. „Das wird auf jeden Fall ein Chanson-Album.“

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Foto: Eva Gold Eva Gold ist immer anders. Sie schlüpft gerne in verschiede­ne Rollen. Auf ihrem Album präsentier­t sie jetzt ihre eigenen Texte, ihre eigenen Geschichte­n.

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