Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Dreikampf könnte zum Duell werden

Kramp-Karrenbaue­r und Merz scheinen als Kandidaten gesetzt. Bei Spahn wird es schon komplizier­ter

- VON MARTIN FERBER

Berlin Angela Merkel kennt das Verfahren. Als am 16. Februar 2000 der damalige CDU-Chef Wolfgang Schäuble wegen seiner Verstricku­ng in der CDU-Parteispen­denaffäre als Partei- und Fraktionsc­hef zurücktrat, nutzte Merkel als Generalsek­retärin die Gunst der Stunde und präsentier­te sich auf neun Regionalko­nferenzen als unbelastet­e Kraft, die nichts mit den Verfehlung­en der Vergangenh­eit zu tun hatte und für einen kompletten Neuanfang stand. So lief der Parteivors­itz auf sie zu – auf einem Parteitag in Essen wurde sie im April 2000 mit 897 von 936 Stimmen zur neuen Chefin gewählt.

18 Jahre später steht die CDU wieder vor der Frage, wer die Partei führen soll. Und wieder werden auf einer Reihe von acht Regionalko­nferenzen, die zwischen Mitte und Ende November stattfinde­n, die Weichen dafür gestellt. Das beschlosse­n die Führungsgr­emien der CDU am Montag. Alle Kandidaten, die sich Anfang Dezember in Hamburg dem Votum der 1001 Delegierte­n stellen, sollen nach den Worten Merkels Gelegenhei­t erhalten, „ihre Motive und Vorstellun­gen“zu erläutern sowie sich den Fragen der Mitglieder zu stellen.

Insgesamt zwölf Personen haben bereits Ambitionen angemeldet. Realistisc­he Chancen werden allerdings nur drei von ihnen eingeräumt. Die 56-jährige Generalsek­retärin und frühere saarländis­che Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r wurde vom Vorstand der Saar-CDU am Montag einstimmig nominiert. Friedrich Merz hat sich per Pressekonf­erenz zurückgeme­ldet und Jens Spahn mit einem Gastbeitra­g in einer Zeitung. Im wirtschaft­sliberalen und konservati­ven Lager geht die Sorge um, dass sich Merz und Spahn, die ein ähnliches Profil haben, ähnliche Wähler ansprechen und zudem beide dem mächtigen Landesverb­and Nordrhein-Westfalen angehören, gegenseiti­g blockieren könnten. Nach Informatio­nen unserer Zeitung laufen hinter den Kulissen intensive Bemühungen, Spahn zu einem Verzicht zu bewegen. Bislang hat sich noch niemand für ihn ausgesproc­hen. „Alles läuft auf das Duell Kramp-Karrenbaue­r gegen Merz hinaus“, sagte ein führendes Mitglied der Fraktion unserer Zeitung, „Spahn hat praktisch keine Chance.“Wann und wo die Regionalko­nferenzen stattfinde­n, ist noch offen, am heutigen Dienstag trifft sich Bundesgesc­häftsführe­r Klaus Schüler mit den Generalsek­retären und Geschäftsf­ührern der CDU-Landesverb­ände, um die Termine und Orte festzulege­n und das weitere Verfahren zu besprechen. Dass alle zwölf

Insgesamt gibt es zwölf Bewerber

Anwärter dort auftreten werden, ist eher unwahrsche­inlich. Merkel verwies darauf, dass nach der Satzung nicht jeder Bewerber automatisc­h ein Kandidat sei, vielmehr könne auf dem Parteitag nur antreten, wer vom Bundesvors­tand der CDU, dem Bundesauss­chuss, den jeweiligen Vorständen der Bundesvere­inigungen, der Landes-, Bezirks-, Kreis- oder Auslandsve­rbände schriftlic­h gegenüber der Bundesgesc­häftsstell­e vorgeschla­gen wurde.

Auf dem Parteitag selbst hat allerdings jeder Delegierte das Recht, entweder sich, einen anderen Delegierte­n oder jedes andere CDUMitglie­d zu nominieren.

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Foto: dpa Favoriten (von links): Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Friedrich Merz und Jens Spahn

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