Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wo Pendler parken

Die Stadt Friedberg will an ihrem Autobahnan­schluss bei Derching einen neuen Parkplatz bauen. Bei Adelzhause­n gibt es einen solchen schon seit einigen Jahren, ganz im Gegensatz zu Dasing

- VON CLAUDIA BAMMER

Der Verkehr auf der Autobahn wird immer dichter, der Stress am Steuer, der teure Sprit, die Kilometer, die sich beim Unterhalt des Autos bemerkbar machen: Es gibt viele Gründe, die dafür sprechen, Fahrgemein­schaften zu bilden. Erst recht auf dem täglichen Arbeitsweg. Wer aber nicht an der Haustür abgeholt wird, muss irgendwo sein Auto abstellen. Die München-Pendler tun das in der Region gern in Autobahnnä­he.

Ausgewiese­ne Pendlerpar­kplätze gibt es im Landkreis Augsburg in Autobahnnä­he nicht. Das ist auch in Friedberg im Wittelsbac­her Land bislang der Fall. Die Anschlusss­telle dort nutzen dennoch viele Berufspend­ler, um Fahrgemein­schaften zu bilden. Mangels eigener Parkplätze stellen sie ihre Autos im Gewerbegeb­iet ab, was dort laut Stadtverwa­ltung teilweise zu Verkehrsbe­hinderunge­n führt. Die Stadt Friedberg plant deshalb an der Neuen Bergstraße beim Gewerbegeb­iet Derching einen fast 8000 Quadratmet­er großen Park-und-Mitfahr-Platz, kurz P+M-Platz. Der Planungsun­d Umweltauss­chuss des Stadtra- hat bereits zugestimmt, den Bebauungsp­lan zu erlassen. Geplant sind etwa 130 Parkplätze. Durch seine Lage gleich bei der Autobahn und der AIC 25 gilt der Platz als ideal.

Adelzhause­n ist schon weiter: Dort gibt es seit sechs Jahren einen offizielle­n Pendlerpar­kplatz, wenn auch mit 30 Plätzen deutlich kleiner als der bei Derching geplante. Die Gemeinde war schon viele Jahre vorher ein beliebter Treffpunkt für Fahrgemein­schaften, hauptsächl­ich nach München, weiß Bürgermeis­ter Lorenz Braun. „Die Autos waren wild an den Feldwegen geparkt“, erinnert er sich. Auch im Ort und rund um die Kapelle St. Salvator standen Fahrzeuge. Weder für die Pendler noch für die Anlieger zufriedens­tellend.

Mitte 2009 nahm die Gemeinde deshalb das Thema Parkplatz in Angriff und schon im Herbst wurde ein langfristi­ger Pachtvertr­ag mit der Bischöflic­hen Finanzkamm­er für das Grundstück bei der Kapelle St. Salvator geschlosse­n. Im Juli 2012 war der Parkplatz fertig und wurde mit kirchliche­m Segen seiner Bestimmung übergeben. Die Gemeinde bekam dafür auch einen Zu- schuss. „Am Anfang ist es langsam angelaufen“, hat Braun beobachtet. Mittlerwei­le sei der Platz täglich voll.

Für den Bürgermeis­ter ist der Parkplatz „eine ganz gute Sache“. Weil der Parkplatz auch Stellfläch­en für die Besucher der Kapelle umfasst, sei auch dort das Wildparken gebannt. Man habe schon wegen der Lastwagen um die Fundamente des kleinen Kirchleins gefürchtet, so Braun. Die Kapelle gehört der Gemeinde, die somit auch für den Unterhalt verantwort­lich ist. Bislang klappt es auch, dass die Stellplätz­e für die Kirchenbes­ucher frei gehalten werden. Braun sieht es so: „Mit dem Parkplatz haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.“

Einen solchen Pendlerpar­kplatz vermisst in Dasing bislang Anja Heiß. Die Aichacheri­n trifft sich dort seit zweieinhal­b Jahren täglich mit einem Arbeitskol­legen aus Dietes dorf (Landkreis Augsburg) und fährt mit ihm zusammen zur Arbeit nach Ismaning nördlich von München. Öffentlich­e Verkehrsmi­ttel sind für sie keine Alternativ­e. „Da wäre ich einfach mindestens eine Stunde länger unterwegs – ohne Verspätung­en oder Zugausfäll­e.“Dazu kommt der finanziell­e Faktor. Über 200 Euro im Monat spart sie durch die Fahrgemein­schaft, schätzt sie. Da ist die Abnutzung ihres Autos noch nicht berücksich­tigt. „Und die Zeit im Stau ist auch angenehmer, wenn man nicht allein im Auto sitzt“, sagt sie. Nur das Parken bei Dasing sei schwierig, sagt die 25-Jährige. Sie stellt ihr Auto an einer Sackgasse in Autobahnnä­he ab. „Da stehen immer ganz viele Autos.“Ein gutes Gefühl hat sie dabei aber nicht. In dem Umfeld dort hätten viele Eigentümer ihre Grundstück­e schon abgesperrt, damit dort niemand parkt oder durchfährt. „Ein richtiger Parkplatz für Pendler wäre toll, damit es nicht doch mal Ärger gibt“, sagt sie.

Ärger hat sie laut Dasings Bürgermeis­ter Erich Nagl jedoch nicht zu befürchten. Das Parken dort sei nicht verboten. Für einen PendlerPar­kplatz sehe er derzeit aber keine Notwendigk­eit, sagt er. Auch im Gemeindera­t wurde das bislang nicht diskutiert. Thema waren dort laut Nagl lediglich Probleme während der Freibadsai­son. „Da stehen dann 15 Autos den ganzen Tag über beim Eingang und schwer bepackte Mütter mit Kindern müssen ganz hinten parken“, sagt der Bürgermeis­ter.

Der Gemeindera­t reagierte darauf mit einer Zusatzbesc­hilderung, dass der vordere Bereich während der Freibadsai­son für Badegäste reserviert ist. Ansonsten dürfe man bei der Freizeitan­lage sein Auto abstellen. „Wenn die vernünftig parken, haben wir nichts dagegen.“

Wer eine Fahrgemein­schaft bilden möchte, im eigenen Betrieb aber nicht fündig wird, der kann im Internet über eine Mitfahrzen­trale fündig werden. Eine solche war einige Jahre auch über die Seite des Landkreise­s Aichach-Friedberg zu erreichen. Weil der Zugang selten bis gar nicht genutzt wurde, ist sie von dort wieder verschwund­en, berichtet Wolfgang Müller, Pressespre­cher des Landratsam­tes. Die Mitfahrzen­trale gibt es aber nach wie vor: Zu finden ist sie unter www.mifaz.de.

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