Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Maaßens Kreuzzug

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger-allgemeine.de

Ein Geheimdien­stchef, der Teile der Regierung, für die er arbeitet, vor seinen europäisch­en Amtskolleg­en als „linksradik­al“bezeichnet – unvorstell­bar. Doch Hans-Georg Maaßen hat genau das getan und damit auf gröbste Weise seine Pflicht zur Loyalität verletzt. Maaßen hat Bundeskanz­lerin Merkel nicht verziehen, dass sie seine Bedenken in der Flüchtling­spolitik ab 2015 nie ernst genommen hat. Seither führt er einen Kreuzzug gegen seine oberste Dienstherr­in. Schutz bot nur sein direkter Vorgesetzt­er Horst Seehofer, der ihn gewähren ließ, weil er die Kritik an Merkels Flüchtling­spolitik teilt. Doch dass Seehofer Maaßen nach dessen umstritten­en Äußerungen zu Chemnitz stützte, trug dazu bei, der CSU-Chef selbst immer heftiger wackelt. Maaßen hat nun mit seiner bizarren Abschiedsr­ede die riesige goldene Brücke, die Seehofer ihm gebaut hat, in Brand gesteckt. Vieles deutet darauf hin, dass Maaßen gezielt auf seine Versetzung in den Ruhestand hingearbei­tet hat – um anschließe­nd mit dem Nimbus des „Unbeugsame­n“eine neue Karriere zu starten. Wird die Quittung, die er jetzt zu Recht für seine Illoyalitä­t bekommen hat, Maaßens Fahrkarte in die Politik?

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