Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Diese Firma wagt sich in „Die Höhle der Löwen“

Drei Freunde aus Augsburg haben auf einer Urlaubsrei­se durch Ghana eine fixe Idee. Zwei von ihnen geben dafür sogar ihre festen Jobs auf. Sie gründen ein Start-up. Warum sie damit am Dienstag im Fernsehen zu sehen sind

- VON INA MARKS

Sie beide hatten nach ihrem Studium sichere Jobs, das Gehalt war gut. Aaron Armah arbeitete als Bauingenie­ur, sein Freund Jakob Hemmers als Informatik­er. Doch die gebürtigen Augsburger gaben ihre sicheren Berufe für eine fixe Idee auf. Diese präsentier­en die beiden 36-Jährigen nun am Dienstag in der bekannten TV-Gründersho­w „Die Höhle der Löwen“.

In Urlauben hat man oftmals kreative Ideen. Zumindest ging es den Augsburger Freunden so, als sie vor sieben Jahren nach Ghana reisten. Armahs Vater stammt aus Afrika. „Aaron wollte uns das Land mal zeigen“, sagt Jakob Hemmers. Mit dabei war noch Rolf Wagner. Die drei Freunde kennen sich seit der Grundschul­e.

Trotz unterschie­dlicher Studiengän­ge in verschiede­nen Städten haben sich die Augsburger nie aus den Augen verloren. Eines fiel ihnen auf der dreiwöchig­en Reise durch Ghana auf, erzählt Hemmers. „An den Straßen standen überall Säcke mit Holzkohle.“In Ghana wird Grillkohle aus Tropenwäld­ern hergestell­t“, fügt der 36-Jährige hinzu. „Lkw holen die Säcke ab und bringen sie zu den Seehäfen. Von dort werden sie zum größten Teil nach Europa transporti­ert.“Für die drei Freunde sei diese Erkenntnis wie ein Schock gewesen.

Nie zuvor hatten sie sich beim Grillen Gedanken gemacht, woher die Kohle stammen könnte. Laut Hemmers werden tatsächlic­h zwei Drittel der Grillkohle, die es in Deutschlan­d zu kaufen gibt, aus Ländern mit Tropenwäld­ern importiert. „Jährlich werden in Südamerika und Afrika hunderttau­sende Tonnen Tropenholz abgeholzt und irrsinnige­rweise einmal um die Welt transporti­ert, um bei uns im Grill auf Nimmerwied­ersehen zu verschwind­en“, fasst Aaron Armah die für ihn unglaublic­he Tatsache zusammen.“Die drei Männer hatten fortan eine Vision: die erste biozertifi­zierte Grillkohle der Welt herzustell­en. Das tun sie mit ihrem Start-up „Nero Grillkohle“.

Vor rund drei Jahren gründeten sie das Unternehme­n, das seinen Sitz in der Fuggerstad­t hat. Während Wagner seinen ursprüngli­chen Beruf als Elektroing­enieur behalten hat, wagten Hemmers und Armah das Risiko des Neuanfangs als Junguntern­ehmer. Nervenaufr­eibend und schwer sei die Anfangszei­t gewesen, gibt Hemmers zu. „Ich zum Beispiel bin Informatik­er und eigentlich ein klassische­r Nerd. Mit Grillkohle hatte ich vorher nichts am Hut.“So wie seine Kompagnons eben auch. Aber alle drei eint über die Freundscha­ft hinaus etwas: „Wir hatten schon immer Spaß daran, den Dingen auf den Grund zu gehen.“

Seit Anfang 2017 lassen die Augsburger nun biozertifi­zierte Grillkohle aus heimischem Gehölz herstellen. Diese gibt es nicht nur online auf ihrer Website zu bestellen. Die besondere Grillkohle ist deutschlan­dweit in sämtlichen Biogeschäf­ten, wie Alnatura, Denn’s oder Basic, erhältlich. „Nächstes Jahr nimmt uns der Baumarkt Obi mit ins Sortiment.“Auch in Österreich und Luxemburg steht ihr Produkt in den Regalen.

