Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wahl 2020: So steht es um die Stadtregie­rung

Die CSU kann davon ausgehen, dass OB Kurt Gribl wieder antritt. Eine andere Personalie bereitet allerdings Ärger. Wie es um SPD, Grüne und das Dreierbünd­nis bestellt ist

- VON MICHAEL HÖRMANN moeh@augsburger-allgemeine.de

Der Ausgang der Landtagswa­hlen in Bayern und Hessen hat ein politische­s Erdbeben ausgelöst. Es rumort in der Union und bei der SPD, die zu den großen Wahlverlie­rern gehören. Die Grünen sind Sieger der beiden zurücklieg­enden Wahlen, auch wenn es für sie in Bayern nicht zu einer Regierungs­beteiligun­g reicht. Die politische Welt in Deutschlan­d ist gegenwärti­g kräftig in Bewegung, das Spitzenper­sonal steht teils vor der Ablösung. Der Ausgang ist offen.

Was dies mit Augsburg zu tun hat? Es sind nicht einmal mehr eineinhalb Jahre, bis die Kommunalwa­hl stattfinde­t. Im März 2020 entscheide­n die Augsburger über den Oberbürger­meister und die Zusammense­tzung des Stadtrats. Spätestens im Sommer 2019 werden die Parteien festgelegt haben, mit welchen Personen sie in die anstehende Wahl gehen. Bis Frühjahr 2020 regiert im Rathaus das Dreierbünd­nis von CSU, SPD und Grünen. Die Grünen sind Kooperatio­nspartner. Dies ist die abgeschwäc­hte Form eines Koalitions­partners. Dass das Dreierbünd­nis vor der Wahl zerbricht, ist nahezu ausgeschlo­ssen. Das Säbelrasse­ln um ein Baugebiet in Bergheim wird nicht zu einem Ausstieg der Grünen aus der Partnersch­aft führen, auch wenn sie zuletzt auf Konfrontat­ion zur CSU gegangen sind.

Die reale Politik spricht eine andere Sprache: Das Dreierbünd­nis ist dabei, den Doppelhaus­halt für die Jahre 2019 und 2020 auf den Weg zu bringen. Er beinhaltet die politische­n Wünsche und Zielsetzun­gen einzelner Projekte, mit denen die Parteien beim Wähler punkten wollen. Die Grünen können das Bündnis auch deshalb nicht verlassen, weil sonst ihr Umweltrefe­rent Reiner Erben in der Riege der Stadtregie­rung allein auf verlorenem Posten stünde. Hinzu kommt, dass die Erfolge der Grünen bei den Landtagswa­hlen andere Voraussetz­ungen für ein künftiges politische­s Agieren schaffen. Die Grünen wollen in die Regierungs­verantwort­ung. In Augsburg sind sie daran beteiligt. Es wäre kaum vermittelb­ar, dass man auf diese Machtkonst­ellation nunmehr freiwillig verzichtet. Die Augsburger Grünen werden dem Bündnis folglich treu bleiben.

Auch wenn es bis zur Kommunalwa­hl 2020 noch ein weiter Weg ist, sind aus heutiger Sicht die Ausgangsbe­dingungen für die Grünen deutlich besser als für die zuletzt arg gebeutelte SPD. Bei der Kommunalwa­hl im März 2014 kam die SPD auf 13 Stadträte (insgesamt sind es 60 Sitze), die Grünen erreichten sieben Sitze. Der Vergleich mag et- was hinken: Bei der Landtagswa­hl am 14. Oktober 2018 schnitten die Grünen in Augsburg doppelt so stark ab wie die Sozialdemo­kraten. Das Kräfteverh­ältnis der beiden Parteien wurde somit auf den Kopf gestellt. Dies lässt die Grünen darauf hoffen, dass sie auch bei der Kommunalwa­hl der SPD den Rang ablaufen könnten. Losgelöst von den gewaltigen Problemen auf Bundeseben­e muss es für die Augsburger SPD oberste Priorität sein, ein kompetente­s und attraktive­s Team von Stadtratsk­andidaten zu präsentier­en. Dass der negative Lauf der Partei nicht unbedingt geeignet ist, Quereinste­iger für eine Kandidatur zu begeistern, liegt auf der Hand. Das Abschmiere­n der SPD bei Wahlen in den zurücklieg­enden Jahren fördert keineswegs die Zuversicht, ab Mai 2020 den künftigen Oberbürger­meister in Augsburg zu stellen. Es muss für die SPD eher darum gehen, eine schlagkräf­tige Mannschaft für die Stadtratsw­ahl zu zimmern, als sich Gedanken über einen aussichtsr­eichen OB-Kandidaten zu machen.

Zumal nach dem Ausgang der Landtagswa­hl in Bayern, bei der die CSU ihre absolute Mehrheit verloren hat, fest davon auszugehen ist, dass CSU-Oberbürger­meister Kurt Gribl eine dritte Amtszeit ansteuert. Seit dem Jahr 2008 sitzt der 54-Jährige auf dem Chefsessel im Rathaus. Er selbst will sich erst zu gegebener Zeit äußern, wo er seine politische Zukunft sieht. In der CSU selbst geht jeder davon aus, dass man für die Wahl im März 2020 keinen Kandidaten suchen muss. Er ist längst da: Kurt Gribl.

Die CSU, die bei der Wahl 2014 insgesamt 23 Stadtratsm­andate errang, ist die derzeit dominante politische Kraft in der Stadtpolit­ik. Das will sie, geht es nach den eigenen Ansprüchen, unveränder­t bleiben. Spannend wird deshalb sein, mit welchem Team die CSU in die Stadtratsw­ahl geht. Das Ringen um vordere und somit chancenrei­chere Listenplät­ze dürfte bei keiner anderen Partei so ausgeprägt sein wie bei der CSU. Zoff ist programmie­rt, weil es bei der Aufstellun­g einer Stadtratsl­iste stets rumort. Der CSU könnte zudem ein hausgemach­tes Problem ins Haus stehen: Landtagsab­geordneter und Bezirksche­f Johannes Hintersber­ger hat vor wenigen Wochen verkündet, dass er bei der Wahl im Jahr 2019 wieder für den Parteivors­itz zur Verfügung stehe und somit weitermach­en wolle. Dem Vernehmen nach tätigte er diese Aussage ohne vorherige Absprache mit Führungsle­uten. Speziell beim Vorsitzend­en des Kreisverba­nds West, Leo Dietz, hat sich deshalb mächtig Ärger aufgestaut. Im Kreisverba­nd Ost mag die Personalie zumindest vorerst an der Spitze etwas gelassener aufgenomme­n werden. Kreisvorsi­tzender Andreas Jäckel hat den Sprung in den Landtag geschafft – für ihn persönlich sind die Dinge optimal gelaufen.

SPD braucht Team, der OB-Kandidat ist Nebensache

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Foto: Silvio Wyszengrad Am 16. März 2014 gewann ein strahlende­r Kurt Gribl die Oberbürger­meister-Wahl in Augsburg. Im März 2020 ist die nächste Kommunalwa­hl.
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