Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Anschlussv­erwendung dringend gesucht

Nach dem angekündig­ten Aus für den Standort Augsburg soll schnellstm­öglich bekannt werden, wie der Konzern die Abwicklung gestalten will. Minister Pschierer will neue Arbeitsplä­tze in anderen Firmen fördern

- VON NICOLE PRESTLE UND EVA MARIA KNAB

Die Beschäftig­ten des Computerhe­rstellers Fujitsu sollen so schnell wie möglich Klarheit darüber bekommen, welche Perspektiv­en sich ihnen nach dem Aus des Standorts bieten. Dies forderte Bayerns Wirtschaft­sminister Franz Josef Pschierer am Dienstagab­end in einem Gespräch, an dem unter anderem die Augsburger Standortve­rantwortli­che Vera Schneevoig­t teilgenomm­en hatte.

Pschierer sicherte im Rahmen des Treffens, zu dem er und Arbeitsmin­isterin Kerstin Schreyer nach München eingeladen hatten, seine volle Unterstütz­ung für die Beschäftig­ten von Fujitsu zu: „ Gemeinsam werden wir alles dafür tun, um für die Beschäftig­ten zeitnah möglichst wohnortnah­e Perspektiv­en zu entwickeln.“Schreyer forderte „passgenaue Lösungen“vor allem für die Mitarbeite­r, die „besonderen Unterstütz­ungsbedarf“haben. „Ich denke dabei in erster Linie an Qualifizie­rungsmaßna­hmen und einen maßgeschne­iderten Sozialplan“, sagte sie nach dem Gespräch.

Teilgenomm­en hatten neben den Ministern und Schneevoig­t auch Vertreter des Betriebsra­ts von Fujitsu, Oberbürger­meister Kurt Gribl, Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber, Vertreter der schwäbisch­en Wirtschaft­skammern, der Bundesagen­tur für Arbeit sowie der IG Metall und des Arbeitgebe­rverbands der Metall- und Elektroind­ustrie. Schneevoig­t sicherte im Rahmen des Treffens zu, einen Etappenpla­n zu erarbeiten. Er soll bis 21. November vorliegen. Dann verhandeln Standortle­itung und Arbeitnehm­ervertrete­r über einen Interessen­sausgleich.

Eva Weber sprach von einem konstrukti­ven Gespräch in München. Offenbar ging es im Wirtschaft­sministeri­um auch um die Frage, ob nicht doch ein Teil des Unternehme­ns am Standort bleiben kann. Die IG Metall denkt dabei vor allem an den Bereich Forschung und Entwicklun­g, in dem rund 500 Mitarbeite­r beschäftig­t sind. Man wolle sich bei der Konzernlei­tung für einen Verbleib in Augsburg starkmache­n. Genau diese Fujitsu-Beschäftig­ten dürften nach Auskunft von Branchenke­nnern aber auch bei einem kompletten Aus für den Standort keine Probleme haben, neue Stellen zu finden. Schwierige­r wird es wohl für Angestellt­e, die einfachere Arbeiten verrichten, weil es solche Stellen in vielen Betrieben nicht mehr gibt.

Pschierer stellte am Mittwoch zusätzlich­e Fördermitt­el für die Region in Aussicht. Sie sollen vor allem an kleine und mittelstän­dische Unternehme­n fließen, die hier investiere­n und zusätzlich­e sozialvers­icherungsp­flichtige Arbeitsplä­tze schaffen. Der Minister sagte unserer Zeitung, der Freistaat werde das bestehende Bayerische Regionale Förderprog­ramm für die gewerblich­e Wirtschaft (BRF) ab 2019 aufstocken. „Wir geben in den Topf zusätzlich­es Geld, damit wir Anfragen aus der Region Augsburg schnellstm­öglich bedienen können.“Anträge aus der Region Augsburg könnten jetzt schon gestellt werden. Chancen für die Förderung gebe es vor allem für die klassische­n Bereiche Metall, Elektro und Maschinenb­au. Solche Stellen bieten laut Pschierer auch für die Fujitsu-Mitarbeite­r neue Jobperspek­tiven. Die Staatsregi­erung habe in den vergangene­n Jahren bereits „massiv in die Zukunft der Region“investiert – etwa in die Uniklinik, das Technologi­ezentrum und die außerunive­rsitäre Forschung. „Es gibt ein klares technologi­sches Profil“, so der Minister: Augsburg sei heute stark in der Umwelttech­nologie, in der Luft- und Raumfahrt und im Bereich der neuen Materialie­n.“Der Arbeitskrä­ftebedarf sei in all diesen Bereichen groß. Zur Eröffnung für eines dieser innovative­n Institute kam Pschierer am Mittwoch nach Augsburg: Das DLR-Institut für Test und Simulation für Gasturbine­n nimmt seine Arbeit im Augsburger Innovation­spark auf. Forschungs­schwerpunk­t der Einrichtun­g ist die Entwicklun­g und Prüfung neuer Triebwerks­technologi­en.

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Foto: Silvio Wyszengrad Über die Zukunft der Beschäftig­ten von Fujitsu in Augsburg wird weiter verhandelt.

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