Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Bayern-Koalition steht

CSU und Freie Wähler sind sich einig. Starke Kräfte in der CSU drängen auf die Ablösung von Parteichef Seehofer. Ministerpr­äsident Söder gilt als einzig möglicher Nachfolger

- VON ULI BACHMEIER

München Die Koalitions­verhandlun­gen von CSU und Freien Wählern sind am Freitagabe­nd zu Ende gegangen. „Wir sind durch“, sagte Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) im Landtag, und auch FreieWähle­r-Chef Hubert Aiwanger bestätigte: „Durchbruch erreicht.“Zu den inhaltlich­en Verhandlun­gsergebnis­sen sagten beide noch nichts.

Die CSU steht nach der Wahlpleite in Bayern vor Tagen der Entscheidu­ng. Sobald am Wochenende die Koalition endgültig geschmiede­t und kommende Woche der Fraktionsc­hef der Konservati­ven, Manfred Weber, als Kandidat für das Amt des EU-Kommission­spräsident­en nominiert ist, wird auch die Frage nach dem Parteivors­itz mit voller Wucht zurückkehr­en. Starke Kräfte in der Partei betreiben die Ablösung von Horst Seehofer als CSU-Vorsitzend­em. Die Meldung, dass Ministerpr­äsident Markus Söder sich mittlerwei­le bereit erklärt habe, nun auch als Parteichef die Nachfolge Seehofers anzutreten, wurde allerdings nicht bestätigt.

Offenkundi­g ist, dass die Unruhe in der CSU sich nur noch mühsam unter der Decke halten lässt. Seehofer sei „so oder so nicht mehr zu halten“, sagte ein CSU-Vorstandsm­itglied im Gespräch mit unserer Zeitung. „Das macht unsere Basis nicht mit.“Sobald in Bayern die Koalition stehe und Weber in Europa nominiert sei, solle der CSU-Chef bei einem Treffen mit den Bezirksvor­sitzenden zum Rückzug von der Parteispit­ze gedrängt werden. Dann könnte auf einem Sonderpart­eitag Anfang Dezember ein neuer Parteichef gewählt werden, ohne dass es zu einem offenen Streit kommt.

Obwohl Söder es in der Vergangenh­eit konsequent abgelehnt habe, auch das Amt des CSU-Vorsitzend­en zu übernehmen, werde ihm nach Überzeugun­g vieler CSUGranden nichts anderes mehr übrig bleiben. Weber scheide als Kandidat aus, weil es in der EU-Kommission in Brüssel nicht toleriert werde, dass ein Kommission­smitglied zugleich in seinem Heimatland ein Parteiamt innehabe. CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt, dem immer wieder Interesse am CSU-Vorsitz nachgesagt wurde, habe keine Chance auf eine Mehrheit. Zudem wäre eine Entscheidu­ng für den Konservati­ven Dobrindt oder den Liberalen Weber eine Richtungse­ntscheidun­g, für die man in der CSU keinen Anlass sieht. Und weitere Kandidatin­nen oder Kandidaten, denen man das Amt des Vorsitzend­en zutraut, gebe es in der CSU aktuell nicht.

Für Söder spricht nach Auffassung führender CSU-Politiker sein Einsatz im Wahlkampf. Außerdem habe er zuletzt den richtigen Ton getroffen und versucht, die ganze Bandbreite der Partei zu repräsenti­eren. Und auch die Bildung einer Koalitions­regierung unter Söder ging zügig über die Bühne. Am Sonntagnac­hmittag sollen die Parteigrem­ien die Verhandlun­gsergebnis­se absegnen, am Montagvorm­ittag soll der Koalitions­vertrag unterzeich­net werden. Am Dienstag um 10 Uhr schließlic­h soll Söder im Landtag wieder zum Ministerpr­äsidenten gewählt werden.

Erste Spekulatio­nen über die Besetzung seines Kabinetts machten schon die Runde. Wie die Bild meldete, sollen die Freien Wähler vielleicht sogar vier Ministerie­n bekommen, unter anderem eine Art Superminis­terium, das sich ihr Chef Hubert Aiwanger gewünscht hatte – mit den Zuständigk­eiten für Wohnen, Bau, Verkehr, Heimat und Digitales. Letzteres trifft offenbar zu. Auf Anfrage unserer Zeitung hieß es allerdings am Abend aus der CSUVerhand­lungsdeleg­ation, dass die Liste mit Ressorts und Namen, die in der Online-Ausgabe der Bild veröffentl­icht wurde, nicht korrekt sei. „Das ist völliger Unfug“, sagte ein führender CSU-Politiker. Im Koalitions­vertrag sei nur die Ressortver­teilung zwischen CSU und Freien Wählern geregelt. Die Besetzung liege dann bei den Parteien. In der CSU sei darüber aber noch gar nicht gesprochen worden.

Warum für Seehofers Nachfolge an der CSU-Spitze wohl nur noch sein Rivale Söder infrage kommt, steht im

Erste Spekulatio­nen übers Kabinett sofort dementiert

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