Die Junguntern­ehmer kaufen das heimische Holz aus biozertifi­zierten Forstbetri­eben. „Verwendet wird sogenannte­s Industrieh­olz, das zum Beispiel in Hackschnit­zelheizung­en landet. Unsere Grillkohle besteht zu 90 Prozent aus Buchen- und Eichenholz“, erklärt Jakob Hemmers. Produziert werde die Kohle in einem modernen Werk in der französisc­hen Champagne, das die aus der Herstellun­g gewonnene Energie zugleich in Ökostrom umwandelt.

Jakob Hemmers und Aaron Armah hoffen nun, dass sie bei ihrem Auftritt in der Gründersen­dung „Die Höhle der Löwen“bei den potenziell­en Investoren gut ankommen. Die Experten aus der Sendung, wie etwa Unternehme­r Carsten Maschmeyer, können ihr Geld als Risikokapi­talgeber investiere­n, im Gegenzug erhalten sie Firmenante­ile. Dass die Teilnahme an der Vox-Show durchaus einen riesigen Schub bringen kann, zeigt das Beispiel von Little Lunch.

Die Brüder Denis und Daniel Gibisch hatten vor vier Jahren ebenfalls ihre Jobs gekündigt. Sie wollten Bio-Suppen verkaufen. Der Auftritt im Fernsehen veränderte für sie alles. Auf einmal standen ihre Suppen, die vorher kaum jemand kannte, in jedem Supermarkt-Regal. Die Augsburger steigerten ihren Umsatz quasi über Nacht um 3000 Prozent. Mittlerwei­le haben sie einen Jahresumsa­tz von zwölf Millionen Euro. In diesem Jahr sollen es 20 Millionen Euro werden. Die Startup-Gründer von „Nero Grillkohle“haben zu den Gibisch-Brüdern längst Kontakt aufgenomme­n, wie Hemmers verrät.

Man holt sich Tipps. Hemmers und seine Freunde sehen die TVSendung als eine Plattform, um die Problemati­k der Grillkohle den Menschen nahe zu bringen. „Es kann doch nicht sein, dass wir auf die Herkunft unseres Grillfleis­ches achten, aber unter dem Fleisch das Holz aus Tropenwäld­ern verglüht“, sagt Hemmers leidenscha­ftlich.

Neben der Nero-Grillkohle, von der ein Sack mit 2,5 Kilogramm regulär 6,99 Euro kostet, stellen die Firmengrün­der auch Bio-Grillsoßen und -Gewürze her. „Von Holzkohle allein zu leben, ist schwer. Wir müssen uns breiter aufstellen.“Egal, wie ihre Präsentati­on am Dienstag bei den Investoren ankommt, die Augsburger haben eine Vision: „Wir sind die Grillmarke für nachhaltig­e Produkte. Irgendwann werden wir der Weber im Biosegment sein.“

OTV-Termin „Die Höhle der Löwen“, in der unter anderem die Augsburger auftreten, wird am Dienstag, 6. November, ab 20.15 Uhr auf Vox ausgestrah­lt. Mehr Infos zu dem Start-up-Unternehme­n unter www.nero-grillen.de.

 ?? Foto: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer ?? Die gebürtigen Augsburger Jakob Hemmers (links) und Aaron Armah präsentier­en mit „Nero Grillkohle“die erste Grillkohle mit Bio-Zertifizie­rung. Sie erhoffen sich ein Investment von 100 000 Euro für 10 Prozent der Anteile an ihrem Unternehme­n.
Foto: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer Die gebürtigen Augsburger Jakob Hemmers (links) und Aaron Armah präsentier­en mit „Nero Grillkohle“die erste Grillkohle mit Bio-Zertifizie­rung. Sie erhoffen sich ein Investment von 100 000 Euro für 10 Prozent der Anteile an ihrem Unternehme­n.

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