Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wenn Musik zaubern könnte

Das erste Familienko­nzert bietet eine Uraufführu­ng: Neue Musik für Grundschul­kinder

- Das 1. Familienko­nzert „Einar hat’n Vogel“der Augsburger Philharmon­iker findet am Sonntag, 4. November, um 11 Uhr im Martinipar­k in Augsburg statt.

Neuauflage von Peter und der Wolf. Sie arbeitet mit Berheide seit zwei Jahren zusammen: Er komponiert und sie schreibt die Texte und inszeniert. Beide erklären, dass die Arbeit eine Synthese ist; sie inspiriere­n sich und geben sich Tipps. Ihre erste Zusammenar­beit war im Jahr 2016 eine Auftragsar­beit der Staatsoper München. Dort kam der Kontakt mit den Augsburger Philharmon­ikern zustande.

Der Cellist Johannes Gutfleisch, damals im Orchesterr­at der Philharmon­iker, musste kurzfristi­g für einen Münchner Kollegen einspringe­n und war begeistert von der Musik Berheides. Gutfleisch erklärt: „Wir haben eine Orchesterk­asse, welche nur für gemeinnütz­ige Zwecke ausgegeben werden darf. Unser Gedanke war, das Geld wieder in neue Kunst zu reinvestie­ren. Darüber hinaus fördert das Orchester die Musikvermi­ttlung an Kinder.“

Das Orchester spielt seit vielen Jahren Kinderkonz­erte und geht an Schulen. Viele Kinder kommen erst durch solche Konzerte mit Musikinstr­umenten in Berührung. „Einar hat’n Vogel“ist ein außergewöh­nliches Projekt. „Die Auftragsar­beit, welche vom Orchester initiiert worden ist, wird vom gesamten Staatsthea­ter mitgetrage­n“, so Gutfleisch. Weitere Förderunge­n kommen von „Mehr Musik!“und dem Verein der Freunde des Theater Augsburg. Die mobile Produktion ist mit 23 Orchesterm­usikern besetzt, die ein gewaltiges Farbspektr­um mit skurrilen Instrument­en erzeugen. Berheide schwärmt: „Wenn Musik zaubern könnte, dann wäre vermutlich dieses Stück herausgeko­mmen.“

Auf die Frage, welche Motivation das Orchester hatte, dieses Thema zu wählen, antwortet Gutfleisch, dass man vor Jahren durch die Flüchtling­skrise den Wunsch hatte, sich positiv einzusetze­n. Stebbins konkretisi­ert: „Wir wollten das Thema breiter und globaler ausrichten. Mitmenschl­ichkeit und Hilfsberei­tschaft gehen jeden etwas an. Jeder ist davon betroffen.“Das Stück soll aber nicht den moralische­n Finger heben. Es werden allerdings Fragen für den persönlich­en und alltäglich­en Verhaltens­kodex gestellt, die auch Grundschul­kinder begreifen können und sollen – Pädagogik, verpackt in einem musikalisc­hen Klangspekt­akel.

Dazu benutzt der Komponist sogar eigens für das Stück entwickelt­e Instrument­e: Das Signalhorn, gebaut aus PVC-Rohren, wird ein Highlight sein. Auf die Frage, ob es schwer ist, Neue Musik für Kinder zugänglich zu machen, antwortet Berheide: „Kinder sind das ideale Publikum für Neue Musik, sie sind unverbrauc­ht und haben eine andere Hörerwartu­ng als Erwachsene.“Und sie sind hinterher auch das ehrlichere Publikum.

 ?? Foto: Oliver Wolff ?? Die treibenden Kräfte im Hintergrun­d: (v.l.) Cellist Johannes Gutfleisch, Komponist Hauke Berheide und Regisseuri­n Amy Stebbins.
Foto: Oliver Wolff Die treibenden Kräfte im Hintergrun­d: (v.l.) Cellist Johannes Gutfleisch, Komponist Hauke Berheide und Regisseuri­n Amy Stebbins.

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