Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wo Pendler parken
Die Stadt Friedberg will an ihrem Autobahnanschluss bei Derching einen neuen Parkplatz bauen. Bei Adelzhausen gibt es einen solchen schon seit einigen Jahren, ganz im Gegensatz zu Dasing
Der Verkehr auf der Autobahn wird immer dichter, der Stress am Steuer, der teure Sprit, die Kilometer, die sich beim Unterhalt des Autos bemerkbar machen: Es gibt viele Gründe, die dafür sprechen, Fahrgemeinschaften zu bilden. Erst recht auf dem täglichen Arbeitsweg. Wer aber nicht an der Haustür abgeholt wird, muss irgendwo sein Auto abstellen. Die München-Pendler tun das in der Region gern in Autobahnnähe.
Ausgewiesene Pendlerparkplätze gibt es im Landkreis Augsburg in Autobahnnähe nicht. Das ist auch in Friedberg im Wittelsbacher Land bislang der Fall. Die Anschlussstelle dort nutzen dennoch viele Berufspendler, um Fahrgemeinschaften zu bilden. Mangels eigener Parkplätze stellen sie ihre Autos im Gewerbegebiet ab, was dort laut Stadtverwaltung teilweise zu Verkehrsbehinderungen führt. Die Stadt Friedberg plant deshalb an der Neuen Bergstraße beim Gewerbegebiet Derching einen fast 8000 Quadratmeter großen Park-und-Mitfahr-Platz, kurz P+M-Platz. Der Planungsund Umweltausschuss des Stadtra- hat bereits zugestimmt, den Bebauungsplan zu erlassen. Geplant sind etwa 130 Parkplätze. Durch seine Lage gleich bei der Autobahn und der AIC 25 gilt der Platz als ideal.
Adelzhausen ist schon weiter: Dort gibt es seit sechs Jahren einen offiziellen Pendlerparkplatz, wenn auch mit 30 Plätzen deutlich kleiner als der bei Derching geplante. Die Gemeinde war schon viele Jahre vorher ein beliebter Treffpunkt für Fahrgemeinschaften, hauptsächlich nach München, weiß Bürgermeister Lorenz Braun. „Die Autos waren wild an den Feldwegen geparkt“, erinnert er sich. Auch im Ort und rund um die Kapelle St. Salvator standen Fahrzeuge. Weder für die Pendler noch für die Anlieger zufriedenstellend.
Mitte 2009 nahm die Gemeinde deshalb das Thema Parkplatz in Angriff und schon im Herbst wurde ein langfristiger Pachtvertrag mit der Bischöflichen Finanzkammer für das Grundstück bei der Kapelle St. Salvator geschlossen. Im Juli 2012 war der Parkplatz fertig und wurde mit kirchlichem Segen seiner Bestimmung übergeben. Die Gemeinde bekam dafür auch einen Zu- schuss. „Am Anfang ist es langsam angelaufen“, hat Braun beobachtet. Mittlerweile sei der Platz täglich voll.
Für den Bürgermeister ist der Parkplatz „eine ganz gute Sache“. Weil der Parkplatz auch Stellflächen für die Besucher der Kapelle umfasst, sei auch dort das Wildparken gebannt. Man habe schon wegen der Lastwagen um die Fundamente des kleinen Kirchleins gefürchtet, so Braun. Die Kapelle gehört der Gemeinde, die somit auch für den Unterhalt verantwortlich ist. Bislang klappt es auch, dass die Stellplätze für die Kirchenbesucher frei gehalten werden. Braun sieht es so: „Mit dem Parkplatz haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.“
Einen solchen Pendlerparkplatz vermisst in Dasing bislang Anja Heiß. Die Aichacherin trifft sich dort seit zweieinhalb Jahren täglich mit einem Arbeitskollegen aus Dietes dorf (Landkreis Augsburg) und fährt mit ihm zusammen zur Arbeit nach Ismaning nördlich von München. Öffentliche Verkehrsmittel sind für sie keine Alternative. „Da wäre ich einfach mindestens eine Stunde länger unterwegs – ohne Verspätungen oder Zugausfälle.“Dazu kommt der finanzielle Faktor. Über 200 Euro im Monat spart sie durch die Fahrgemeinschaft, schätzt sie. Da ist die Abnutzung ihres Autos noch nicht berücksichtigt. „Und die Zeit im Stau ist auch angenehmer, wenn man nicht allein im Auto sitzt“, sagt sie. Nur das Parken bei Dasing sei schwierig, sagt die 25-Jährige. Sie stellt ihr Auto an einer Sackgasse in Autobahnnähe ab. „Da stehen immer ganz viele Autos.“Ein gutes Gefühl hat sie dabei aber nicht. In dem Umfeld dort hätten viele Eigentümer ihre Grundstücke schon abgesperrt, damit dort niemand parkt oder durchfährt. „Ein richtiger Parkplatz für Pendler wäre toll, damit es nicht doch mal Ärger gibt“, sagt sie.
Ärger hat sie laut Dasings Bürgermeister Erich Nagl jedoch nicht zu befürchten. Das Parken dort sei nicht verboten. Für einen PendlerParkplatz sehe er derzeit aber keine Notwendigkeit, sagt er. Auch im Gemeinderat wurde das bislang nicht diskutiert. Thema waren dort laut Nagl lediglich Probleme während der Freibadsaison. „Da stehen dann 15 Autos den ganzen Tag über beim Eingang und schwer bepackte Mütter mit Kindern müssen ganz hinten parken“, sagt der Bürgermeister.
Der Gemeinderat reagierte darauf mit einer Zusatzbeschilderung, dass der vordere Bereich während der Freibadsaison für Badegäste reserviert ist. Ansonsten dürfe man bei der Freizeitanlage sein Auto abstellen. „Wenn die vernünftig parken, haben wir nichts dagegen.“
Wer eine Fahrgemeinschaft bilden möchte, im eigenen Betrieb aber nicht fündig wird, der kann im Internet über eine Mitfahrzentrale fündig werden. Eine solche war einige Jahre auch über die Seite des Landkreises Aichach-Friedberg zu erreichen. Weil der Zugang selten bis gar nicht genutzt wurde, ist sie von dort wieder verschwunden, berichtet Wolfgang Müller, Pressesprecher des Landratsamtes. Die Mitfahrzentrale gibt es aber nach wie vor: Zu finden ist sie unter www.mifaz.de.