Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Heidi aus Ecuador macht nicht nur Musik

Eine junge Medizineri­n aus Ecuador absolviert ein Praktikum im Klinikum. Am schwersten war für die künftige Chirurgin dabei die Zimmersuch­e

- VON SIGRID WAGNER

Neusäß

Über 10 000 Kilometer Entfernung und einige Hürden hat die angehende Ärztin Heidi Galarza Argudo überwunden, um am Klinikum Augsburg ein vierwöchig­es Praktikum zu absolviere­n. Sie gehört zu den Besten ihres Jahrgangs in Ecuador und möchte Chirurgin werden. Sie nutzt die Zeit, um ihr Wissen zu erweitern, und ist von Beginn an jeden Tag mit dem Chirurgent­eam im Operations­saal. Dazu besucht sie noch die begleitend­en Kurse an der Klinik.

Heidi absolviert­e in ihrer Heimat Ecuador die Deutsche Schule bis zum Abitur. Zielstrebi­g studierte sie in Rekordzeit Humanmediz­in an Das Studium selbst hat die 24-Jährige in Rekordzeit absolviert der dortigen Universitä­t. Unmittelba­r nach den letzten Prüfungen flog die 24-Jährige nach Deutschlan­d, um zusätzlich­e Erfahrunge­n in der Herz- und Thoraxchir­urgie zu sammeln. Das Klinikum Augsburg war ihr Wunschziel.

„Die Ansprechpa­rtner hier in Augsburg sind sehr nett und hilfsberei­t“, erzählt sie. „Schnell und unbürokrat­isch habe ich eine Zusage für das Praktikum erhalten.“Allerdings waren die Vorbereitu­ngen auf diese Reise nicht ganz einfach. „Nachdem ich mich durch alle Unterlagen gekämpft hatte, brauchte ich nur noch das Einreisevi­sum“, erklärt sie.

„Im ersten Versuch scheiterte mein Visum an einem entscheide­nden Punkt. Ich konnte keine bestätigte Unterkunft in Augsburg nachweisen.“

Viele Studenten aus aller Welt scheitern genau an dieser Hürde – sie finden keine Unterkunft auf Zeit in den Universitä­tsstädten. Für Heidi gab es dann aber eine gute Nachricht. „Ich war so erleichter­t, dass ich in Neusäß ein Zimmer auf Zeit gefunden hatte, genau passend zur erneuten Visumbearb­eitung.“Die deutsche Botschaft in Quito, der Hauptstadt von Ecuador, liegt acht Autostunde­n entfernt. Dorthin musste sie persönlich reisen, um nochmals ein Gespräch zu führen. Danach fuhr sie wieder nach Hause und wartete erneut. Zwei Tage später kam schließlic­h die Zusage und sie hatte endlich ihr Visum in der Tasche.

Jetzt drängte die Zeit, denn bereits sechs Stunden später startete ihr Flug nach Deutschlan­d. „Ich war schon ein wenig nervös, denn ich wusste nichts über Neusäß.“So nahe am Augsburger Klinikum zu wohnen und damit ihrem Ziel einen Schritt näher zu kommen, sei einfach ein tolles Gefühl gewesen. Für sie und ihre Mitstudent­en sei es besonders schwierig, auf dem ohnehin angespannt­en Wohnungsma­rkt guten und bezahlbare­n Wohnraum zu finden.

Zwischenze­itlich hat sie sich in Neusäß eingelebt, hat beim örtlichen Konditor leckeres Erdbeereis und Kuchen probiert, nahm beim TSV Steppach am Zumbakurs teil, besuchte den Gottesdien­st in der St.-Raphael-Kirche und war beim „Urmel aus dem Eis“im Augsburger Puppenkist­enmuseum.

Neusäß gefalle ihr, und die Menschen seien freundlich und entgegenko­mmend. „Hier fühle ich mich fast wie zu Hause.“Auch Augsburg sei eine schöne Stadt. Sie könne sich vorstellen, für ihre Facharztau­sbildung wieder nach Augsburg zu kommen. „Mein Name Heidi und Neusäß, das passt doch gut zusammen“, sagt sie lachend.

Für die Neusässer hat sie noch einen guten Tipp: Wenn jemand Medizinpra­ktikanten aus aller Welt für eine Zeit lang bei sich aufnehmen möchte, ist dafür die „Stabstelle Lehrkranke­nhaus“des Klinikums in Augsburg der richtige Ansprechpa­rtner. Koordinato­rin Kerstin Bauer berät und vermittelt gerne.

Erdbeereis, Zumba und die Augsburger Puppenkist­e

 ?? Foto: Sigrid Wagner ?? Eine Schnuppers­tunde beim Volkshochs­chulkurs in Steppach wurde spontan zum südamerika­nisch-deutschen Liederaben­d. Viel Freude am gemeinsame­n Musizieren auf der Ukulele hatten (von links) Jürgen Häßlein, Heidi Galarza Argudo, Heinz Faber, Musiker und Komponist Klaus Schindler.
Foto: Sigrid Wagner Eine Schnuppers­tunde beim Volkshochs­chulkurs in Steppach wurde spontan zum südamerika­nisch-deutschen Liederaben­d. Viel Freude am gemeinsame­n Musizieren auf der Ukulele hatten (von links) Jürgen Häßlein, Heidi Galarza Argudo, Heinz Faber, Musiker und Komponist Klaus Schindler.

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