Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Einstein war kein schlechter Schüler
Er rebellierte gegen sinnloses Pauken
Augsburg Die Geschichte klingt tröstlich für Schüler, die mit schlechten Noten kämpfen: Albert Einstein, der Inbegriff eines Genies, Nobelpreisträger und Entdecker der Relativitätstheorie, hatte auch Fünfen im Zeugnis. Das weckt Hoffnungen. Jeder kann ein Einstein werden, auch wenn es in der Schule nicht so läuft.
Doch die Behauptung stimmt leider nicht. Einstein, der 1879 in Ulm geboren wurde, war ein sehr guter Schüler. In Mathe und Physik fiel er schon früh wegen seiner herausragendende Leistungen auf. Mit 16 Jahren schrieb er seinen ersten wissenschaftlichen Essay. Auch in Latein und Griechisch hatte Einstein gute Noten. Nur Französisch lag ihm nicht so sehr.
Wie das Gerücht über den schlechten Schüler dann in die Welt gesetzt wurde? Ganz einfach. Einstein ging zunächst in München zur Schule. Nach Konflikten mit seinen Lehrern verließ er das Gymnasium ohne Abschluss, holte 1896 sein Abitur aber in der Schweiz nach. Seine Zeugnisse waren voll mit Fünfen und Sechsen. In Deutschland entspricht das Einsen und Zweien. Einsteins erster Biograf hatte schlicht das Schweizer Benotungssystem mit dem deutschen verwechselt.
Trotz seiner guten Leistungen soll Einstein kein besonders ehrgeiziger Schüler gewesen sein. Er hasste sinnloses Pauken und kam mit dem von Zucht und Ordnung geprägten Schulsystem des Deutschen Kaiserreichs nicht zurecht. Er rebellierte gegen Autoritäten. Die warfen ihm wiederum Respektlosigkeit vor. „Sie sind ein gescheiter Junge“, soll einer seiner Lehrer in Zürich gesagt haben, „aber Sie haben einen großen Fehler: Sie lassen sich nichts sagen.“